Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb

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Gegensprechanlage und erklärte: » Ich bringe Mrs Franco rein.«
    Dann führte sie Teresa aus dem Raum, den Korridor hinab und durch die Flügeltüren.
    Morris kam durch eine andere Tür herein. Er trug einen Anzug in der Farbe blank polierter Bronze und hatte seinen durchsichtigen Kittel abgelegt.
    » Mrs Franco, ich bin Dr. Morris. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    » Ich weiß nicht.« Sie umklammerte die Hand von ihrem Mann und trat näher an den Tisch. » Wie groß er ist«, murmelte sie. » Aber das war sein Vater auch. Lino, er hatte schon als Junge riesengroße Füße. Ich habe ihm immer gesagt, dass er da noch reinwächst, wie es junge Hunde tun. Und das hat er getan. Er war fast einen Meter achtzig groß, als er verschwand. Und furchtbar dünn. Er konnte essen, was er wollte, und blieb trotzdem immer dünn. Er war gertenschlank, und wenn er Ball gespielt hat, auch blitzschnell.«
    Eve bedachte Peabody mit einem vielsagenden Blick. » Basketball.«
    » Ja. Das war sein Lieblingssport.« Sie streckte eine Hand in Linos Richtung aus, zog sie dann aber noch einmal zurück. » Kann ich oder können Sie… das Laken. Vielleicht kann ich ihn ja einmal ohne Laken sehen.«
    » Lassen Sie mich das machen«, bot ihr Morris an. » Ich habe einen Schnitt gemacht…«
    » Ich weiß. Ja, ich weiß. Es ist okay.«
    Morris zog das Tuch vorsichtig bis zum Bauchnabel des Toten und trat einen Schritt zurück.
    Gleichzeitig machte Teresa einen Schritt nach vorn, streckte abermals die Hand aus, strich mit ihren Fingerspitzen über eine Stelle links auf seinem Brustkorb und stieß einen schluchzenden Seufzer aus.
    » Als er noch ein kleiner Junge war, habe ich ihn dort immer gekitzelt. So.« Sie zog eine kleine Zickzacklinie über seiner Brust. » Sehen Sie die Sommersprossen? Vier winzige Sommersprossen, angeordnet wie ein Z.«
    Eve betrachtete das schwache Muster, das kaum zu erkennen war. Das war sicher etwas, was nur eine Mutter sah.
    » Sehen Sie, was er für lange Wimpern hat? So lang und dicht wie die von einem Mädchen. Was ihm als kleinem Jungen immer peinlich war. Aber später, als er merkte, dass er mit den Wimpern Eindruck auf die Mädchen machen konnte, war er furchtbar stolz darauf.«
    » Kennen Sie die Blutgruppe von Ihrem Sohn?«, fragte Morris sie.
    » A negativ. Mit zehn hat er sich mal den rechten Arm gebrochen. Er hat versucht, sich heimlich durch das Fenster aus dem Staub zu machen und ist dabei ausgerutscht. Er hat damals schon versucht, sich heimlich aus dem Haus zu schleichen, dabei war er gerade mal zehn Jahre alt. Können Sie mir sagen, ob der Mann hier auf dem Tisch sich irgendwann als Junge mal den rechten Arm gebrochen hatte?«
    » Ja.« Morris berührte ihre Hand. » Ja, das hatte er.«
    » Dann ist das hier mein Sohn. Dann ist das hier Lino.« Sie beugte sich über den Toten auf dem Tisch, küsste ihn sanft auf die Wange und flüsterte ihm zu: » Siento tanto, mi bébé.«
    » Kommen Sie, Mrs Franco.« Peabody legte einen Arm um ihre Taille und führte sie sanft zur Tür. » Kommen Sie wieder mit raus.«
    Eve sah Teresa hinterher, als sie von ihrem Mann und Peabody gestützt den Raum verließ.
    » Für sie als Mutter ist das sicher furchtbar schwer«, stellte Morris leise fest. » Ganz egal, wie lange sie ihn schon nicht mehr gesehen hat.«
    » Ja. Es ist bestimmt nicht leicht für sie.« Eve wandte sich wieder dem Leichnam zu. » Er hatte sein Leben lang einen Menschen, der ihn liebte. Und trotzdem sieht es aus, als hätten ihn sämtliche Entscheidungen, die er jemals getroffen hat, hierher auf diesen Tisch geführt.«
    » Manche Menschen sind einfach total verkorkst.«
    » Ja.« Bei diesem Gedanken hellte ihre Stimmung sich ein wenig auf und sie blickte lächelnd in Morris’ mitfühlendes Gesicht. » Das sind sie auf jeden Fall.«

16
    Um Teresa etwas Zeit zu geben, ihre Fassung wiederzuerlangen, und um Penny noch ein wenig länger schmoren zu lassen, bat Eve Tony Franco, seine Frau auf das Revier zu bringen, reservierte den kleinsten Konferenzraum und bestellte sie dorthin.
    » Ich werde die Mutter übernehmen«, sagte sie ihrer Partnerin. » Ich habe bereits einige der unbekannten Toten aus der Gegend und der Zeit, in der Flores verschwunden ist, überprüft. Arbeiten Sie die Liste weiter ab, und wenn ich nicht in einer halbe Stunden wieder da bin, gucken Sie, was die spuckende Penny macht. Wahrscheinlich schreit sie bis dahin laut nach einem Anwalt. Lassen Sie sie einen