Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
Tierarzt muss«, erklärte Roarke mit einem Akzent, der von den nebelverhangenen Hügeln und den grünen Feldern Irlands sprach. » Und eine Fahrt zum Tierarzt könnte heißen, dass er eine Spritze kriegt.«
Draußen angekommen, lief sie einfach los. » Ich dachte, du wärst heute woanders. Wie zum Beispiel in der Mongolei.«
» Ich war in Minnesota.«
» Wo ist da der Unterschied?«
» Er besteht ganz einfach darin, dass die Mongolei in einem anderen Erdteil liegt.« Er glitt geistesabwesend mit dem Daumen über ihren Ehering. » Ich war tatsächlich dort, aber es ging alles schneller als erwartet, und jetzt kann ich mit meiner Frau an einem schönen Maiabend spazieren gehen.«
Sie drehte ihren Kopf und sah ihn an. » Hast du die Mongolei gekauft?«
» Minnesota.«
» Was auch immer.«
» Nein. Hättest du es gewollt?«
Sie lachte fröhlich auf. » Ich wüsste nicht, wozu.« Zufrieden legte sie den Kopf auf seine Schulter und sog, während sie durch ein kleines Wäldchen liefen, seinen Duft in ihre Lungen ein. » Ich habe heute einen neuen Fall hereingekriegt. Das Opfer hat eine katholische Totenmesse abgehalten und starb an vergiftetem Wein für das Abendmahl.«
» Das ist dein Fall?«
Sie verfolgte, wie die schwarze Seide seines Haars in der abendlichen Brise tanzte. » Du hast davon gehört?«
» Selbst in der wilden Mongolei interessiere ich mich noch für die Verbrechen, die hier in New York geschehen.«
» Minnesota.«
» Oh, du hast mir wirklich zugehört. Es war in East Harlem. Spanish Harlem. Deshalb hätte ich gedacht, dass sie jemanden aus dieser Gegend mit dem Fall betrauen, vielleicht jemanden, der einen Bezug zu der Gemeinde hat.«
» Wahrscheinlich haben sie das extra nicht getan, denn so bleibt die Objektivität gewahrt. Aber wie dem auch sei, ermittle ich in diesem Fall.« Sie kamen aus dem Wald heraus und schlenderten eine grüne Anhöhe hinauf. » Eine knifflige Geschichte und vor allem ein echter Knüller für die Medien, zumindest wird es das, wenn meine Vermutung stimmt.«
Roarke zog fragend eine Braue hoch. » Du weißt schon, wer der Mörder ist?«
» Nein. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der tote Kerl auf Morris’ Tisch kein Priester und nicht Miguel Flores ist. Das wird eine ganze Reihe Leute furchtbar ankotzen.«
» Dein Opfer hat sich also nur als Priester ausgegeben? Und warum?«
» Das weiß ich noch nicht.«
Roarke blieb stehen und sah sie an. » Wenn du nicht weißt, warum, woher weißt du dann, dass er sich als Priester ausgegeben hat?«
» Er hat eine Tätowierung entfernen lassen und hatte zwei alte Stichwunden.«
Er schwankte zwischen Belustigung und Unglauben. » Tja, nun, manche der Priester, mit denen ich in meinem Leben zu tun hatte, hätten uns beide mühelos unter den Tisch getrunken und es gleichzeitig problemlos mit einem ganzen Raum voll Schläger aufgenommen.«
» Das ist noch nicht alles«, meinte sie und setzte sich wieder in Bewegung, während sie weitersprach.
Als sie zu dem Gespräch mit dem Assistenten des Bischofs kam, blieb Roarke wie vom Donner gerührt stehen. » Du hast vor einem Priester geflucht?«
» Wahrscheinlich ja. Schließlich ist es ein bisschen schwierig, angepisst zu sein und Drohungen auszustoßen, wenn man dabei nicht fluchen kann. Und er war wirklich ein fürchterlicher Dickschädel.«
» Du hast dich gegen die Heilige Mutter Kirche gestellt?«
Eve sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. » Warum ist sie eine Mutter?« Als er einfach lächelte, stieß sie ein lautes Schnauben aus. » Nicht diese Art von Mutter. Ich meine, wenn die Kirche eine Sie ist, warum sind dann alle Priester Männer?«
» Eine ausgezeichnete Frage.« Er pikste sie spielerisch mit einem Zeigefinger an. » Auf die ich dir aber leider keine Antwort geben kann.«
» Bist du nicht irgendwie katholisch?«
Jetzt drückte sein Blick ein leichtes Unbehagen aus. » Nicht, dass ich wüsste.«
» Aber deine Familie ist katholisch. Deine Mutter war’s. Wahrscheinlich hat sie dich auch mit Wasser bespritzen lassen. Bei der Taufe, meine ich.«
» Ich wüsste nicht, dass ich…« Er fuhr sich unruhig durch das dunkle Haar. » Meine Güte, ist das was, worüber ich mir jetzt Gedanken machen muss? Auf alle Fälle hältst du nach meinem Gespräch mit diesem Kerl, wenn du vor mir in der Hölle landest, bitte ein Plätzchen für mich frei.«
» Sicher. Aber wie dem auch sei, wenn ich es schaffe, ihn dazu zu zwingen, mir Einsicht in die Akten zu
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