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Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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sah. » Ich habe alles, was ich will.«

4
    Nach dem Essen gab Eve Roarke sämtliche Informationen, die sie bisher über Flores hatte, und er nahm sie mit in sein Büro. Dann betrat auch sie ihr Arbeitszimmer, ging weiter in die angrenzende, kleine Küche, holte sich einen Becher Kaffee, trug ihn zu ihrem Schreibtisch, zog sich ihre Jacke aus und krempelte die Ärmel hoch.
    Galahad hatte es sich in ihrem Schlafsessel bequem gemacht und starrte sie erbost aus seinen zweifarbigen Augen an.
    » Ist ja wohl nicht meine Schuld, wenn du zu schissig bist, um rauszugehen.« Sie nippte an ihrem Kaffee, starrte ihrerseits den Kater reglos an und pikte mit ihrem Zeigefinger in die Luft, als sie ihn nach einem Augenblick vollkommener Stille blinzeln sah.
    » Ha. Gewonnen.«
    Beleidigt kehrte Galahad ihr seinen breiten Rücken zu, streckte eins von seinen Vorderbeinen aus und leckte sich das Fell.
    » Okay, jetzt haben wir es uns lange genug gemütlich gemacht.« Sie wandte sich ihrem Computer zu, rief die Akte Flores auf und setzte zu einer neuerlichen Überprüfung sämtlicher Personen mit Zugang zu dem Tabernakel an.
    Chale López, der in Rio Poco, Mexiko, geborene, boxende Priester, interessierte sie. Er hatte für sie nicht die Aura eines Verdächtigen, aber irgendetwas an dem Priester kam ihr seltsam vor. Er hatte den leichtesten Zugang zu dem Wein gehabt– und als Priester hätte er doch sicher eher als jeder andere bemerkt, dass mit dem Getränk im Kelch irgendetwas nicht in Ordnung war.
    Trotzdem gingen von ihm einfach nicht die Schwingungen eines Verdächtigen aus.
    Auch bezüglich des Motivs tappte sie noch vollkommen im Dunkeln.
    Ob es irgendwie um Sex gegangen war? Drei Männer teilten sich ein Haus, den Job, die Mahlzeiten und verbrachten obendrein noch fast ihre gesamte Freizeit miteinander. Durchaus möglich, dass man sich dann früher oder später auch in anderer Hinsicht näherkam. Auszuschließen war es nicht.
    Diese Art von Nähe sollten Priester sich verkneifen, doch sie suchten sie bereits, seit es die Kirche gab.
    Vor allem bestand die Möglichkeit, dass der Tote gar nicht Flores war. Hätte er dann wirklich fast sechs Jahre nach dem Zölibat gelebt? Hätte er– ein attraktiver und gesunder Mann– tatsächlich über einen derart langen Zeitraum entweder Enthaltsamkeit geübt oder es sich höchstens hin und wieder selbst besorgt, nur damit ihm niemand auf die Schliche kam?
    Das kam Eve höchst unwahrscheinlich vor.
    Also… hatte López ihn vielleicht mit jemandem aus der Gemeinde, einer Nutte oder so erwischt. Und war in selbstgerechtem Zorn entbrannt.
    Doch aus irgendeinem Grund glaubte sie das nicht.
    Während Flores– wo auch immer er jetzt war– schon mit zweiundzwanzig und der zweite Priester Freeman schon mit vierundzwanzig in den Orden eingetreten war, hatte López diesen Schritt erst als über Dreißigjähriger getan. War das nicht ein bisschen spät?
    Vorher hatte der Mann mit dem traurigen, ehrlichen Blick ein paar Jahre lang professionell geboxt. Weltergewicht, bemerkte sie, mit zweiundzwanzig Siegen, davon sechs durch K.o. Er war nie verheiratet gewesen– war das vor der Priesterweihe überhaupt erlaubt?– und hatte auch nie in einer eingetragenen Partnerschaft gelebt.
    Nach dem Boxen klaffte eine kurze Lücke in dem offiziellen Lebenslauf. Was hatte López nach dem Ende seiner sportlichen Karriere fast drei Jahre lang getan, ehe er dem Orden beigetreten war?
    Dieser Frage ginge sie zu einem anderen Zeitpunkt nach, denn jetzt sähe sie sich erst einmal Rosa O’Donnell sowie ihren Teil des Ortiz-Clans, der auf der Beerdigung gewesen war, genauer an.
    Die paar kleinen Vorstrafen, auf die sie dabei stieß, waren bei einer derart großen Sippe sicher vollkommen normal.
    Wie kamen Leute nur mit einer derart riesigen Familie, all diesen Cousins, Cousinen, Tanten, Onkel, Nichten, Neffen, klar? Wie hielten sie all die Menschen auseinander und, vor allem, wie bekamen sie, wenn der gesamte Clan zusammenkam, überhaupt noch Luft?
    Es gab ein paar kleinere Fälle von Körperverletzung, für die niemand zu einer Haftstrafe verurteilt worden war, einen schweren Autodiebstahl, für den der Täter ein paar Monate im Knast gelandet war, ein paar Bewährungsstrafen wegen Drogen und anderer kleinerer Delikte sowie eine Handvoll Jugendstrafen, in die sie erst Einsicht nehmen würde, wenn es wirklich nötig war.
    Natürlich gab es auch Fälle, in denen Mitglieder der Sippe das Opfer gewesen waren. Einen Fall

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