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Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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müssten unsere Untersuchungen hier abgeschlossen sein.«
    » Und was ist mit Miguel? Wann können wir die Totenwache für ihn abhalten und ihn beerdigen?«
    » Das könnte länger dauern.«
    Sie bedeutete dem Mann vorauszugehen, schloss die Tür wieder hinter sich ab und brachte ein frisches Siegel an. Über ihrem Kopf stieß ein Werbeflieger einen spanischen Wortschwall aus, bei dem sich alles um die Worte Sky Mall zu drehen schien.
    Egal in welcher Sprache blieb ein Ausverkauf eben ein Ausverkauf, sagte sich Eve.
    » Ob wohl wirklich jemals irgendwer diesen verdammten Dingern zuhört?«, überlegte sie.
    » Was für Dingern?«
    » Genau das meine ich.« Sie drehte sich zu López um und begegnete seinem traurigen Blick. » Lassen Sie mich Ihnen eine andere Frage stellen, in Bezug auf unseren Fall. Ist Töten in Ihrer Religion jemals erlaubt?«
    » Im Krieg, zur Selbstverteidigung oder um das Leben von jemand anderem zu verteidigen. Sie haben selber schon getötet«, mutmaßte der Gottesmann.
    » Ja, das habe ich.«
    » Aber nicht zu Ihrem eigenen Vorteil.«
    Sie dachte an ihre blutverschmierten Hände, nachdem sie ihrem Vater das kleine Messer in die Brust gerammt hatte. Ein ums andere Mal. » Das kommt wahrscheinlich auf die Perspektive an.«
    » Sie schützen andere Menschen und sorgen dafür, dass Menschen, die sich an anderen vergehen, ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Gott kennt seine Kinder, Lieutenant, er kann ihnen in die Köpfe und die Herzen sehen.«
    Sie steckte ihren Generalschlüssel in die Tasche und hielt ihn dort weiter fest. » Wahrscheinlich gefällt ihm eher selten, was in meinem Kopf zu sehen ist.«
    Auf dem Bürgersteig hasteten die Menschen an ihnen vorbei, auf der Straße drängten sich die Fahrzeuge und die Luft vibrierte von dem allgemeinen Lärm, während López Eve vollkommen reglos gegenüberstand und ihr in die Augen sah.
    » Warum tun Sie, was Sie tun? Tag für Tag. Ihre Arbeit muss Sie doch an Orte führen, deren Anblick nur die wenigsten ertragen. Warum haben Sie diesen Job gewählt? Warum sind Sie ein Cop?«
    » Es ist das, was ich bin.« Seltsam, merkte sie, dass sie diesen Satz zu einem Menschen sagen konnte, den sie erst seit ein paar Stunden kannte und der ein Verdächtiger in einem Mordfall war. » Es ist nicht einfach so, dass jemand hinsehen muss, obwohl das natürlich jemand machen muss. Es ist so, dass ich hinsehen muss.«
    » Es ist also eine Berufung«, stellte López lächelnd fest. » Das ist es bei mir auch.«
    Sie stieß ein kurzes Lachen aus. » Tja, nun.«
    » Wir beide dienen den Menschen, Lieutenant. Und um das zu tun, müssen wir beide an etwas glauben, das in den Augen anderer ein Abstraktum ist. Sie an das Gesetz, das heißt an Recht und Ordnung. Und ich an die Gesetze der Kirche und eine höhere Macht.«
    » Wahrscheinlich brauchen Sie in Ihrem Job nicht so vielen Leuten in den Arsch zu treten.«
    Jetzt lachte auch er, und es war ein lockeres, einnehmendes Geräusch. » Das habe ich in meinem Leben oft genug getan.«
    » Sie boxen?«
    » Woher– ah, Sie haben meine Handschuhe gesehen.« Damit verflog auch noch der letzte Rest von seiner Traurigkeit, und Eve sah den Mann, der sich hinter dem Priester verbarg. Einen ganz normalen Mann, der an einem lauen Frühlingsabend vor ihr auf dem Gehweg stand.
    » Mein Vater hat es mir beigebracht. Als Weg, jugendliche Aggressionen zu kanalisieren und um zu verhindern, dass mir allzu häufig jemand anderes einen Tritt in den Allerwertesten verpasst.«
    » Waren Sie gut?«
    » Tatsächlich haben wir einen Boxring im Jugendzentrum aufgestellt. Ich arbeite dort mit einigen der Kids.« Mit blitzenden Augen fügte er hinzu: » Und wenn ich es schaffe, einen Erwachsenen dazu zu überreden, ziehe ich auch selbst noch hin und wieder ein paar Runden durch.«
    » Hat Flores je geboxt?«
    » Nur selten. Er hat immer die Linke fallen lassen. Jedes Mal. Er hatte einen undisziplinierten Straßenkämpferstil, wenn ich das so formulieren darf. Aber auf dem Basketballfeld war er eindeutig ein Genie. Geschmeidig, schnell und, ah… elastisch. Er hat sowohl die Kids als auch die Älteren trainiert. Sie werden ihn vermissen.«
    » Bevor ich nach Hause fahre, will ich noch beim Jugendzentrum vorbei.«
    » Es ist heute Abend geschlossen, aus Respekt vor dem Verstorbenen. Ich komme gerade von einem Gespräch mit einigen der jungen Leute. Miguels Tod hat sie getroffen, und es macht es noch schwerer für sie, dass er ermordet worden

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