Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
» Und wo sind die alle?«, fragte sie.
» Pater Freeman besucht Verwandte in Chicago und wird erst morgen zurück erwartet. Aber wir haben– hatten– heute drei Ministranten, denn die Totenmesse war sehr gut besucht.«
» Ich brauche ihre Namen.«
» Sie glauben doch wohl nicht…«
» Und was ist hiermit?«, fuhr sie fort.
Er erbleichte, als sie nach dem Silberteller mit der Hostie griff. » Bitte. Bitte. Die Hostie ist geweiht.«
» Tut mir leid, jetzt ist sie ein Beweismittel. Es fehlt ein Stück davon. Hat er das gegessen?«
» Es wird immer ein kleines Stückchen davon abgebrochen, in den Wein getaucht und dann verspeist.«
» Wer hat den Wein in den Kelch geschüttet und die…« Wie zum Teufel hieß das Ding nochmal?
» Hostie«, half ihr López aus. » Ich habe den Wein in den Kelch gegossen und die Hostie vor der Konsekration für Miguel bereitgelegt. Das habe ich als Zeichen des Respekts vor Mr Ortiz selbst getan. Doch auf Bitten der Familie hat Miguel die Messe zelebriert.«
Eve sah ihn fragend an. » Sie wollten also nicht den Chef persönlich? Haben Sie nicht gesagt, Sie wären hier der Chef?«
» Ich bin der Hauptpfarrer, ja. Aber ich bin noch nicht lange hier. Erst seit Monsignore Cruz’ Pensionierung vor acht Monaten. Miguel hingegen war bereits seit über fünf Jahren in der Gemeinde tätig, hat zwei von Mr Ortiz’ Urenkeln getraut, vor knapp einem Jahr die Totenmesse für Mrs Ortiz abgehalten und…«
» Einen Augenblick, bitte.«
Eve wandte sich an Peabody.
» Bitte verzeihen Sie die Unterbrechung, Pater«, meinte die. » Die Fingerabdrücke und der Todeszeitpunkt stimmen. Er hat getrunken, ist zusammengebrochen und war tot. Die roten Wangen deuten auf eine Vergiftung hin. Vielleicht durch Cyanid?«
» Möglich. Aber warten wir die offizielle Untersuchung ab. Packen Sie den Kelch und das Plätzchen ein, und nehmen Sie die Aussage eines Kollegen auf, der an der Messe teilgenommen hat. Ich befrage dann den anderen, nachdem López mir gezeigt hat, wo der Wein und dieses andere Ding aufbewahrt worden sind.«
» Sollen wir den anderen Toten freigeben?«
Eve blickte stirnrunzelnd auf den Sarg. » Er hat jetzt schon so lange gewartet, da kommt es auf ein paar Minuten mehr nicht an.« Sie wandte sich wieder López zu. » Ich muss sehen, wie sie die…«– Erfrischungen?– » den Wein und die… Hostien aufbewahren.«
López nickte, wies in Richtung einer Tür und führte Eve in einen Raum, an dessen Wänden sich mehrere Schränke aneinanderreihten und in dem auf einem Tisch eine große, mit einem Kreuz verzierte Kiste stand. Er nahm einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und sperrte die Kiste auf.
» Das hier ist das Tabernakel«, erläuterte er ihr. » Es enthält noch nicht geweihte Hostien und Wein. In dem ersten, ebenfalls verschlossenen Schrank dort drüben bewahren wir weitere Vorräte auf.«
Das Holz schimmerte frisch poliert, bemerkte sie, Fingerabdrücke wären also deutlich zu sehen. Das Schloss bestand aus einem schlichten Schlitz, in den man einen Schlüssel schob. » Und den Wein für den Kelch haben Sie aus dieser Karaffe hier geholt?«
» Ja. Ich habe ihn aus der Karaffe in den Kelch geschüttet, die Hostie genommen und Miguel beides zu Beginn der eucharistischen Liturgie gebracht.«
Die Karaffe war zur Hälfte mit einer rötlich violetten Flüssigkeit gefüllt. » Haben Sie die Karaffe einmal aus der Hand gegeben oder fortgestellt?«
» Nein. Ich habe sie genommen und hatte sie die ganze Zeit dabei. Es wäre respektlos, diese Gegenstände einfach irgendwo abzustellen.«
» Ich muss sie untersuchen lassen.«
» Das verstehe ich. Aber das Tabernakel darf die Kirche nicht verlassen. Könnte man also die Untersuchung bitte hier durchführen? Verzeihung«, fügte er hinzu. » Ich habe Sie noch gar nicht nach Ihrem Namen gefragt.«
» Lieutenant Dallas.«
» Sie sind nicht katholisch.«
» Woher wissen Sie das?«
Er sah sie mit einem leichten Lächeln an, doch die Traurigkeit wich auch in diesem Moment nicht aus seinem Blick. » Sie sind mit den Traditionen und den Riten unserer Kirche nicht vertraut, deshalb kommt Ihnen einiges davon wahrscheinlich etwas seltsam vor. Sie glauben, jemand hätte sich am Wein oder der Hostie zu schaffen gemacht.«
Eve sah ihn reglos an. » Bisher glaube ich noch gar nichts.«
» Wenn es so wäre, wie Sie denken, hätte jemand den Leib und das Blut Christi für einen Mord missbraucht. Und ich hätte Miguel die Mordwaffe
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