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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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»Oder wollen wir ihm noch so eine Tapferkeitsmedaille umhängen?«
    »Das eine schließt das andere nicht aus«, erwiderte der Regierungschef und kniff leicht die Augen zusammen, um seine intelligente Miene aufzusetzen. »Wir beide wollen uns ja selbst nicht als Zyniker bezeichnen, aber es wäre einigermaßen unverantwortlich, den politischen Erfolg nicht einzustreichen, wenn Blue Bird gelingt. Das Problem mit der Tapferkeitsmedaille dürfte sein, daß wir sie rund zwanzig Mann verleihen müßten, aber mach ihn ruhig zum Konteradmiral oder befördere ihn noch höher, wenn du dazu Lust hast. Du mußt nur darauf achten, daß die Regierung letztlich die Verantwortung gehabt hat und daß niemand etwas anderes denkt.«
    »Selbstverständlich!« sagte der Verteidigungsminister Anders Lönnh und lächelte so breit, daß er wie ein Krokodil aussah. »Wenn die Regierung es nicht schafft, schwedische Gefangene mit gewöhnlicher Diplomatie heimzuholen, mit Bestechungsgeld und Güte, schicken wir schließlich Hamilton!«
    »Ja, so etwa dürfte es laufen«, stellte der Ministerpräsident leicht reserviert fest. »Aber vielleicht sollten wir den Bären erst schießen, bevor wir sein Fell verteilen. Es wäre schade, wenn Saddam Hussein sich auf einen unserer bevorstehenden diplomatischen Vorstöße einläßt. Doch rein völkerrechtlich müssen wir ja darauf hinweisen können, daß wir zuvor sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Bevor wir zu dem äußersten Mittel greifen.«
    »Dann laß uns auf Saddam Husseins Unverstand hoffen«, faßte Verteidigungsminister Anders Lönnh zusammen.
    Carl stand in dem Wachhäuschen neben den Fahrstühlen im Erdgeschoß und hatte sich gerade sein Schulterholster umgeschnürt. Zwei sichtlich verlegene Sicherheitspolizisten leisteten ihm Gesellschaft.
    »Nun!« sagte Carl mit unbewegtem Gesicht. »Ich nehme an, die Herren haben einige geänderte Abläufe?«
    »Ja, Admiral, das stimmt!« erwiderte einer der Beamten angestrengt. »Ich gehe raus und fahre den Wagen vor, ja? Und dann warten Sie hier mit meinem Partner, ja? Und kommen erst raus, wenn der Wagen vorgefahren ist. Erst dann sehen wir uns in der Umgebung um, ja?«
    »Verstanden«, sagte Carl.
    Carls Abzug vom Regierungsgebäude fand anschließend mit einigem Getöse statt, so daß keinem Menschen im Umkreis von hundert Metern verborgen bleiben konnte, was da geschah, vor allem da Carl Uniform trug. Eis essende Touristen blieben stehen und zeigten mit dem Finger auf ihn, als sie ihn die wenigen schnellen Schritte von den Panzerglastüren zu dem schwarzen Wagen gehen sahen. Die Personen, die das Gebäude gerade verließen oder betraten, blieben wie versteinert stehen und glotzten. Genau hier, und das wußte jeder, waren die Schüsse gefallen. Und jetzt war er schon wieder vor Ort.
    Der schwere schwarze, gepanzerte Volvo fuhr mit heulendem Motor los, als wollte der Fahrer jedem in der Umgebung, der noch nichts gemerkt hatte, mitteilen, was gerade geschah. Carl lehnte sich mit einem Seufzen zurück. Er war müde, und ihm war leicht übel. Vermutlich hatte es mehr mit den Medikamenten zu tun als mit der Anspannung des Tages.
    Er wies jeden Versuch seiner beiden Sicherheitsbeamten ab, eine Unterhaltung anzufangen. Er wollte in Ruhe gelassen werden und in der nächsten halben Stunde vollkommen allein sein. Er hatte keine Lust, Theater zu spielen.
    Er hatte Schmerzen und fühlte sich schwach und benebelt. Das war ein Zustand, den er noch nie erlebt hatte; die früheren Schußverletzungen waren relativ unkompliziert gewesen und hatten nicht einmal operative Eingriffe erfordert. Unter anderem, weil damals vollummantelte Munition verwendet worden war, hauptsächlich aber, weil eine Krankenschwester geschossen hatte. Er dachte eine Zeitlang an Mouna und fragte sich, was für neue Funktionen ihr beim palästinensischen Nachrichtendienst wohl zugewiesen wurden, nachdem ihre Identität jetzt in die ganze Welt hinausposaunt worden war. Wahrscheinlich würde man sie befördern und mit Analyse-Aufgaben betrauen, etwas, was man mit Åke Stålhandske nicht machen konnte. Carl nahm sich vor, für Åke einen neuen Job und ein neues Leben zu suchen. Nach Blue Bird mußte es ein neues Leben geben. Åke wollte natürlich bei Blue Bird dabei sein, das würden alle wollen, die er fragte.
    Carl grübelte eine Zeitlang darüber nach, was er mit dem Bruder Stefan Wihlborgs machen sollte, des Schweden, der in Bagdad einsaß. Der Expeditionstrupp sollte mindestens

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