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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zwanzig Mann umfassen, bestehend aus Hubschrauberpiloten, Sanitätern, Mechanikern und kämpfendem Personal. Einige würden größere Gefahren auf sich nehmen müssen als andere. Fünf würden beim Eindringen in das Gefängnis das meiste riskieren, aber sie brauchten einen Reservetrupp in der Nähe. Vielleicht konnte der Bruder bei der Reserve untergebracht werden, was ebenfalls eine wichtige Funktion war, selbst wenn er keinen einzigen Schuß abfeuern mußte. Carl beschloß, Åke Stålhandske zum Kommandeur des Reservetrupps zu machen und selbst den Angriff zu leiten. Er wußte, was der Ministerpräsident und der Verteidigungsminister sich wünschten, aber das war nicht der Grund. Es kam darauf an, daß er bei einer solchen Befreiungsaktion einer der allerbesten war, und im Gegensatz zu Åke und anderen ebenso denkbaren Kandidaten gab es einen weiteren entscheidenden Unterschied: Carls Zeit war abgelaufen. Früher oder später würde man ihn ermorden. Das galt nicht für Åke.
    Die Furcht, die Carl empfand, hatte etwas mit Tessie zu tun. Er mußte eine Möglichkeit finden, es ihr zu erklären. Der Sand in seiner Sanduhr war dabei zu verrinnen. Auf lange Sicht würde es unmöglich sein, sich vor fanatischen Meuchelmördern zu schützen. Wenn sie aber bei ihm Erfolg hatten, war es hoffentlich zu Ende. Danach würden sie Tessie und Ian Carlos in Ruhe lassen.
    Carl versuchte sich vorzustellen, etwa in einer Situation, die der des Attentats ähnelte, das er gerade überlebt hatte, daß er sich beim nächsten Mal entschließen könnte, seine Waffe zu ziehen, einen der Mörder zu erschießen und dann darauf zu verzichten, den anderen niederzuschießen, um so zu sterben. Es wäre kaum mehr zu spüren als bei dem ersten Anschlag. Er hatte das Gefühl gehabt, einen harten Schlag zu erhalten. Dann war er in Ohnmacht gefallen. Da war alles.
    Er erkannte, daß es eine völlig unrealistische Überlegung war. In solchen Situationen übernimmt der Autopilot sofort das Kommando. Man selbst begreift erst hinterher, was man getan hat. Wenn jemand das nächste Mal eine Waffe zog und auf ihn richtete, würde er keinen einzigen Gedanken zu Ende bringen, bevor er schoß. Erst danach würde er wissen, was passiert war.
    Diese Gedanken konnte er unmöglich mit Tessie teilen. Im Gegenteil, er mußte ihr erklären, daß Stenhamra der sicherste Ort der Welt für sie alle war. Und er mußte sie irgendwie dazu bringen zu verstehen, daß das Risiko, daß jemand in der Familie ermordet wurde, in Kalifornien zehnmal höher war als in Schweden.
    Ihm kam die Idee, Åke und einige ausgewählte Mitarbeiter um ein Experiment zu bitten, nämlich den Versuch zu machen, mit Gewalt in Stenhamra einzudringen. Sie könnten Farbkugeln als Munition verwenden, damit man sehen konnte, wer am Ende wen erschoß. Dann würde sich nämlich herausstellen, daß Carl, der alle Vorteile auf seiner Seite hatte, gewinnen würde. Er schlug sich die Idee jedoch schnell aus dem Kopf.
    Trotzdem mußte er versuchen, Tessie die Situation klar zu machen. Er mußte eine Möglichkeit finden, mit ihr zu sprechen, damit sie verstand.
    Plötzlich beschleunigte der Wagen und fuhr mit Höchstgeschwindigkeit weiter. Einer der Polizeibeamten drehte sich um und schrie ihm zu, sie hätten eine Verfolgungssituation. Er gebrauchte genau dieses Wort. Carl warf einen Blick aus der geschwärzten Heckscheibe aus Panzerglas, während er automatisch seine Waffe zog. Ein weißer Saab war aus der Schlange hinter ihnen ausgeschert und beschleunigte sichtlich schneller als der schwere gepanzerte Wagen, in dem sie fuhren.
    »Gib über Funk durch, wie die Lage ist. Laß die Scheißkerle da vorn auf der geraden Strecke aufholen!« befahl er, gleichzeitig suchte er nach dem Knopf des Fensterhebers, um seine linke Seitenscheibe halb herunterzubekommen.
    Während er den weißen Saab betrachtete, der sich von hinten schnell näherte, steckte er die Hand in die Jackentasche und zog ein Pistolenmagazin hervor. Er zog das Magazin heraus, das in der Waffe steckte, entnahm dem Lauf die Patrone, schob das neue Magazin ein und entsicherte die Waffe.
    »Habe zu metallbrechender Munition gewechselt«, erklärte er einem der beiden Polizisten, der sich über die Rückenlehne beugte und durch die dunkle Heckscheibe zu sehen versuchte.
    »Amerikanische Munition?« fragte der Sicherheitsbeamte.
    »Nein«, entgegnete Carl. »Schwedisch, Urankern mit Teflon. Laß den Wagen nur nahe genug herankommen, dann schnappe ich ihn

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