Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman

Titel: Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
warfen sich hastige Blicke zu, bevor sie wieder auf die fruchtbare schwarze Erde starrten. Raymond schritt die Reihe ab, ein dunkelbraunes Augenpaar verweilte ein wenig länger auf ihm. Er trat zu dem Neger mittleren Alters. »Wie heißt du?«
    »Daniel Blackfeather.«
    Sein indianisches Erbe war unverkennbar. In seinem Blick lag eine Ruhe, die den anderen fehlte. »Adele steckt in Schwierigkeiten. Ihr wird vorgeworfen, Henri Bastion getötet zu haben.«
    Ein träges Lächeln zeichnete sich auf seiner Miene ab. »Sie hätte es hier tun sollen. Dann hätte ich ihr geholfen, dann wär sie jetzt nicht in Schwierigkeiten.«
    Zustimmendes Gemurmel und Gelächter kam von den anderen. Raymond hatte keine Zeit, sich behutsam voranzutasten. »Adele ist irgendwo in den Wäldern, es geht ihr nicht gut. Es wird nach ihr gesucht, und wenn man sie findet, wird sie umgebracht. Wenn ihr mir irgendwas sagen könnt, was ihr weiterhilft, werde ich versuchen, euch von dieser Plantage zu holen. Ich kann nichts versprechen, außer dass ich mein Bestes tun werde.«
    Daniel biss vom Brotkanten und kaute langsam. Ihm fehlten mehrere Zähne. »Adele hat uns zu essen gebracht, wann immer es möglich war. Sie hat sich in Armand verknallt. Meinte, er wäre unschuldig.« Er sah sich um und musterte die Mienen der Männer, an die er gekettet war. »Armand wollte abhauen, und Adele hat ihm geholfen.«
    Die Ketten in der Reihe rasselten. Einer der Sträflinge erhob sich. »Halt den Mund und iss, Daniel. Veedal will nicht, dass wir plaudern.«
    Raymond sah in Richtung des Herrenhauses. Veedal würde irgendwann zurückkommen, und er würde über Raymonds Anwesenheit alles andere als erfreut sein. »Erzählt mir von Dugas.« Die Frage war an Daniel gerichtet.
    Daniel hielt ihm seinen Blechbecher hin. Raymond schenkte ihm aus dem Fass nach und wusste nicht, ob er dabei Daniel oder dieser ihm einen Gefallen tat. »Erzählen Sie uns von Adele«, kam Daniels Gegenfrage.
    »Ihr wisst, dass Henri tot ist.« Die Sträflinge nickten. »Man sagt, Adele soll ihn ermordet haben. Aber Adele Hebert ist kein loup-garou . Der Mord wird ihr in die Schuhe geschoben, und die Sache mit Armand Dugas hat vermutlich damit zu tun. Wenn Adele euch gut behandelt hat, dann ist jetzt der Zeitpunkt, sich bei ihr zu revanchieren.« Er ließ seinen Blick über die Männer wandern. Keiner sah ihm in die Augen. Er wusste, er konnte von ihnen keine Hilfe erwarten. Als er wieder zu Daniel sah, glaubte er in dessen ruhigem Blick noch etwas anderes zu entdecken.
    »Armand hatte Freunde.« Unverwandt sah Daniel ihn an.
    »Du stehst mit einem Bein im Grab, wenn du nicht die Klappe hältst.« Ein großer Schwarzer in der Mitte der Reihe erhob sich und kam auf Raymond zu, schleifte die Kette hinter sich her und zwang die Sträflinge zu beiden Seiten, sich ebenfalls zu erheben. Trotz seiner zehn Kilo Untergewicht war er eine mächtige Erscheinung. Seine Haut schimmerte in der Oktobersonne. »Wenn man uns dabei erwischt, wie wir mit Ihnen reden, werden wir dafür büßen.«
    Raymond sah ihn an. »Ihr seid alle schon so gut wie tot. Ihr wisst es nur noch nicht.« Er wandte sich wieder an Daniel. »Erzähl weiter. Alles, was Adele helfen könnte. Bitte.« Wenn er ihn um Hilfe anflehen musste, dann würde er ihn anflehen.
    Daniels Blick ging von Raymond zu dem Pfad, auf dem Veedal zurückkehren würde. »Armand stammt aus Baton Rouge. Er hatte dort ein paar Pferdchen laufen, ganz exklusiv für die Herren im Capitol.« Kurz, aber vielsagend hielt er inne. »Armand hat noch andere Dinge für diese Herren gemacht. Wenn jemand zu viel Probleme bereitet hat, dann hat Armand dafür gesorgt, dass er verschwand.«
    Den Rest konnte sich Raymond zusammenreimen. »Dugas wurde wegen Mordes verurteilt und nach Angola gebracht. Wen hat er umgebracht?«
    Daniel sah zu seinen Mitsträflingen. »Armand hat mir gesagt, er hätte niemanden umgebracht. Er ist wegen Mordes angeklagt worden, an einer Hure namens Aleta Boudreaux. Bloß, es hat nie eine Leiche gegeben. Laut Armand hat es die Frau nie gegeben. Man hat sie erfunden und ihn in Ketten gelegt, weil er ein Gespenst umgebracht hat.«
    Dugas war angeklagt, verurteilt und sofort danach zur Arbeit in die Sümpfe geschickt worden, wo seine Überlebenschancen so gut wie null waren. Ein wirksames Mittel, um jemanden loszuwerden, der zu viel wusste.
    Raymond ließ nicht locker. »Die Nacht, in der Dugas abgehauen ist. Erzähl mir davon.« Er hielt wieder nach Veedal

Weitere Kostenlose Bücher