Im Netz der Meister 2
Sie. Nein, liebster Zaubertastenprinz, nicht weil sie mir nicht lieb und wert wären, oh nein. Ich möchte mich Ihnen nur von meiner besten Seite zeigen, nur schön sein. Für Sie schön sein, Liebster. Sie sollen mich nicht am Morgen sehen, am Morgen danach ... Glitzerlächeln ... mit ungeschminktem Gesicht und klatschigem Haar. Ja, ich weiß, es ist teuer. Aber schließlich: Sie bekommen unendlich viel von mir, wenn ich mich Ihnen schenken werde ...«
Simone schrie den Bildschirm an: »Du hast sie doch nicht mehr alle, du alte Kuh! Was glaubst du denn, was du da zwischen deinen Beinen hast! Wofür hältst du dich? Du bist doch krank!« Wie Recht sie damit hatte, wusste Simone in diesem Moment nicht.
Sie hatte sich nicht von Gerald verabschiedet. Als er sich für das Date mit Anna zurechtmachte, war sie mit Carlos an den Rhein gegangen. Sie wollte nicht sehen, wie er seinen Koffer packte, um das Wochenende mit der Anderen zu verbringen. Als Simone zurückkam, war er schon weg.
Sie kuschelte sich mit einem Kissen in die Sofaecke und blickte hinaus in den dämmrigen Garten. Die schwarze Silhouette der steinernen Putte sah aus wie eine gebeugte Gestalt; sie erschien Simone heute wie ein Symbol der Trauer. Sie begann wieder zu weinen.
So weit sind wir gekommen. Mein Mann hat seinen Koffer gepackt, und ich weiß, dass er bei einer anderen ist. Vielleicht ist er schon da, parkt in diesem Moment das Auto, unser Auto, nimmt seinen Koffer, unseren Koffer, wir haben ihn damals zusammen bei Karstadt gekauft, und geht in die Hotelhalle. Ob sie dort sitzt und auf ihn wartet? Ihn schmachtend ansieht mit ihren grünen Augen? Oder treffen sie sich im Zimmer? Liegt sie wartend auf dem Bett? Nackt? Rasiert und breitbeinig? Mit Rose vor der Elfenmöse? Oder kniend, Stirn auf dem Boden, Arsch hochgereckt, in dieser so beliebten Position? Oder muss er erst ein Fünf-Sterne-Menü bezahlen, bevor sie ganz angekommen ist und sich ihm schenken kann und ihm ihre hochexklusive Elfenmöse hinhält? Wie die immer rumschwafelt! Ob es die Männer anmacht, wenn eine so geschwollenes Gesülze loslässt? Muss ich auch mal versuchen. Zaubertastenprinz. Liebster. Mundwund küssen. Streichelzart und lippenleis. Sternchenkuss und Nasenstüber. Ich kotze gleich. Was hat Gerald eigentlich an? Ob er neue Unterwäsche trägt? Bestimmt hat er neue Unterhosen gekauft. Hat er die Peitsche mitgenommen, mit der er mich schlägt, unsere Peitsche? Bei diesem Gedanken heulte sie laut auf. Eigentlich müsste man hinfahren und den beiden die Tour vermasseln. Einfach vor der Zimmertür stehen und daran trommeln, bis er aufmacht. Ist Schildkröten-Leo dabei? Benutzen Leo und Anna meinen Gerald? Steht er im Designer-Outfit hinter der Badezimmertür und holt sich einen runter, wenn er sieht, dass Anna mit meinem Mann rummacht? Ob Gerald sich rasiert hat? Falls sie ihm einen blasen soll, wär’s besser, wenn er sich die Eier rasiert hat. Wann hatten wir das letzte Mal Sex? Kann ich noch mit ihm, wenn ich weiß, dass er mit seinem Ding in Anna dringesteckt hat? Igitt. Simone schnappte nach Luft. Nie wieder kann ich mit ihm. Ganz bestimmt nicht. Aber er konnte ja auch mit mir. Er hat so sehr um mich gekämpft, er hat mir alles verziehen. Oder hat er es nur versucht? Es nicht geschafft, nur versucht? Vielleicht liebt er mich nicht mehr? Vielleicht ekelt er sich so vor mir, wie ich mich vor ihm ekeln werde, wenn er zurückkommt. Vielleicht macht er das alles mit Anna nur, weil er mit mir nicht mehr kann, wegen der anderen Männer? Ob sie schon angefangen haben? Oh Gott, wenn es dich gibt, ich will mein altes Leben wiederhaben! Wo ist mein Mittelpunkt, das, worum sich alles dreht? Wenn Gerald mich nicht mehr liebt, was wird dann? Wird er mich wegen Anna verlassen? Scheidung? Oh nein, nicht das, nicht wir. Was wird aus den Kindern? Sie sind fast erwachsen, aber sie brauchen doch ein Zuhause, eine Familie. Ich sehe Gespenster, ich spinne. Gerald hat ein Date und das steht ihm zu. Eifersucht ist was für Spießer. Und wenn er mich nun doch verlässt, bin ich dann nicht selbst Schuld? Ich war doch die, die den ganzen Zirkus begonnen hat, ich habe ihn überredet, BDSM mit mir zu leben, es zu versuchen, dieses Leben in der Nebenwelt. Was wird sein, wenn wir uns ganz verlieren? Wohin soll das alles führen?
Simone schleuderte das Kissen weg und sprang auf. Sie lief in die Küche und holte sich ein Glas Wein. Sie musste sich ablenken, nicht mehr daran denken, diese Dinge nicht
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