Im Netz der Meister 2
gestern so einen Kleine-Jungs-Spruch wie den über Robbie Williams? Er fickt sie alle! Ist doch lächerlich für einen Mann über fünfzig, diesen Teenie-Macker zu bewundern. Wieso passt er beim Vögeln nicht auf, obwohl er genau weiß, dass ich nicht verhüte? Was wäre, wenn er mich schwängert? Dass er’s war, könnte man leicht nachweisen. Ich würd’s nicht kriegen, natürlich nicht, aber er kann das doch nicht einfach ignorieren. Wieso macht er mir am zweiten Tag einen Heiratsantrag. Romantisch war das schon, in dem tollen Restaurant, mit Blick auf Rhein und Dom und so, aber astrein war das nicht. Meine Instinkte scheinen doch noch zu funktionieren. Wieso Instinkte? Ist doch nix passiert. Alles ist gut, alles ist positiv. Kein Grund zur Panik, kein Anlass, gar kein Anlass, misstrauisch zu sein. Heute Nacht hat er aufgepasst. Ich hab ihn erinnern müssen, na und? Er trinkt viel. Bis jetzt waren wir jeden Abend besoffen. Ist vielleicht ganz gut, wenn er zwei Wochen weg ist. Sonst werde ich noch zur Trinkerin. Reicht, dass ich so viel rauche. Zwei Wochen. Wird er mir fehlen? Ich weiß nicht. Bestimmt. Aber er ist kein SMler, das steht fest. Wieso steht das fest? War doch ganz schön dommig, mir auf den Bauch zu spritzen. Vielleicht bin ich zu sehr auf das fixiert, was ich kenne? Vielleicht ist er nur anders. Vielleicht spielt die Nationalität eine Rolle. Vielleicht sind kroatische SMler anders. Und wenn er wirklich keiner ist? Dann hätte er mir nicht in der ersten Nacht die Ohrfeigen gegeben. Und er hätte mich nicht so gedemütigt, als ich die Strapse ausziehen sollte. Und Sprüche wie der über Robbie Williams sind vielleicht nicht spontan, sondern gezielt. Provokant. Dominant. Naturdominant. Oder ist er bloß ein Macho? Was heißt: bloß? Macho ist auch dominant. Oder? Besser wär’s, wenn er im Bett mal was machen würde. Wie lange habe ich keine Peitsche gespürt? Hat er überhaupt eine? Ich muss ihn endlich direkt auf das Thema ansprechen, heute Abend. So geht das nicht weiter. Warum nicht? Wenn ich ihn heiraten will, dann ... Will ich das? Warum nicht? Das Leben ist kurz. Ich muss positiv denken. Er hat das ernst gemeint, er sieht gut aus, er ist ganz gut im Bett, hat Geld, ist souverän und nicht blöd. Eigene Firma und so ist doch klasse. Ich sehe alles zu schwarz. Ich hab in den letzten Tagen zu viel getrunken und zu wenig geschlafen. Heute Abend sieht das alles schon wieder anders aus. Ruhig bleiben.
Simone legte sich aufs Bett und schlief sofort ein. Als das Telefon schrillte, war es drei Uhr nachmittags. Sie hatte wirr geträumt. Es war Luka. Er redete ohne Punkt und Komma: »Schatz, ist etwas dazwischen gekommen, hab ich noch Termin mit Geschäftspartner. So schade, bin ich traurig und vermisse ich dich schon. Was soll ich machen in New York ohne dich? Zwei Wochen ist Ewigkeit. Aber kann ich nicht weg, oder erst Mitternacht, hole ich dich Mitternacht, mein Schatz? Ja? Nein, geht doch nicht, muss ich früh aufstehen, hab ich keine Zeit für wildes schönes Weib, ach, Schatz, ach, Simone. Am liebsten ich will dich mitnehmen.«
Seine Worte sagten etwas anderes als seine Stimme. Er klang heiter und gut gelaunt. Simone war benommen vom Schlaf, verwirrt von ihrem komischen Traum und erschrocken über die Absage.
»Ja. Kann man nichts machen«, murmelte sie. Sie wollte fragen, wann er fliegt, wann er landet, wann er wiederkommt, aber er kam ihr zuvor: »Rufe ich dich heute Nacht an, wenn ich aus Firma komme, ja? Wartest du auf Anruf? Simone, mein Schatz, ich liebe dich so sehr. Muss ich Schluss machen, bis später!«
Aufgelegt. Sie starrte den Hörer an.
Sie wartete, bis es hell wurde. Er rief nicht an.
16
Die Arbeit im »Chez Maurice« gefiel Simone. Die Stimmung im Team war fröhlich und ungezwungen. »Ich habe das Gefühl, nachher kommen unsere persönlichen Gäste, und wir freuen uns darauf und bereiten zusammen alles vor. Es fühlt sich kaum wie Arbeit an«, sagte sie, als sie am zweiten Abend mit Tom, dem Barmann, die Kühlschränke auffüllte. Simone polierte Gläser, verteilte Menagen und Kerzen auf den Tischen. Das Lokal war noch geschlossen, aber das Team kam eine Stunde vorher.
Die Musik war laut, später würde sie nur als Hintergrundgeräusch zu hören sein; das Licht war noch grell und ungedimmt, die Kerzen brannten noch nicht. Simone fühlte sich, als wäre sie mitten in den Vorbereitungen zu einer großen Party.
Die Kellner Alex und Holger alberten mit Tom herum, während sie
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