Im Netz der Meister (German Edition)
Zeiträume) in Verbindung mit vollkommener Sinnesunterdrückung (Knebel, Ohrstopfen, Maske, aufblasbare Vollmaske). Hinzu kommt eine Grundausbildung als Lecksklave. Ebenfalls erste Erfahrungen habe ich mit NS gemacht. Klammern und Flag gehörten selbstverständlich zum Spiel- und Strafkatalog meiner Herrinnen. Meine Tabus sind aktuell Kaviar, dauerhafte Spuren, Spuren im sichtbaren Bereich und Klinik durch medizinisch nicht gebildete Personen. Generell gilt aber: Der Wunsch der Herrin ist Befehl. Ich hoffe, ich habe mit dieser ausführlichen Bewerbung Ihr Interesse an einer weiteren Kontaktaufnahme geweckt. Mit devotem Gruß, und vielen Dank, dass Sie Ihre Zeit geopfert haben,
Cornelius
Simone war wirklich beeindruckt. Immer wieder las sie diese Mail. Die Gradlinigkeit und der Stolz, mit der dieser Cornelius geschrieben hatte, imponierten ihr sehr. Jedes Wort, jeder Satz und jeder lesbare Gedanke zwischen den Zeilen, alles klang authentisch und besonders.
Simone überlegte nicht lange, sondern antwortete ihm spontan. Intuitiv fand sie offensichtlich Worte, die Cornelius berührten, denn es entwickelte sich ein höflich distanzierter, aber regelmäßiger Mailwechsel zwischen den beiden. Und in Simones Gedanken entwickelte sich eine weitere Fantasie. Sie wollte diese Fantasie nicht umsetzen, nein, nicht wirklich, sie war keine Domina. In den Mails an Cornelius vielleicht, mit Worten vielleicht, im Alltag ab und zu, aber in der Erotik ganz sicher nicht. Dennoch überlegte sie, ob Arno und vor ihm all die anderen, die in ihr längst eine dominante Frau gesehen hatten, sie falsch oder richtig eingeschätzt hatten.
War das ihr Weg? Sollte sie den aktiven Part übernehmen? Sollte sie einen anderen Menschen führen und leiten und seine Sexualität für ihre Zwecke und Launen nutzen? Wie sollte das überhaupt aussehen? Eine Session, in der sie bestimmte, was ging?
Konnte sie jemanden schlagen? Jemanden mit Lust demütigen? Jemanden fesseln, anpinkeln, peitschen, knebeln – und dabei selbst Lust empfinden?
War es für sie überhaupt erstrebenswert, einen Mann zu unterwerfen? Wie viel Verantwortung lag bei ihr, wenn sie Cornelius Hoffnungen machte – denn er hatte es nicht verdient, enttäuscht zu werden. Was erwartete ein Sklave überhaupt?
Sie las die erste Mail von Cornelius noch einmal. Klammern, Strom, komplette Fixierungen – Simone schüttelte vehement den Kopf. Die Macht, die sie über einen anderen Menschen vielleicht ausüben konnte, faszinierte sie schon. Aber das Beherrschen des Handwerks, die unabdingbare Kenntnis der Geräte und Gerätschaften, der männlichen Anatomie und der männlich devoten Seele, das alles fehlte ihr. Abgesehen davon, dass sie nicht wusste, wie man ein Bondage anlegte, dachte sie mit Schrecken daran, wie es wäre, wenn sie die Knoten nicht wieder rauskriegen würde.
Sie telefonierte mit Arno. »Was hast du dir dabei gedacht, diese Seite zu gestalten?«
»Lady, bleib ganz ruhig. Reagier auf die Männer. Es wird dir gefallen, sie zu dominieren. Glaub es mir.«
»So ein Quatsch, Arno, ich hab keine Ahnung, wie man mit Strom hantiert oder jemanden in einer Zwangsjacke verschnürt oder als Pony vor sich hertreibt. Ich kann nicht mit der Peitsche umgehen und nichts. Ich weiß nicht mal, ob ich ein Paar Handschellen auf- und zuschließen kann.«
»Darum geht’s nicht, Lady. Du bist die Domina, du bestimmst, was die Typen bekommen – nicht sie! Mach, was du willst, wonach dir ist, lass es einfach auf dich zukommen. Wenn du Fragen hast, frag mich«, sagte Arno.
»Mensch Arno, ich weiß nicht, ob ich mich überhaupt damit beschäftigen will! Wie kommst du dazu, mich vor vollendete Tatsachen zu stellen und mir einzureden, ich sei eine peitschenschwingende Domina? Was fällt dir ein, Arno, was?« Simone wurde laut, ihre Stimme vibrierte.
Arno antwortete leise, es klang, als lächle er am Telefon. »Die Tatsachen sind nicht vollendet, Lady. Vollenden musst du sie selbst.«
Simone legte auf.
Eine wohlige Unruhe bestimmte ihren Tag. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab, stellte sie sich vor, was man mit einem Mann alles anstellen konnte, wie er reagieren würde, wie es ihr gefallen würde, die Macht zu haben. Eigentlich war es verrückt, denn Frauen hatten offensichtlich immer die Macht. Als Devote bestimmten sie, wie viel Macht ein Dom über sie hatte. Als Domina bestimmten sie, wie viel Macht sie über den Mann hatten. War es einfach natürlich, dass die Frauen »ja« oder
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