Im Netz der Meister (German Edition)
jetzt war ein Moment Zeit, um sie zu lesen.
Er habe ihr ein Geschenk gemacht, schrieb er und nannte ihr einen Link zu einer Profilseite bei Love.Letters. Dorthin sollte sie surfen, den Namen »Lady Like« und das Passwort »Hamburg« eingeben.
Simone staunte nicht schlecht: Die Seite enthielt die eindeutige und strenge Beschreibung einer Domina. Ein Foto zeigte eine attraktive, dunkelhaarige Frau, deren Gesicht man nicht erkennen konnte. Sie hatte in etwa Simones schlanke Figur. Die Frau trug hochhackige Overknee-Stiefel und einen raffiniert geschnittenen Body aus Leder, und sie hielt eine Peitsche in der Hand.
Sie komme aus Köln, stand da, sei 174 cm groß, siebenunddreißig Jahre alt, habe schwarze Haare und blaue Augen. Und sie suche einen Sklaven, der es verdiene, ihr Sklave zu sein.
Es dauerte einen Moment, bis Simone begriff, dass Arno ihr diese Profilseite erstellt und mit dem Passwort überlassen hatte. Sie verstand auch nicht sofort, dass Arno sie dort beschrieben hatte, auch wenn er bei der Altersangabe geschummelt hatte.
»Ich will einen Sklaven, der seine Bestimmung kennt. Ohne Bildzuschrift gibt es keine Antwort.«
Diese Sätze hatte Arno Lady Like in den virtuellen Mund gelegt. Es dauerte einige Minuten, bis Simone den Posteingang dieser Seite sah und dort dreiunddreißig ungelesene Nachrichten von dreiunddreißig verschiedenen Männern vorfand. Arno musste mit Lady Like schon eine Weile online gewesen sein, sonst hätte niemand auf die Homepage reagieren können.
Es waren Briefe, deren Inhalte und Anliegen so unterwürfig formuliert waren, dass Simone manchen Satz kopfschüttelnd las. Selbst in ihren unterwürfigsten Momenten war sie nicht so devot gewesen wie diese Bewerber, dessen war sie sich sicher.
Sie war ärgerlich, dass sie zwischendurch arbeiten musste, denn die Post faszinierte sie. Am Abend las sie alle Bewerbungen noch einmal – inzwischen waren es fast fünfzig. Eine Mail faszinierte Simone besonders:
Sehr geehrte Mistress,
mit großem Interesse und Freude habe ich Ihre Anzeige auf Love.Letters und Ihre HP gelesen. Mit dieser sehr ausführlichen Bewerbung möchte ich gerne versuchen, Ihr Interesse zu wecken. Ich bin 36 Jahre alt, 189 Zentimeter groß, schlank, intelligent und ich habe Niveau. Ich lebe und arbeite in Euskirchen, bin aber vor allem an den Wochenenden mobil. Ich bin keiner der tausendfach existierenden Subs, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen und deshalb eine starke Frau suchen. Auch gehöre ich nicht zu den »Wünsch dir was«-Sklaven, die rein zur Befriedigung ihres Verlangens eine Herrin subtil steuern wollen. Ich bin durchaus beruflich erfolgreich und daher auch oft recht eingespannt. Ich habe keinerlei Wunschlisten oder Vorgaben gegenüber einer dominanten Dame. Mein Verlangen ist, einzig und allein den Befehlen meiner Gebieterin zu gehorchen und allein ihr zu Diensten zu sein. Wie mich eine Herrin belohnt oder bestraft, ist allein ihr überlassen. So betrachte ich auch Nichtbeachtung als normale Phase, da es nicht die Aufgabe einer Herrin ist, den Sklaven zu unterhalten, sondern die des Sklaven immer für die Herrin da zu sein, ihr aber keine Arbeit zu machen. Respekt und Demut beginnen für mich bereits bei der Anrede: Eine Dame ist zu siezen, während sie mich selbstverständlich duzen kann.
Ich erwarte jedoch Niveau, Stolz und den Willen einer Frau, einen Mann zu beherrschen. Tabus können und sollen sanft aufgebrochen werden, sollten jedoch zumindest anfangs grundsätzlich akzeptiert werden. Dies alles muss nicht verkrampft oder verbissen geschehen, sondern soll Spaß machen und kann gerne mit einem gewissen Humor ablaufen. Gegenseitige Sympathie ist mir sehr wichtig. Zudem ist meine devot-masochistische Seite nur eine Facette meiner Persönlichkeit (wenn auch eine recht starke). Ich leide nicht darunter, aber ich muss sie in der Regel tief in meiner Seele verstecken. Neben meiner Sehnsucht nach Unterwerfung bin ich aber eben auch lebenslustig, interessiert, offen, nachdenklich, manchmal ein wenig zu verträumt, usw.
Zudem habe ich durchaus auch meinen Stolz. Allerdings ist es gerade das Brechen dieses Stolzes, was mich neugierig macht. Mein Bestreben ist es, den Wünschen einer launischen, interessanten Gebieterin gerecht zu werden. Meine Neigung besteht, wie beschrieben, darin, eine Herrin glücklich zu machen. Ich habe Erfahrungen mit Strom, analer Benutzung und kompletten Fixierungen (vollkommene Bewegungslosigkeit auch über längere
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