Im Netz Der Schwarzen Witwe
mit ihrem fröhlichen britischen Akzent.
Mariah wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Morgen musste sie unbedingt an ein Stirnband denken – der Wetterbericht hatte ein Fortdauern der Hitze angekündigt. Sie war schmutzig und verschwitzt, Salz und Sonnenmilch brannten ihr in den Augen. Außerdem tat ihr der Rücken allmählich weh.
Aber sie war umgeben von Leuten, die bei der Arbeit lachten und sangen. Heute schlug sie neben Thomas und Renée Nägel ein, jenem Paar, dem dieses Haus gehören würde. Mariah bemerkte den Stolz der beiden, beim Bau des Heimes für sich und ihre beiden Töchter – Jane Anne und Emma – helfen zu können.
Foundation for Families begann jeden Tag mit einer Minute stiller Meditation, bei der sich alle an den Händen hielten und die Augen schlossen. Dieser Moment diente dazu, die höhere Kraft zu spüren – sei es nun die Kraft Gottes, die von Mutter Natur oder die von Luke Skywalker. Das spielte keine Rolle. Die Mahlzeiten bestanden aus Sandwichs und Limonade von freiwilligen Spendern. Jeden Tag nach Feierabend bedankten Thomas und Renée sich bei Mariah und umarmten sie sogar, ehe sie nach Hause ging.
Mariah konnte sich nicht erinnern, jemals glücklicher gewesen zu sein.
Unten am Boden hob Serena die Hand über die Augen, um sie vor der grellen Sonne zu schützen, während sie nach oben sah. „Wann bist du hier fertig?“
Mariah lehnte den Hammer gegen ihren Arbeitsstiefel und löste die Wasserflasche von ihrem Gürtel. Sie trank einen langen Schluck, ehe sie antwortete. „Meine Schicht ist um sechs zu Ende.“
„Gut, dann lass uns um sieben im Hotel treffen“, entschied Serena. „Wir können im Grillrestaurant beim Pool essen und anschließend einen Zug durch die Bars unternehmen. Uns auf die Jagd nach einem Ehemann machen, wie du es so passend bezeichnet hast.“
Das Hotel. In dem Jonathan Mills wohnte. Nur war Mariah sich ziemlich sicher, dass er nicht in Bars herumhängen würde. Trotzdem war sie beinah versucht, ihrer Freundin dort Gesellschaft zu leisten. Beinah.
Sie hakte ihre Wasserflasche wieder an den Gürtel und wog den Hammer in der Hand. „Tut mir leid, aber das geht nicht“, erklärte sie, im Grunde froh, dass sie eine Ausrede hatte. Auch sie war nicht der Typ dafür, die Abende in Kneipen zu verbringen. Sie empfand die Bars als laut, überfüllt, verqualmt und voller Verzweiflung. „Ich arbeite morgen hier und muss früh raus. Laronda hat eine Blitzschicht eingeteilt, damit wir mit geballten Kräften das Dach hier bis Sonnenuntergang wasserdicht haben.“
Serena betrachtete die rauen Sperrholzwände des bescheidenen Häuschens und hob skeptisch eine elegante Augenbraue. „Du machst Witze.“
„Nein“, erwiderte Mariah fröhlich. „Allerdings können wir Freiwillige immer gut gebrauchen, falls du interessiert bist.“
„Niemals.“ Serena gab einen verächtlichen Laut von sich. „Ich habe genug freiwillige Hilfe geleistet, und zwar vor fünfzehn Jahren mit der Heilsarmee in Afrika.“
Die Heilsarmee. Schon komisch. Mariah wusste, dass Serena fast achtzehn Monate bei der Heilsarmee gewesen war. Sie hatte Häuser und Straßen in Gegenden Afrikas gebaut, in denen es bis heute keine Elektrizität gab. Obwohl sie sich darüber unterhalten hatten, fiel es Mariah schwer, sich diese elegante blonde Frau beim Ausheben von Latrinengräben vorzustellen. Aber warum sollte Serena lügen? Außerdem erzählte sie wirklich überzeugend von ihrer Zeit in Afrika.
„Bist du dir sicher, dass ich dich nicht dazu überreden kann, dich heute Abend ein bisschen zu amüsieren?“, fragte Serena.
Mariah nickte. „Ich amüsiere mich schon“, erwiderte sie.
„Du bist eine wirklich verdrehte Frau“, stellte Serena fest. Auf dem Weg zurück zu ihrem Wagen rief sie noch einmal über die Schulter: „Aber vergiss meine Party am Freitag nicht!“
„Ach, du weißt doch, dass ich kein Party-Typ bin …“
Doch Serena saß bereits hinter dem Lenkrad ihres Wagens und startete den aufheulenden Motor.
Mariah wollte zu keiner Party gehen. Sie hatte schon einige von Serenas Veranstaltungen besucht und unbehaglich herumgestanden, während Serenas schicke Freunde lauter oberflächliches Geplauder von sich gaben. Über das Wetter. Den Aktienmarkt. Und wo man am besten einen Jetski mieten konnte.
Beim letzten Mal war sie früh gegangen und hatte sich geschworen, bei der nächsten Einladung eine Ausrede zu haben. Jetzt musste sie sich etwas Überzeugendes
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