Im Netz Der Schwarzen Witwe
gingen auf den Flügel des Hotels zu, in dem sich die teureren Zimmer befanden. Ein Hund trottete ihnen treu hinterher.
Der ältere der beiden Männer ging gebeugt, als wäre er müde oder hätte Schmerzen. Er sah ein bisschen grau aus im Gesicht. Aber er hatte etwas an sich, das ihre Neugier weckte.
Sie ließ die Gewichte sinken und trat näher ans Fenster, um ihnen nachzuschauen, bis sie im Gebäude verschwunden waren.
Mariah Robinson gehörte ihm.
Das Spiel hatte heute frühmorgens begonnen, und er hatte schon mehr bekommen als erhofft.
John Miller hielt auf Mariahs Auffahrt und atmete tief durch. Er war sowohl amüsiert über das Gefühl der Vorfreude als auch angewidert davon.
Diese Frau ermöglichte es ihm, an eine mutmaßliche Mörderin heranzukommen. Nicht mehr und nicht weniger.
Er versuchte sich einzureden, diese prickelnde Anspannung rühre daher, dass er undercover arbeitete und der Schwarzen Witwe näher kam. Und dass die Blumen auf dem Beifahrersitz lediglich Teil seines Plans seien, sich mit der Frau anzufreunden, die der Verdächtigen nahestand.
John hatte gestern ein Dutzend Rosen bestellt, als Dankeschön für ihre Hilfe. Allerdings hatte er die Blumen schon bestellt, bevor er Mariah Robinson, wie sie sich momentan nannte, kennenlernte. Aber als er die Rosen heute Nachmittag abholen wollte, entdeckte er eine Auswahl leuchtend gelber Blumen mit großen runden Blüten, ein herrlicher brillanter Farbtupfer im Raum.
Sofort wusste er, dass Mariah diese wie selbst gepflückt aussehenden Blumen den Gewächshausrosen vorziehen würde. Einem spontanen Entschluss folgend, kaufte er daher stattdessen einen großen Strauß von diesen gelben Blumen, zusammen mit ein paar Margeriten und zartem Schleierkraut.
Er hätte diesen Impuls unterdrücken und die verdammten Rosen kaufen sollen. Die Rosen gehörten schließlich zu seinem Plan. Sie waren ein unpersönliches Dankeschön. Die gelben Blumen hingegen spiegelten die Erinnerung an Mariahs sanfte Hände wider, mit denen sie sein Gesicht berührt, ihre schmalen Finger, mit denen sie seine Schultern massiert, ihre Lippen, die sacht sein Ohr berührt hatten.
Und das war nicht gut.
Die gelben Blumen hatten nichts zu tun mit seinem Versuch, Serena Westford zu fangen, sondern allein mit dem heißen Begehren, das er beim Blick in Mariahs sanfte braune Augen empfunden hatte.
Ihre Ausstrahlung übertraf das, was ihr Foto verheißen hatte.
Und jetzt würde er mit diesen blöden Blumen in der Hand in ihr Haus marschieren und ihr Lügen über seine Identität und den Grund seines Aufenthaltes auf der Insel erzählen. Die größte Lüge würde jedoch sein, die Anziehung zwischen ihnen zu leugnen. Jonathan Mills sollte lediglich Mariahs Freund werden. Es war John Miller, der sie zur Geliebten machen und sich für den gesamten Rest des Jahres in ihrer ruhigen Gelassenheit verlieren wollte.
John Miller war derjenige, der den Blick heute Morgen am Strand nicht hatte abwenden können von Mariahs T-Shirt, das sich auf enthüllende Weise an ihre Kurven schmiegte. Er hatte sich mehr als einmal dabei ertappt, wie er genauer hinschaute. Er konnte nur hoffen, dass sie es nicht bemerkt hatte.
Doch er wusste verdammt gut, dass es ihr nicht entgangen war. Schließlich hatte er gesehen, wie sich eine zarte Röte auf ihren Wangen ausbreitete.
John stieg aus dem Wagen, ging mit den Blumen in der Hand zur Haustür und klingelte.
Niemand öffnete.
Er wusste, dass sie zu Hause war, denn Daniel hatte das Haus den ganzen Tag lang observiert und ihn vor Kurzem angerufen, um ihm mitzuteilen, dass Mariah nach einem Nachmittag mit Besorgungen in der Stadt zurück sei. Und tatsächlich lehnte ihr Fahrrad an der Hauswand.
John ging zur Rückseite des Hauses, Richtung Strand, und dort stieß er beinah mit ihr zusammen.
Mariah kam gerade vom Meer. Ihr Haar war nass, die dunklen Locken umgaben ihren Kopf wie eine Kappe. Ihre Haut glänzte vom Wasser, und der Badeanzug klebte an ihrem aufregenden Körper. Ein Wassertropfen hing an ihren langen Wimpern und funkelte im Sonnenlicht, als ihre Augen sich vor Erstaunen weiteten.
„Jonathan! Hallo! Was machen Sie denn hier?“
Wow, sie sah umwerfend aus. Jeder einzelne Zentimeter an ihr war sexy. Doch sie wickelte sich ihr Handtuch um die Hüften, als sei es ihr unangenehm, im Badeanzug gesehen zu werden.
Er hielt ihr den Strauß hin. „Ich wollte mich dafür bedanken, dass Sie mir heute Morgen geholfen haben.“
Sie nahm die Blumen,
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