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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Situation, die er so lange hatte herbeiführen wollen. Denn er brauchte eine Gelegenheit, in der es ganz natürlich schien, dass er Serena einen Heiratsantrag machte.
    Nur hatte er es nicht auf diese Weise tun wollen.
    Jedenfalls nicht hier in dem Zimmer, in dem er lustvolles Vergnügen mit Mariah gefunden hatte.
    Dummerweise konnte er mit Serena auch nicht mehr in sein Hotelzimmer, weil Daniel dort vermutlich noch immer mit dem Zusammenpacken der elektronischen Ausrüstung beschäftigt war. Sie hatten die Ausrüstung zwar in unauffälligen Koffern ins Hotel gebracht. Aber da sie keine Tarnung mehr für nötig hielten, waren sie jetzt in großen schwarzen Buchstaben mit dem Zielort beschriftet – Quantico, FBI-Hauptquartier.
    „Wollen wir nicht lieber einen Spaziergang am Strand unternehmen?“, schlug John vor.
    „In diesen Schuhen?“ Serena ergriff seine Hand und zog ihn zu sich herunter, bis er neben ihr auf dem Bett saß.
    Auf Mariahs Bett.
    John musste sich schwer zusammennehmen, um nicht gleich wieder aufzuspringen und sich aus ihrem Griff zu befreien. Sein Job war es, Serena festzunehmen. Und eine Mörderin zu schnappen, bedeutete nie Spaß. Es musste ihm also nicht gefallen. Er musste es einfach nur tun.
    Er versuchte sich einzureden, dass er Mariah nicht hinterging, als er sich von Serena sanft auf die Matratze hinunterdrücken ließ. Er wollte sich lieber nicht ausmalen, was Mariah denken würde, wenn sie hereinkäme und ihn eng umschlungen mit Serena in ihrem Bett vorfände. In jenem Bett, in dem er nur Stunden zuvor mit Mariah geschlafen hatte.
    Das alles passierte nicht wirklich. Er stand neben sich und war weder körperlich noch emotional bei dieser Frau, die ihn gerade inbrünstig küsste. Seine innere Distanz bereitete ihm Sorgen. Bestimmt würde sie gleich merken, dass sie ihn kaltließ und er nicht die geringste Lust verspürte, sie zu küssen.
    Dass er geglaubt hatte, Serena wäre auf Nimmerwiedersehen verschwunden, war ein gefährlicher Fehler gewesen. Er hatte es gründlich vermasselt. Heute Morgen hatte er noch mit Mariah geschlafen, und heute Nachmittag würde er Serena einen Heiratsantrag machen.
    Sie presste sich an ihn, rieb sich an ihm, und plötzlich erkannte John die Wahrheit. Er wollte das hier nicht. Aber was sollte er machen? Sollte er Daniel Tonaka und Patrick Blake vielleicht sagen, dass er den Fall abgab? Wie konnte er das, nachdem er so weit gekommen war? Schließlich hatte die Falle funktioniert, denn die Verdächtige war genau dort, wo John sie haben wollte.
    Man könnte es allerdings auch von der Seite betrachten, dass sie ihn dort hatte, wo sie ihn haben wollte.
    Daniel würde ihm bestimmt verzeihen und Verständnis haben. Blake wahrscheinlich nicht. Nicht, nachdem John unverhofft doch noch so weit gekommen war. Blake würde ihn dieser psychologischen Begutachtung unterziehen lassen, weil er annehmen müsste, dass John übergeschnappt war. Und die Polizeipsychologen würden ihm sofort bescheinigen, dass er verrückt war – verrückt vor Liebe zu Mariah.
    Er wollte Serena gerade wegschieben, als sie sprach.
    „Bitte“, sagte sie, küsste ihn auf den Hals und setzte sich rittlings auf seinen Schoß. Sie beugte sich zu ihm herunter, sodass ihre goldblonden Haare in seinen Mund fielen. „Bitte, Jonathan. Ich weiß, dass du mich willst, Darling. Aber können wir damit nicht bis nach der Hochzeit warten?“
    John war perplex. Fast hätte er laut gelacht. Serena saß auf ihm, sie war die Verführerin, und doch redete sie nun, als wäre sie die Unschuld in Person. Als müsste sie sich unbedingt dagegen sträuben, von ihm verführt zu werden. Sie hielt die Zügel in der Hand, aber sie wollte ihm die Illusion verschaffen, er allein habe die Macht. Offenbar hatte diese Masche in der Vergangenheit gut funktioniert. In keinem einzigen Gespräch mit ihr hatte er bis jetzt von der Ehe gesprochen. Doch sie klang, als wäre das schon wochenlang ein Thema zwischen ihnen.
    Eine Haarsträhne geriet in seinen Mund und er versuchte, sie unbemerkt loszuwerden.
    „Bitte, Darling“, flüsterte sie. „Wir können nach Las Vegas fliegen und heute Abend schon verheiratet sein.“
    Es war zu leicht. Er konnte ihr unmöglich einen Korb geben. Dafür war er schon viel zu lange hinter ihr her.
    Trotzdem zögerte er. Mariah wäre am Boden zerstört. Aber Serena abzuweisen würde bedeuten, weitere Opfer in Kauf zu nehmen. Und die würde es mit Sicherheit geben. Wenn das Foto des nächsten Opfers

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