Im Netz der Sinnlichkeit
war Lehrerin an einer Schule, in die auch Gestaltwandlerkinder gingen, und seit der Allianz zwischen beiden Rudeln waren so viele Wölfe in die Gegend gezogen, dass nun auch einige Wolfsjunge dorthin gingen.
Lara hatte Annie auf einem Elternabend kennengelernt, den sie in Vertretung eines Paares besucht hatte, das gerade verreist gewesen war, und seither war der Kontakt zwischen ihnen nie mehr abgerissen.
»Sie wissen es erst seit einer Woche«, sagte Riordan grinsend.
»Ich freue mich für die beiden.«
Als sie eine Stunde später Walker zum Mittagessen traf, lächelte sie immer noch in sich hinein. Sie hatten sich an einer Wegbiegung mit Blick über den See getroffen.
Die Sonne schien, und die ersten beiden Klassen der Wolfsschule waren gerade draußen. Die Welpen spielten überglücklich am Strand unter den Augen der Lehrer, die das Gewimmel auch genossen. Sehr zufrieden öffnete Lara die Dose, die Walker mitgebracht hatte, und lachte laut auf. »Du steckst wohl wieder mit meiner Mutter unter einer Decke?«
Walker schüttelte den Kopf, als Lara ihm eine Gabel mit Pilzrisotto hinhielt, das er mitgebracht hatte. Aisha und er waren sich vollkommen einig, was die Sorge um Lara anging, auch wenn seiner Gefährtin das nicht immer gefiel. »Ich widme mich lieber meinem langweiligen Huhn-Schinken-Sandwich.«
Sie schmiegte sich an ihn, er spürte ihre Hüfte und roch den sanften, weiblichen Duft. »Wirst du mir bis in alle Ewigkeiten vorhalten, dass ich das gesagt habe?«, fragte sie.
Er aß ein paar Bissen und trank dann einen Schluck Kaffee, den Lara mitgebracht hatte. »Nein.« Eigenartig, aber irgendwie auch genau richtig kam es ihm vor, sie ein wenig zu necken, sie wissen zu lassen, dass er auch diese Fähigkeit besaß.
Sie rümpfte die Nase und aß noch etwas Risotto. »Kannst du für mich mal ins Netz schauen?«
»Was immer du wünschst.«
Sie sah ihn mit Wolfsaugen an. »Ich liebe dich.«
Es machte ihn sprachlos wie immer, doch vielleicht würde er sich mit der Zeit an diese tiefe Liebe gewöhnen. Nie würde er sie für selbstverständlich halten, aber doch allmählich damit vertraut werden. Und das war so schön, dass es beinahe wehtat, ein wahres Geschenk war es für ihn, dass er auf ihre Liebe und ihre Sanftmut rechnen konnte. »Was möchtest du denn wissen?«
»Ich habe gerade einen sehr komplizierten Bruch geheilt, fühle mich aber überhaupt nicht ausgelaugt.« Sie trank einen Schluck aus der Tasse, die er ihr an die Lippen hielt.
Das war sehr interessant. »Du hältst es für möglich, dass die Wesenheit im Netz dich mit Siennas überschüssiger Energie speist?« Jedes geistige Netzwerk verfügte über einen »Kopf«. Im Netz der Wölfe, das seine ganze Familie einschloss, war diese Wesenheit nur ein winziger Punkt, kaum vergleichbar mit dem Netkopf, dem Wächter und Bibliothekar des Medialnets. Doch die Wesenheit existierte, und nach der Schlacht hatte sich gezeigt, welchen Einfluss sie im Netz hatte.
Lara aß erst auf, bevor sie antwortete. »Ist mir so durch den Kopf gegangen.«
Walker öffnete sein geistiges Auge und sah sich die energetischen Ströme im Netz der Familien- und Blutsbande an. Am Morgen hatte eine Veränderung stattgefunden. »Du hast jetzt Priorität«, sagte er leise und legte seine Hand auf ihr Knie. »Sobald du mehr Energie brauchst, fließt alles nur zu dir.«
»Gut zu wissen. Falls ich mich einmal zwischen mehreren Möglichkeiten entscheiden muss, wird es mir dadurch leichter fallen.« Lara stellte die leere Dose in die Isoliertasche zurück.
»Bitte«, sagte sie und überreichte Walker ein zweites Sandwich. »Ich hoffe, du hast noch mehr für dich dabei. Du bist viel zu groß, um mit zwei Broten zu überleben, langweilig hin oder her.«
Als sie sich über die Tasche beugte, erwachten Teile in ihm begeistert zum Leben, die er schon lange begraben geglaubt hatte. Niemand hatte sich je Sorgen um ihn gemacht, jedenfalls nicht in der Weise, wie Lara es tat. Wenn er sich so etwas vorgestellt hätte, bevor sie ein Paar geworden waren, hätte es ihn vielleicht unangenehm berührt – doch nun machte es ihm nichts aus, wenn seine Gefährtin für ihn sorgte.
Denn auch er spürte das Bedürfnis, sich um sie zu kümmern.
»Hier haben wir ja was.« Sie holte eine Dose heraus, in der zwei weitere Brote lagen. »Das ist nicht dein Ernst!« Sie lachte. »Aber, Moment mal, sogar eines mit Käse und Tomaten. Wie gewagt.«
Er zog sie an sich und küsste sie, nahm ihr Lachen in
Weitere Kostenlose Bücher