Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
wartete, bis sich Lizzys Mailbox meldete. »Lizzy, ich bin’s, Jessica. Ich glaube, wir haben endlich, wonach wir gesucht haben. Ruf mich so schnell wie möglich zurück.«
Samstag, 20. Februar 2010, 15:23 Uhr
Lizzy klopfte nun schon zum dritten Mal an Nancy Morenos Haustür. »Nancy«, rief sie, »hier sind Lizzy Gardner und Jared Shayne vom FBI. Machen Sie auf. Es ist alles in Ordnung.«
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.
Als immer noch niemand aufmachte, ging Lizzy zu einem Fenster an der Vorderseite des Hauses und spähte ins Innere. Das Wohnzimmer machte einen eleganten und gleichzeitig bunt zusammengewürfelten Eindruck. Es sah warm und behaglich aus, ohne irgendein Anzeichen, dass dort ein Kampf stattgefunden haben könnte … und dennoch … sie spähte angestrengt an den Möbeln vorbei in den Essbereich. Der Tisch war vollständig gedeckt. Auf einer Seite hing die Tischdecke zu weit herab und ein Weinglas war umgefallen. »Jared«, sagte sie, »schauen wir mal hinten im Garten nach.«
Das Gartentor war offen und sie ging mit Jared hindurch. Im Garten befanden sich inmitten eines gepflegten Rasens ein Swimmingpool in Erdnussform und ein Springbrunnen. Der beruhigende Klang des Wassers, das aus der Flosse einer Nixe sprudelte, bildete einen deutlichen Kontrast zu ihrem Herz, das wie wild pochte. Die Glastür, die ins Innere des Hauses führte, stand weit offen.
Jared zog seine Dienstwaffe und bedeutete Lizzy mit einem Handzeichen, stehen zu bleiben.
Lizzy hatte keine Lust, alleine draußen zu warten. Sie folgte Jared nach drinnen, achtete dabei jedoch vorsichtig darauf, nirgendwo anzustoßen. Das Weinglas war nicht der einzige Gegenstand, der umgefallen war. Einer Porzellanschüssel war es ebenso ergangen; sie lag in Scherben auf dem Fußboden.
Die Küche befand sich zur Linken. Das Waschbecken, dessen Edelstahloberfläche glänzte, war leer. Die Arbeitsflächen aus Marmor waren sauber gewischt und alles befand sich an seinem Platz.
Jared ging den Flur entlang, während Lizzy, die Glock in ihren schweißnassen Händen, die Treppe nach oben lief und dabei zwei Stufen auf einmal nahm. Sie riss die erstbeste Tür auf. Im Zimmer waren die Jalousien heruntergelassen. Sie knipste das Licht an. Alles schien in Ordnung zu sein. Vorsichtig durchquerte sie das Zimmer, trat an Wandschrank und schob die Spiegeltür auf. Plastikbehälter, fein säuberlich aufeinandergestapelt. Ein paar Wintermäntel, ordentlich aufgehängt. Keine lauernden Bösewichter. Keine Leichen.
Ihr Herz raste und sie merkte, dass sie den Atem angehalten hatte. Beim Hinausgehen atmete sie aus. Langsam ging sie den Flur weiter. »Nancy? Sind Sie da? Ich bin’s, Lizzy Gardner. Sie können jetzt rauskommen.«
Keine Antwort. Lizzy hasste die Stille fast genauso wie die Dunkelheit. Sie hatten nur elf Minuten gebraucht, um hierherzukommen. War es Nancy gelungen, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen? Versteckte sie sich zusammengekauert in einem dunklen Wandschrank und wartete darauf, gerettet zu werden? Er konnte sich unmöglich so schnell an ihr vergriffen haben. Aber die offene Verandatür, die zerbrochene Schüssel … das alles deutete auf etwas anderes hin.
Der Teppich war dick und so strahlend weiß, dass man Schmutz oder Flecken sofort sah, einschließlich der Blutspur, die ins Schlafzimmer führte. Scheiße.
»Lizzy! Hier unten!«, rief Jared.
Sie stand da, hielt die Waffe geradeaus gerichtet und hätte am liebsten nach Jared gerufen und ihn gefragt, was er gefunden hatte. Wenn er Nancy entdeckt hatte, was zum Teufel war dann das hier?
Er rief Lizzy ein zweites Mal, diesmal lauter.
Sie brachte keinen Ton heraus. Der Plüschteppich dämpfte jeden ihrer Schritte. Sie befand sich jetzt im Schlafzimmer. Die Blutspur führte quer durchs Zimmer ins Bad. Womöglich war der Mörder noch da und lauerte ganz in der Nähe. Vielleicht war er verletzt und hoffte, dass ihm die Flucht gelang. Sie hatte ihre Pistole bisher nur auf dem Schießstand abgefeuert, aber wenn nötig, würde sie ohne zu zögern abdrücken.
Bleib ruhig und pass auf.
Hatte er sie gesehen? Wusste er, dass sie näher kam? Wusste er, dass sie unmittelbar vor der Badezimmertür stand?
Jetzt, Lizzy, jetzt! Mach schon!
Mit der Waffe im Anschlag und zwei Fingern am Abzug trat sie einen weiteren Schritt vor. Plötzlich starrte sie in Nancy Morenos Augen. »Scheiße!«
Samstag, 20. Februar 2010, 16:21 Uhr
Jessica betrat
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