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Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Titel: Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.R. Ragan
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sodass sie sich die spröden Lippen eincremen konnte.
    »Sie wissen etwas über Mary, oder?«, fragte Jessica, nachdem sie die Fettcreme auf ihre Lippen geschmiert hatte.
    Obwohl Lizzy diese Feststellung überraschte, nickte sie.
    »Ich hab’s mir gedacht. Sie haben so komisch geguckt, als ich Ihnen das Foto gezeigt habe. Sie haben sie gesehen, stimmt’s?«
    Lizzy musste kräftig schlucken. »Es tut mir so leid.«
    »Sie müssen es mir erzählen. Ich muss es wissen. Wurde sie gefoltert, so wie die anderen?«
    Lizzy wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie konnte es nicht ertragen, Jessica zu schildern, was sie gesehen hatte, aber sie wusste, dass sie es wenigstens versuchen musste. »Zwei Tage nach meiner Entführung wachte ich nachts in einem fremden Zimmer auf. Das Haus sah ganz normal aus. Ich war gefesselt, schaffte es jedoch, mich von den Stricken zu befreien. Mein Bein war verletzt. Ich war bereits an der Hintertür und gerade dabei, nach draußen zu fliehen, als ich jemanden im Haus weinen hörte. In dem Augenblick, als ich das hörte, war mir klar, dass ich nicht weggehen konnte, ohne zu helfen. Ich habe Ihre Schwester sofort gefunden. Ich weiß nicht mehr, ob ich sie losgebunden habe, aber ich kann mich noch daran erinnern, dass ich sie in den Armen gehalten habe.« Lizzys Stimme wurde brüchig und ihre Finger verkrampften sich um das Bettgeländer, als sie sich erneut vor Augen führte, wie schwach und zerbrechlich Mary damals gewesen war. »Wir waren so nahe dran.« Sie atmete schwer aus. »Mary und ich sind beinahe entkommen.«
    Jessica berührte Lizzys Hand. »Es ist schon okay. Sie trifft keine Schuld, Lizzy. Sie sind umgekehrt, um meiner Schwester zu helfen, und mussten bitter dafür bezahlen. Sie haben es versucht. Mehr hätte niemand tun können.«
    »Ich wollte sie retten.« Lizzys Augen brannten, als die Erinnerung wieder in ihr hochstieg. »Ich wollte nichts so sehr, wie dafür zu sorgen, dass Mary nach Hause zu ihrer Familie kam. Mehr wollte ich nicht.«

Sonntag, 21. Februar 2010, 23:23 Uhr
    Der Tag verging quälend langsam, etwa so wie Heiligabend, wenn man ein Kind ist und darauf wartet, dass der Weihnachtsmann durch den Kamin kommt. Lizzy wünschte sich, es wäre schon morgen. Sie sehnte sich den folgenden Tag herbei, weil ihr ihr Bauchgefühl sagte, dass der Plan womöglich klappen konnte. Sobald sie dem Spinnenmann von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, würde sie ihm sagen, was sie ihm schon immer sagen wollte – nämlich, dass er zur Hölle fahren sollte, wo er hingehörte.
    Lizzy saß reglos vor dem Fernseher und ging in Gedanken den morgigen Tag durch, während Jared neben ihr hockte und Papierkram erledigte. Ihr Interview mit Detective Holt war bereits in den Lokalnachrichten gesendet worden, wo es zu jeder vollen Stunde wiederholt wurde. Die Leute wurden aufgefordert, ihre Kinder im Auge zu behalten und die Türen zu verschließen. Man hatte die meisten Nachrichtensender in dem Glauben gelassen, dass das auf Video aufgezeichnete Interview von einem Mitarbeiter des FBI stammte, der es ohne Wissen seiner Behörde an die Medien weitergeleitet hatte. Die Verantwortlichen dort hatten keine Ahnung, dass man ihnen einen Bären aufgebunden hatte. Aber selbst wenn sie es gewusst hätten, wäre es ihnen egal gewesen. Hauptsache, sie hatten eine Story.
    Nach der morgendlichen Besprechung hatte man Lizzy in einen Raum gebracht, wo sie von Detective Holt vernommen wurde. Der Ermittler stellte ihr gezielt Fragen, mit denen er Antworten provozierte, die den Spinnenmann verärgern würden. Nachdem er Sophie bereits verloren hatte, hatte Jimmy beschlossen, dass Lizzys Vorschlag, den Spinnenmann zu reizen, einen Versuch wert war. Sie würden versuchen, ihn abzulenken und Hayley dadurch eine Überlebenschance geben – zumindest für einen weiteren Tag.
    Lizzy starrte auf den Bildschirm und betete inständig, dass sie das Richtige getan hatte.
    »Was wissen Sie über den Spinnenmann?« Holt war groß und stämmig und seine laute Stimme wirkte einschüchternd.
    Lizzy war während des gesamten Interviews ruhig geblieben. »Er ist ein Feigling«, hatte sie geantwortet, so wie es vorher abgesprochen worden war. »Ein jämmerlicher Feigling.« Sie wollte den Stolz des Spinnenmanns dort treffen, wo es ihm am meisten wehtun würde.
    »Wo, glauben Sie, hält sich der Spinnenmann zurzeit auf?«, fragte Detective Holt weiter.
    »Er hält sich irgendwo versteckt«, sagte Lizzy. »Das machen Feiglinge

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