Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
Meinung.«
»Wieso das?«
»Das spielt keine Rolle«, sagte er. »Ich freue mich darauf, dich morgen zu sehen.«
»Die Freude ist ganz meinerseits.«
»Bevor ich jetzt Schluss mache«, fügte er hinzu, »möchte ich gerne noch deinem Freund sagen, wie sehr mir die Unterhaltung mit seiner Mutter gefallen hat. Sie hat ein hübsches Lächeln.«
Jared riss Lizzy den Hörer aus der Hand, aber da war es bereits zu spät. Er hatte aufgehängt.
Kapitel 33
Montag, 22. Februar 2010, 13:00 Uhr
Auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes, in dem Lizzy sich mit ihrer Therapeutin Linda Gates traf, spähte Jared durch ein Fernglas. Er hatte klare Sicht.
Die beiden Frauen hatten sich in der vorangegangenen Stunde unterhalten, Notizen gemacht und Tee getrunken. Jared richtete das Fernglas auf Lizzys Gesicht. Sie hatte die Mundwinkel hochgezogen. Bis jetzt war ihr Blick ernsthaft gewesen, fast schon streng.
Der Spinnenmann hatte sich noch nicht blicken lassen.
Lizzy kam jeden zweiten Montag zu einer einstündigen Therapiesitzung in die Praxis von Linda Gates. Da der Spinnenmann Lizzys Patientenakte besaß, wusste er genau, wo sie sich um diese Zeit aufhielt. Und wenn er wirklich der Mann war, den Linda in den beiden vorangegangenen Wochen an der Bushaltestelle gesehen hatte, dann kannte er sich in der Gegend aus.
Lizzy war stur, das war nichts Neues. Als sie erst einmal Jimmy auf ihrer Seite wusste, hatte Jared ihr diesen Therapietermin nicht ausreden können. Er hatte ihr vorgeschlagen, noch ein wenig zu warten, bis vielleicht jemand die Zeichnung erkannte und denMann identifizieren konnte. Aber Lizzy hatte sich geweigert, auch nur eine Minute länger zu warten – geschweige denn einen Tag. Sie glaubte fest daran, dass sie es schaffen würden, den Spinnenmann von Hayley wegzulocken. Und das war für sie das Wichtigste. Hayley, meinte sie, brauchte möglichst viel Zeit, in der ihr Entführer nicht ständig in ihrer Nähe war.
Aus dem Hotelzimmer nebenan drang Musik an seine Ohren. Sinatra, der Lieblingssänger seiner Mutter. Seit der Spinnenmann letzte Nacht erwähnt hatte, er hätte mit seiner Mutter gesprochen, konnte Jared nicht umhin, ständig an sie zu denken. Er hatte heute Morgen versucht, sie anzurufen, aber sie war nicht ans Telefon gegangen. Dann hatte er es bei seiner Schwester versucht, die wiederum ihre Mutter in dem Hotel anrief, wo sie sich gerade aufhielt. Wie sich herausstellte, hatte Mrs. Jacqueline Shayne das Hotel noch am gleichen Abend, an dem sie eingecheckt hatte, wieder verlassen. Weder Jared noch seine Schwester wussten mit dieser Information etwas anzufangen.
Jareds Leben geriet buchstäblich aus den Fugen. Klare Regeln, Ordnung, Organisation – das waren die Grundmauern, die er von klein auf kannte. Sein Vater hatte ihm beigebracht, dass es für jedes Problem eine Lösung gab. Doch dann war Lizzy verschwunden – ein Umstand, der alles, was sein Vater ihn gelehrt hatte, über den Haufen warf. Jared kam sich seitdem vor, als versuche er, die einzelnen Stücke aufzuheben und wieder ordentlich zusammenzufügen. Es war schon seltsam, dachte er, wie ein einziger Mann, und ein Irrer noch dazu, es fertigbrachte, die Leben so vieler Menschen zu zerstören. Nicht nur die der Opfer, sondern auch die von Freunden und Angehörigen. Und nun, vierzehn Jahre später, tauchte dieser Verrückte wieder auf – ein unsichtbarer Geist, den man nur schwer fassen konnte. Das Ganze ging von Neuem los – die Zerstörung, der Schmerz. Und niemand konnte ihn stoppen.
Seit das Phantombild des Spinnenmanns in der Öffentlichkeit kursierte, hatte das FBI Hunderte von Hinweisen erhalten. Der Behörde fehlte bloß ausreichend Personal, um ihnen allen nachzugehen.Jared packte der Frust, als er seinen Blick von der leeren Straße zum Parkplatz und von dort zu dem Café an der Ecke schweifen ließ. Es war nicht viel los. Ein Kollege versteckte sich auf dem Dach gegenüber, ein anderer saß in seinem Wagen auf demselben Parkplatz, wo Lizzys Auto stand, und wieder zwei andere arbeiteten verdeckt innerhalb des Gebäudes. Man hatte sich auf alle Eventualitäten eingestellt. Warum hatte er dann dieses mulmige Gefühl, dass sie etwas übersehen hatten?
Wenn der Spinnenmann sich irgendwo in der Nähe aufhielt, hätten sie ihn bereits sehen müssen. Er spielte mit ihnen. So einfach war das. Sie waren ihm auf den Leim gegangen; alle befanden sich genau dort, wo der Spinnenmann sie haben wollte.
Kurz nachdem Jared
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