Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
sein, aber sie hatte stets ehrenwerte Absichten – und genau das war der Grund, warum Cathy sich Sorgen um ihre Schwester machte und sie ab und zu wie ein kleines Kind behandelte. Cathy war sich darüber im Klaren gewesen, dass sie Lizzy nicht lange böse sein konnte. Schließlich gehörte sie zur Familie. Egal, wie wütend sie auf ihre Schwester war und wie sehr sie auch versuchte, Lizzy an allem die Schuld zu geben, was in ihrem Leben schiefgelaufen war, so wusste sie doch, dass das nicht stimmte. Lizzy war im Grunde ein herzensguter Mensch und hatte es nicht verdient, dass ihre Familie sie hasste. Aber genau das war viele Jahre lang der Fall gewesen.
Jedes Mal, wenn Cathy einen Durchhänger hatte, dachte sie an Lizzy. Jedes Mal, wenn ihr danach zumute war, sich bei jemandem auszuheulen, war Lizzy diejenige, die sie wieder aufmunterte. Nicht ihr Vater und auch nicht ihr Ehemann, sondern stets Lizzy. Und dennoch hatte Cathy ihrer Schwester kein einziges Mal signalisiert, wie viel sie ihr bedeutete oder wie sehr sie sich um sie Sorgen machte, weil sie sich ein Leben ohne Lizzy nicht vorstellen konnte.
Sie ging zum Empfang und fragte, ob sie das Telefon für ein Ortsgespräch benutzen dürfe. Die Frau nickte und erklärte ihr, sie müsse zuerst die Neun wählen.
Cathy schluckte hart, wählte Lizzys Nummer und hoffte inständig, dass ihre Schwester ranging.
Montag, 22. Februar 2010, 14:49 Uhr
Jared stieg mit Lizzy die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Er ging zuerst hinein und sah gründlich nach, bis er ihr schließlich versicherte, dass alles in Ordnung sei. Nachdem sie sich von Jimmy und seinen Leuten getrennt hatten, die sich um den blutigen Finger kümmerten, waren Lizzy und Jared mit Linda in die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses gefahren. Der behandelnde Arzt hatte bei der Psychotherapeutin eine schwere Panikattacke diagnostiziert.
Jared sorgte gerade dafür, dass Lizzy es sich auf der Couch bequem machte, als sein Handy klingelte. Ein paar Minuten später beendete er das Gespräch und teilte Lizzy mit, er müsse sie für eine oder zwei Stunden allein lassen. »Soll ich dir einen Tee machen, bevor ich gehe?«
»Danke, nein. Worum geht es?«
»Wir haben ein paar Hinweise erhalten. Ein Dan und eine Rene Winters aus Citrus Heights haben heute angerufen. Sie haben den Mann auf dem Bild erkannt. Angeblich ist er derselbe, der als Junge ihrer Tochter nachgestellt hat, als sie zusammen auf die Highschool gingen. Das Mädchen hieß Shannon Winters. Shannon ist damals auf dem Weg von der Schule nach Hause gestorben, nachdem sie an einem Jawbreaker erstickt ist. Anscheinend stimmen die Initialen des Jungen mit denen auf der Uhr überein. Die Winters waren schon immer der Meinung, dass der Junge am Tod ihrer Tochter schuld war.«
»Was kann jemand dafür, wenn ein anderer an Süßigkeiten erstickt?«
»Sie meinen, er hätte ihr beim Sterben zugesehen und nichts unternommen, um ihr zu helfen.«
»Wie heißt er?«
»Samuel Jones. Die meisten Leute kannten ihn damals nur als Sam.«
»SJ liebt SW.«
Jared nickte. Er blieb noch einen Augenblick stehen und sah sie an. »Das hast du gut gemacht, Lizzy. Dank deiner Hilfe werden wir den Dreckskerl schnappen.«
Sie erwiderte nichts darauf.
Jared beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. »Ich bin gleich wieder da.«
Kapitel 34
Montag, 22. Februar 2010, 14:53 Uhr
Nachdem Jared gegangen war, verschloss Lizzy hinter ihm die Tür. Sie wollte gerade ihre eigenen Nachforschungen über Samuel Jones anstellen, als ihr Handy klingelte. »Hallo?«
»Ich bin’s, Cathy.«
Lizzy wusste, dass ihre Schwester nur dann anrufen würde, wenn etwas Schlimmes passiert war. »Stimmt etwas nicht?«
»Alles in Ordnung. Ich wollte dich nur um einen Gefallen bitten, Lizzy. Es wäre schön, wenn du Brittany von der Schule abholen und zum Zahnarzt fahren könntest. Hast du gerade viel zu tun?«
»Ich mach das schon.«
»Tut mir leid, dass ich so kurzfristig Bescheid sage, aber du musst um halb vier an der Schule sein.«
Lizzy sagte ihrer Schwester nichts von dem blutigen Finger, da Cathy sich nur darüber aufregen würde. Sie war froh, dass Cathy sie mit der Aufgabe betraute, Brittany abzuholen. Lizzy wollte unbedingt ihre Nichte sehen und sich davon überzeugen, dass mit ihr alles in Ordnung war. Sie warf einen Blick über ihre Schulter auf die Uhr. Es war kurz vor drei. Sie würde nicht lange zur Schule brauchen.
»Die Zahnarztpraxis ist in einer Seitenstraße der
Weitere Kostenlose Bücher