Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
Lizzy durch das Fenster im zweiten Stock gesehen hatte, fuhr ein Lieferwagen vor das Gebäude.
Jared richtete sich auf und schwenkte das Fernglas in dem Moment zu dem Fahrer hinüber, als er ausstieg und zum hinteren Ende des Wagens ging.
»Matt«, sprach Jared in sein Mikrofon. »Geh nach draußen und sieh dir den Fahrer des Lieferwagens an, der gerade vor dem Haus gehalten hat.«
»Mach ich«, erwiderte Matt.
Jimmy hielt sich in dem Gebäude auf, wo Lizzy und Linda sich gerade unterhielten. Er befand sich im obersten Stockwerk und konnte von dort aus die Rückseite des Hauses aus der Vogelperspektive sehen. Plötzlich erklang seine Stimme laut in Jareds Kopfhörer. »Was ist los?«
»Draußen vor dem Eingang steht ein Lieferwagen. Matt sieht gerade nach.«
Montag, 22. Februar 2010, 13:06
Karen hielt ihren Blick auf die Fahrbahn gerichtet, als sie das Fenster einen Spalt öffnete und etwas frische Luft hereinströmen ließ. In fünf Minuten würde sie auf dem Parkplatz der Mietwagenfirmaam Flughafen ankommen. Zwölf Stunden später würde sie ihren Mann und ihre Kinder in die Arme schließen.
Es war höchste Zeit, wieder nach Hause zu fliegen.
Sie war in die Staaten gekommen, um ihren Bruder zu finden, aber der war wie vom Erdboden verschluckt. Und niemand schien das zu interessieren.
Armer Sam.
Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Ihre Mutter hatte sie nicht zurückgerufen, um ihr zu sagen, wie der Arzt hieß, mit dem ihr Bruder sich die Praxis teilte. Also hatte Karen beschlossen, die Koffer zu packen und sich auf den Heimweg zu machen. Ihr Mann machte sich Sorgen und die Kinder brauchten ihre Mutter.
Aber irgendetwas stimmte nicht und dieses quälende Gefühl nagte an ihr und wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Sie konnte in ihren Knochen spüren, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
Die Musik lenkte sie nicht davon ab, an ihren Bruder zu denken. Sie wechselte mehrere Radiosender, bis sie eine beruhigende Stimme hörte. Es war Tammy Spencer, eine Autorin von Selbsthilfe-Büchern, die so ziemlich jedes Thema behandelten, von Kindererziehung bis zum Anbau von Kräutern und Gewürzen. Heute sprach sie darüber, wie sie auf allen Vieren den Küchenboden schrubbte. Wenn Karen zu Hause Stress hatte, putzte sie. Der Geruch von Putz- und Reinigungsmitteln hatte etwas Beruhigendes. Vielleicht lag das daran, dass sie beim Putzen das Gefühl hatte, ihre Probleme wegzuwischen. Wenn das nur so einfach wäre.
»Mit Mopps und Besen kommt man nicht so gut in sämtliche Ritzen und Ecken, wie wenn man auf die Knie geht und gründlich den Boden schrubbt«, erklärte Miss Spencer ihren Zuhörern.
Karen nickte zustimmend. Als Nächstes gab die Frau Ratschläge, wie man die Speisekammer reinigt und im Haus unliebsame Gerüche beseitigt, die sich im Laufe der Jahre ausbreiten, zum Beispiel durch faule Kartoffeln. »Sie wollen doch nicht, dass Leute zu Besuch kommen und denken, Sie hätten eine Leiche im Keller versteckt, oder?«
Nein, dachte Karen, als sie den Mietwagen auf dem Parkplatz abstellte, so etwas will keiner. Aber genauso hatte es bei ihrem Bruder in der Küche gerochen.
Da sich niemand von der Mietwagenfirma um sie kümmerte, holte Karen ihre Habseligkeiten aus dem Kofferraum und ging in das Gebäude. Als sie in der Warteschlange hinter einem Mann stand, der gerade Zeitung las, fiel ihr die Schlagzeile ins Auge.
»TREIBT DER SPINNENMANN
WIEDER SEIN UNWESEN?
JUNGES MÄDCHEN UND NACHRICHTENSPRECHERIN
TOT. EIN WEITERES MÄDCHEN VERMISST.
HABEN SIE DIESEN MANN GESEHEN?«
Unter dem Text befanden sich zwei Skizzen, die einen Mann zeigten, bei dem es sich vermutlich um den Spinnenmann handelte. Karen sah von einem Bild auf das andere. »Oh mein Gott«, sagte sie und hielt sich die Hand vor den Mund. »Nein.«
Montag, 22. Februar 2010, 13:21 Uhr
Mit dem Fahrer des Lieferwagens war alles in Ordnung. Er durfte ins Haus, um ein Paket abzuliefern.
»Ich habe soeben einen Anruf aus dem Büro erhalten«, sagte Jared und teilte Jimmy die Neuigkeit mit. »Dort hat sich vor Kurzem eine Frau namens Karen gemeldet. Sie glaubt, ihr Bruder sei womöglich der Mann, den wir suchen. Sie will uns aber erst seinen Namen geben, wenn wir ihr garantieren, dass ihm nichts passiert.«
»Was ist bloß mit diesen Spinnern? Da läuft ein Serienmörder frei herum und sie wollen nicht, dass ihm was passiert?«
»Wer weiß«, sagte Jared. Für einen Augenblick war es still und Jared sah zu dem Gebäude hinüber. Seine
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