Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
Eureka Road in Roseville. Die genaue Adresse hab ich leider nicht dabei.«
Der Frust in Cathys Stimme war deutlich zu hören. Bei ihrer Schwester lagen die Nerven blank. Wahrscheinlich stand sie gerade kurz davor, Richard mit seiner Affäre zu konfrontieren. »Ist schon okay«, sagte Lizzy, »ich hab Brittany schon mal dort hingebracht. Ich finde zu Dr. McMullens Praxis. Mach dir deswegen keine Gedanken.«
Montag, 22. Februar 2010, 15:07 Uhr
Cathy sah, wie Richard in Begleitung einer ausgesprochen attraktiven Frau aus dem Aufzug trat. Sie hatte sich bei ihm eingehängt. Die Geliebte ihres Mannes hatte schokoladenfarbenes, fülliges Haar, braune, mandelförmige Augen, hohe Wangenknochen, volle Lippen und sah keinen Tag älter als fünfundzwanzig aus.
Cathy stellte sich dem Vorzeigepaar in den Weg und stieß Richard mit dem Finger auf die Brust. »Wegen dir hab ich meine Schwester gehasst. Du hast Lizzy die Schuld an all unseren Problemen gegeben und dabei die ganze Zeit eine andere Frau gevögelt.«
Richard half der Frau in aller Ruhe in den Mantel und sagte ihr, er werde sie später anrufen. Dieser Dreckskerl gab sich nicht einmal die Mühe, seine Affäre zu verbergen oder so zu tun, als wäre nichts.
Anscheinend ließ sich die Frau nicht von der Szene beeindrucken, doch sie vermied es, in Cathys Richtung zu schauen. Was für ein Miststück.
»Sie haben meine Ehe kaputtgemacht«, schrie Cathy die Frau an, bevor sie das Hotel unbehelligt verlassen konnte. »Sie sind eine Hure und ich sorge dafür, dass Ihr gesamtes Umfeld davon erfährt.«
Die Frau ging durch das Foyer davon. Ihre Absätze klapperten laut auf dem Marmorboden. Dann verschwand sie durch die Drehtür nach draußen.
»Du wirst niemandem was erzählen«, sagte Richard. »Wenn du Valerie in irgendeiner Form verleumdest, sorge ich dafür, dass dir nach unserer Scheidung kein Cent bleibt.«
Cathy schnaubte verächtlich. »Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du mein Leben zerstörst.«
»Du hast dir selbst dein Leben zerstört. Nicht auch nur ein einziges Mal hast du Verantwortung für dein eigenes Tun übernommen. Selbst jetzt nicht. Schau dich doch nur an. Seit wir uns kennen, hast du über zwanzig Kilo zugenommen. Bist du auch nur ein einziges Mal ins Fitnessstudio oder zu Fuß gegangen? Nein. Du hast deiner eigenen Tochter Vorwürfe gemacht, weil du zu dick bist. Mir waren die Extra-Pfunde egal, weil ich dich schön fand. Ich hab dir immer gesagt, dass ich so mehr an dir habe, was ich lieben kann. Aber rate mal, was passiert, wenn jemand ständig sagt, er wäre fett? Irgendwann glaubt man es, und dann springt es einem umso mehr ins Auge.«
»Das musst gerade du sagen, wo du Scheuklappen vor den Augen hast. Hast du auch nur die geringste Ahnung, was in letzter Zeit zu Hause passiert ist?«
»Sag’s mir doch.«
»Ich wette, du wusstest nicht, dass dir ein Serienmörder auf den Fersen war. Er hat meine Schwester engagiert, damit sie dich und deine Freundin observiert.«
Richard war sprachlos.
»Anscheinend wollte er, dass Lizzy sieht, was du treibst. Er hat gedacht, wenn Lizzy mir von eurer Affäre erzählt, würde ich ihr die Schuld geben, und nicht dir. Sein Plan ist perfekt aufgegangen.«
»Wovon redest du?«
»Wenn du nicht ständig Valerie Hunt vögeln würdest, hättest du vielleicht mitbekommen, dass Frank Lyle nicht der Mann ist, der Lizzy vor vierzehn Jahren entführt hat. Er ist ein Nachahmungstäter, ein Möchtegern. Der echte Mörder hat seinen Spaß daran gehabt, dir zu folgen. Und wegen
dir
befürchtet das FBI, dass der Mörder jetzt vielleicht unsere Tochter im Visier hat.«
Richard trat auf sie zu und stand jetzt nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt. Mit wutverzerrtem Gesicht packte er sie an beiden Schultern und schüttelte sie. »Ich hoffe, die Geschichte, die du mir da auftischst, ist nur ein verrücktes Hirngespinst. Aber wehe, es stimmt, Cathy, und du erzählst mir das erst jetzt, dann bist du für mich ab sofort gestorben.«
Sie zuckte zusammen. Trotz ihrer Wut war sie sich nicht sicher, ob sie bereit war, ihre Ehe aufzugeben. Als sie im Foyer gewartet hatte, hatte sie sich ausgemalt, wie Richard vor ihr auf die Knie fallen und sie um Verzeihung anflehen würde. Aber das hier … damit hatte sie nicht gerechnet.
»Sag mir, dass du das alles nur erfunden hast, Cathy. Sag mir, dass unsere Tochter nicht in Gefahr schwebt!«
Sie wollte lügen, brachte es aber nicht fertig. Wenn sie auch nicht die
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