Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
nach der Lampe auf dem Nachttisch und knipste das Licht an. »Lizzy, wach auf.«
Sie riss die Augen auf. Ihr Atem ging stoßweise. »Jared? Gott sei Dank, du bist’s.« Sie zog ihn gierig an sich und schlang ihm die Arme um den Hals. »Du bist gekommen. Ich wusste, dass du kommen würdest. Ich habe nie die Hoffnung aufgegeben.«
Er hatte sich noch nie so ratlos gefühlt. Sie schlief noch, aber zumindest wusste sie, dass er für sie da war.
»Ich bin’s«, sagte er und rutschte neben sie aufs Bett. »Ich bin hier.«
Sie schmiegte sich eng an ihn und legte den Kopf in seine Armbeuge. Nach ein paar Minuten konnte sie wieder ruhig atmen. Er ließ das Licht an und blieb regungslos neben ihr liegen. Er strich ihr mit den Fingern durchs Haar und starrte dabei an die Decke. Sie hatte nicht gewollt, dass er heimfuhr, aber gleichzeitig war es ihr nicht recht gewesen, dass er die Nacht bei ihr verbrachte. Er hatte gewusst, dass sie etwas verbarg, aber er hätte nicht im Traum geahnt, dass sie jedes Mal, wenn sie die Augen schloss und schlief, die Schrecken der Vergangenheit aufs Neue erlebte.
Kapitel 18
Donnerstag, 18. Februar 2010, 6:38 Uhr
Als Lizzy ins Büro kam, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass Jessica bereits mit Eifer an der Arbeit war. »Sie sind früh dran.«
»Ich konnte nicht schlafen«, sagte Jessica, ohne den Blick von ihrem Laptop abzuwenden. »Ich muss ständig an diese Mädchen denken … vor allem an Sophie.«
Lizzy zwängte sich an Jessicas Stuhl vorbei, setzte sich an den Schreibtisch und schaltete ihren Computer ein. Eine Tasse heißer Kaffee wartete bereits auf sie. »Danke für den Kaffee.« Sie nippte daran. »Sie waren ja ganz schön fleißig, wie es scheint.«
Jessica ließ einen Haufen Notizen und Papiere auf Lizzys Schreibtisch fallen. »Möchten Sie sehen, was ich bis jetzt gefunden habe?«
Lizzy nippte wieder an ihrer Kaffeetasse und nickte.
»Wir haben vier Leichen. Alle wurden in der Nähe von Wasser entdeckt. Auf jeder fand man Spinnenbisse, Brandwunden und ein besonderes Zeichen das Mörders, das auf das jeweilige Opfer zugeschnitten war. Nehmen wir zum Beispiel das erste Opfer, das gefunden wurde, Jordan Marriott. Sie hatte braune Augen, war eine Tänzerin und wurde in einem Schwimmbad gefunden. IhreEltern wollten nicht mit mir reden, aber ich konnte zwei ihrer engsten Freunde ausfindig machen. Beide stimmten darin überein, dass Jordan ein nettes Mädchen war, aber eine große Klappe hatte.«
Lizzy wollte etwas sagen, aber bevor sie ein Wort herausbrachte, hob Jessica die Hand. »Sie haben gesagt, ich soll jedes noch so kleine Detail über diese Mädchen herausfinden, und genau das habe ich getan. Je mehr wir über sie in Erfahrung bringen, desto mehr lernen wir vielleicht auch über den Spinnenmann.«
Lizzy war beeindruckt. Sie ließ Jessica weiterreden.
»Jordan hatte offenbar die Angewohnheit, anderen Leuten zu sagen, was sie von ihnen hielt – ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ihre Freunde meinten, dass sie damit manchmal zu weit ging. Sie war dafür berüchtigt, dass sie manchmal ihre Mutter in aller Öffentlichkeit bloßgestellt hat. Wie Sie vielleicht noch wissen, war Jordan das Mädchen, das man mit einem Stück Seife im Rachen gefunden hat. Außerdem wurden ihre Augen mit Säure verätzt.«
»Das nächste Opfer war Laney Monroe«, fuhr Jessica ohne Unterbrechung fort. »Die Einzige mit blauen Augen. Aber wissen Sie was? Sie trug Kontaktlinsen.«
»Echt?« Lizzy war verblüfft.
»Raten Sie mal, was ihre richtige Augenfarbe war?«
»Braun.«
»Ganz genau. Braun. Laney hat man am Ufer des American River gefunden, kurz bevor er in den Sacramento River mündet. Laneys Lehrer und ein paar Jungs, die mit ihr befreundet waren, haben mir erzählt, sie wäre unbekümmert und umgänglich gewesen. Selbst ihre Nachbarn erinnern sich noch an sie, und das nach vierzehn Jahren. Auch sie hatten über Laney nur Gutes zu berichten. Sie war äußerst beliebt gewesen. Aber ihr Mörder hat, aus welchen Gründen auch immer, ihre Genitalien auf grausamste Weise verstümmelt. Vergewaltigt hat er sie jedoch nicht.«
Lizzy war bis jetzt beeindruckt von dem, was Jessica herausgefunden hatte. »Was meinen Sie, was das zu bedeuten hat?«
»Ich bin mir nicht sicher, aber ein paar ihrer Freunde haben angedeutet, dass sie wegen ihrer extremen Beliebtheit manchmal über die Stränge geschlagen hat. Ich glaube, der Spinnenmann wusste, dass sie ein bisschen zu locker im
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