Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
mit Ihnen reden möchte.« Vor ein paar Tagen hatte Lizzy eine düstere Vorahnung gehabt, in der sie Jessica in einer Blutlache liegen sah. Wenn der Spinnenmann hinter ihr her war, bestand die Gefahr, dass ihm auch Jessica über den Weg lief. »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, Jessica, aber ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, wenn Sie so eng mit mir zusammenarbeiten. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich bin gerne mit Ihnen zusammen und ich finde, dass Sie hart arbeiten. Sie sind jeden Cent wert, den ich Ihnen zahle, aber …«
»Bis jetzt habe ich keinen müden Cent von Ihnen bekommen.«
Lizzy rümpfte die Nase. »Sind Sie sich da sicher?«
»Absolut.«
»Oh, das tut mir leid. Machen Sie mir eine Aufstellung über die Stunden, die Sie bis jetzt gearbeitet haben, und ich kümmere mich so bald wie möglich darum.«
»Wollen Sie mich rausschmeißen?«
»Aber nein.« Lizzy kratzte sich am Kopf. »Es ist nur so, dass ich Sie viel zu sympathisch finde, als dass ich Sie in noch größere Gefahr bringen möchte, als dies ohnehin schon der Fall ist. Wer auch immer Sophie umgebracht hat, hat sich bisher erst warmgelaufen. Wer weiß, wen er sich als Nächstes schnappt.«
»Sie dürfen mich nicht vor die Tür setzen, Lizzy. Ich hab Ihnen bis jetzt nie etwas von mir erzählt, weil … na ja, weil es ziemlich klar ist, dass Sie nichts von meinen persönlichen Problemen wissen wollen.«
»Das hab ich nie gesagt.«
Jessica schnaubte. »Sie brauchen mir nichts vorzumachen. Ich bin nicht Ihr Freund.«
Langsam ging ihr das Mädchen auf die Nerven. »Er ist nicht mein Freund.«
»Ja, ja, schon gut. Denken Sie daran, ich bin Psychologiestudentin.«
Lizzy sagte nichts. Sie konnte es wohl verkraften, wenn Jessica ihren Frust abließ.
»Der Grund, warum ich nicht nach New Jersey geflogen bin, war, dass meine Mutter vor Kurzem wieder mit dem Trinken angefangen hat. Und jetzt weigert sie sich, zu den Anonymen Alkoholikern zu gehen. Kurz davor hat mein Freund sich bei den Marines verpflichtet. Ich hab bisher keinem was davon erzählt, aber mit all dem Stress, den ich zurzeit habe, habe ich mein erstes D in Psychologie bekommen. Der Dekan hat mir mitgeteilt, dass ich jetzt gefährdet bin.«
»Das tut mir leid.«
»Das ist noch längst nicht alles. Mein Bruder kann nicht länger mit ansehen, wie es mit unserer Mutter bergab geht. Er will jetzt bei einem Freund in New Jersey einziehen und ich soll dann selbst sehen, wie ich allein mit unserer Mutter zurechtkomme. Es klingt traurig, aber momentan ist dieser gefährliche Job bei Ihnen, für den ich kein Geld bekomme, das Beste in meinem Leben. Und deshalb werde ich auf gar keinen Fall zulassen, dass Sie mich rausschmeißen.«
»Ist das alles?«
Jessica blieb an der Ampel stehen und sah zu ihr hinüber. »Ja. Es sei denn, es interessiert Sie, dass ich mir einen Zeh gestoßen und mich mit der Rasierklinge geschnitten habe.«
»Sie haben sich den Zeh gestoßen? Das klingt ja furchtbar.«
Jessica sah sie an, als wäre sie verrückt geworden. Dann sah sie, wie Lizzy grinste, und musste lachen.
Lizzy lachte ebenfalls und deutete auf die Ampel, die auf Grün umgesprungen war.
Nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, blickte Jessica in den Rückspiegel. »Wir wissen nicht, was für ein Auto der Spinnenmann fährt, oder?«
Es hatte sich gut angefühlt, zusammen mit Jessica zu lachen, aber jetzt sorgte ihre Frage dafür, dass Lizzy der Spaß wieder verging. »Wie kommen Sie darauf?«
»Weil ich schwören könnte, dass ich diesen blauen Geländewagen schon vor einer dreiviertel Stunde auf dem Weg zu Dr. Griffins Praxis gesehen habe.«
Lizzy löste ihren Sicherheitsgurt, damit sie sich umdrehen und besser nach hinten sehen konnte. Sie nahm ihren Rucksack vom Rücksitz und durchwühlte es nach ihrem Fernglas. Verdammt. Sie hatte es in ihrem Auto liegen lassen. Der blaue Geländewagen fuhr drei Wagenlängen hinter ihnen auf ihrer Spur. »Fahren Sie auf die andere Spur.«
Jessica tat, wie ihr geheißen. Sekunden später machte der Geländewagen es ihr nach. Lizzy konnte weder Ziffern noch Buchstaben auf dem Nummernschild erkennen. »Fahren Sie wieder zurück.«
Jessica wechselte wieder die Spur. Einen Augenblick später tat der Fahrer des Geländewagens dasselbe. »Fahren Sie bitte bei nächster Gelegenheit rechts ran. Wenn der Wagen an uns vorbeifährt, folgen Sie ihm.«
Jessica hielt das Lenkrad fest umklammert. Entschlossenheit machte sich in ihrem
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