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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Titelgeschichte über den mit einer Autobombe ausgeführten Mordanschlag, den Michael Roman überlebt hatte. Powell erinnerte sich gut an den Vorfall. Den Artikel hatte sie noch nie gelesen.
    Sie überflog ihn und achtete besonders auf die wichtigsten Informationen. Da der Artikel recht lang war, beschloss Powell, nach bestimmten Stichwörtern zu suchen. Sie landete sofort einen Treffer.
    »Interessant«, murmelte sie.
    Michael Romans Frau hieß Abigail.

    Sondra und James Arsenault saßen in einem Raum des 112. Reviers. Sondra, die noch nie zuvor in einem Polizeirevier gewesen war, hätte nicht gedacht, wie ungeheuer bedrückend es sein konnte, sich dort aufzuhalten.
    Als Sozialarbeiterin lernte sie die unterschiedlichsten Menschen kennen. Zugegeben, es lag in der Natur der Sache, dass viele Menschen, mit denen sie durch ihre Arbeit in Kontakt kam, Probleme hatten. Für Sondra Arsenault machte aber gerade das den Reiz und die Herausforderung ihres Jobs aus. Es stimmte zwar, dass einige Therapeuten, die es beruflich mit psychisch Kranken zu tun hatten, unter starker Selbstüberschätzung litten und die Patienten so lange formten und modellierten, bis sie in ihr Bild von Normalität passten. Aber die meisten von Sondras Kollegen waren sehr engagiert. Sie sahen Menschen, die eine Therapie begannen, nicht als »Rohmaterial« an, das irgendwie neu geformt werden konnte, sondern sie waren der Meinung, dass nur wenige Verhaltensweisen unveränderlich waren und man ein paar Anpassungen vornehmen konnte.
    Das hatte sie bis heute auch geglaubt. Als sie sich die Verbrecherfotos auf dem Monitor ansah, wurde ihr bewusst, dass sie in einer Stunde mehr Unheil gesehen hatte als in den vergangenen achtzehn Jahren in ihrem Job.
    Als sie in diese Gesichter blickte, wurde sie an den Unterschied zwischen der Arbeit in der Stadt und in den Vororten erinnert. Vielleicht hatte Detective Powell recht gehabt, als sie sie fragte, wo sie ihren Job ausübte und ob vielleicht im Vergleich zu dem angenehmen, sicheren Leben in den Vororten ein Unterschied bestehen könnte zu dem, was sich in einer Großstadt abspielte.
    Ja, Detective Powell hatte recht. Es bestand tatsächlich ein Unterschied.

    Powell betrat den kleinen, fensterlosen Raum. »Wie läuft’s?«
    Sondra hob den Blick. »Diese Menschen haben alle das Gesetz übertreten?«
    Powell räumte ein paar Unterlagen zur Seite und setzte sich hin. »Einige mehr als einmal«, erwiderte sie mit einem verständnisvollen Lächeln. »Einige mehr als zehn Mal. Einige arbeiten sich durch das ganze Alphabet: Autodiebstahl, Betrug, Einbruch, Fahren ohne Führerschein.« Als Powell den letzten Punkt aufzählte, zuckte sie zusammen, aber es schien niemand zu bemerken. »Kommt Ihnen irgendjemand auf den Fotos bekannt vor?«
    »Ja, und das macht mir richtig Angst«, erwiderte Sondra. »Ich habe mehrere Leute gesehen, die mir bekannt vorkamen. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.«
    »Es ist nicht schlimm, wenn Sie den Mann, der in Ihr Haus eingebrochen ist, nicht in unserer Verbrecherdatei finden. Vielleicht ist er gar nicht im System. Es ist aber immer einen Versuch wert.«
    Powell griff in einen großen braunen Briefumschlag. Sie hatte zwei Fotos aus dem Artikel im Magazin New York kopiert. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Ihnen gerne ein paar andere Fotos zeigen.«
    »Kein Problem«, sagte Sondra.
    Powell reichte ihr das erste Foto. Es war das Bild von Michael Roman, das auf dem Cover der Zeitschrift abgebildet war. Michael trug eine schwarze Hose und ein weißes Hemd, dessen oberster Knopf geöffnet war. Er lehnte an einem BMW-Cabrio und hatte das Jackett lässig über die Schulter geworfen. Powell musste zugeben, dass er wie ein Model aus dem Gentlemen’s Quarterly aussah. Das Logo der Zeitschrift hatte sie abgeschnitten und alles andere auch, was darauf hindeuten könnte, dass das Bild aus einer Zeitschrift stammte. Sie wollte Sondra Arsenault nicht den Eindruck vermitteln, es könnte sich um eine berühmte Persönlichkeit handeln, auch wenn Michael es in gewissen New Yorker Juristenkreisen sicherlich war. Das könnte die Objektivität der Frau trüben, obwohl Powell glaubte, dass sie umsichtig und gewissenhaft war. Sie schätzte sie nicht so ein, als würde sie schnell ins Schwärmen geraten. »Kennen Sie diesen Mann?«
    Sondra nahm die Kopie entgegen, betrachtete sie eingehend und schüttelte schließlich den Kopf. »Nein.«
    »Dieses Foto ist fünf Jahre alt. Sind Sie

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