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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Jacke und verließ das Büro.
    Powell lehnte sich zurück. Es hatte Vorteile, die Dienstälteste zu sein, dachte sie, aber dazu gehörte sicherlich nicht die Tatsache, dass sie älter war als die Hälfte ihrer Kollegen.
    Sie schaute sich die Liste der Leute an, die sie befragen würde, und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Im Gegensatz zu dem, was die Leute gemeinhin glaubten, schmeckte der Kaffee im Morddezernat von Queens gut. Die Frau oder Freundin eines Kollegen – Powell war nicht immer ganz auf dem Laufenden – hatte ihrem Mann oder Freund ein Abo für die Lieferung des »Kaffees des Monats« geschenkt. Vielleicht handelte es sich um eine verlorene Wette oder die Drohung, peinliche Bürointerna auszuplaudern, jedenfalls war der Kaffee schließlich in dem kleinen Kühlschrank in dieser Abteilung gelandet. Heute tranken sie eine Kona-Mischung.
    Powell setzte sich an den Computer.
    Sie legte die Back-up-CD ein, die von Viktor Harkovs Festplatte angefertigt worden war. Offenbar hatte er alle möglichen Informationen gesammelt und auch Bilddateien der Speisekarten aller Takeaways in der Nähe seiner Kanzlei gespeichert. Powell kämpfte sich durch die erste Hälfte der CD. Nichts.
    Sie wollte das Büro schon verlassen, als sie versteckt in einem der Verzeichnisse eine Datenbank mit einer Hand voll Namen und Adressen entdeckte. Sie war separat von den anderen abgespeichert worden. In dem Verzeichnis befanden sich auch Dateien mit Briefen und anderer Korrespondenz. Diese Datei hieß NYPL 15.25 EINFLUSS DER TRUNKENHEIT AUF DIE SCHULDFÄHIGKEIT. Aber darum ging es hier nicht. Stattdessen fand Powell eine kurze Liste mit Namen, Adressen und anderen Daten mit der Überschrift ADOPTIONEN 2005 (2).
    Was haben wir denn da? , dachte Powell.
    Im April 2005 hatte Viktor Harkov die Adoption von zwei Zwillingspärchen vermittelt. Zwei Mädchen wurden von Sondra und James Arsenault adoptiert. Das wusste Powell bereits. Außer den beiden kleinen Mädchen, die Sondra und James Arsenault adoptiert hatten, wurde ein in Estland geborenes weibliches Zwillingspärchen, deren Adoption in Helsinki abgewickelt wurde, von einem Paar adoptiert, das damals noch in Whitestone in Queens wohnte. Als Powell die Namen sah, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Das war ein Gefühl, das sie besonders liebte.
    Sie nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer.

    »Tommy. Hier ist Desiree Powell.«
    »Hallo«, sagte Tommy Christiano. »Haben Sie schon Arbeit für uns?«
    »Und wovon träumen Sie nachts?«
    »Was gibt’s denn?«
    »Kennen Sie Michael Romans Frau?«
    Tommy zögerte kurz. Powell ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Klar. Sie ist großartig. Michael hat eine tolle Frau geheiratet.«
    »Was macht sie beruflich?«
    »Sie arbeitet in einem Krankenhaus in Crane County.«
    »Dort, wo sie jetzt wohnen?«
    »Ja.«
    »Das ist praktisch«, sagte Powell. »Ist sie Ärztin?«
    »Nein. Examinierte Krankenschwester. Warum fragen Sie?«
    »Wissen Sie, wo sie früher gearbeitet hat?«, fuhr Powell fort, ohne auf Tommys Frage einzugehen. Ihre Taktik entging einem Staatsanwalt mit Sicherheit nicht.
    »Sie hat früher im Downtown Hospital in der Notaufnahme gearbeitet.«
    B kommt gerade um die Ecke und gleitet auf C zu , dachte Powell. Sie war noch nicht ganz am Ziel, aber sie konnte es förmlich riechen. Sie spürte, dass ihr Adrenalinspiegel stieg. Während Powell sich Notizen machte, plauderte sie noch ein wenig mit Tommy. Sie hätte ihm gerne noch mehr Fragen über Michael Romans Frau und seine Kinder gestellt. In diesem Stadium der Ermittlungen war es aber klüger, sich zurückzuhalten. Tommy Christiano und Michael Roman waren eng befreundet.
    »Ist Michael zufällig noch im Büro?«
    »Nein, er hat für heute Feierabend gemacht.«
    »Okay, Tommy. Vielen Dank.«
    »Kein Problem. Rufen Sie mich an, wenn Sie ...«
    »Sicher«, unterbrach Powell ihn. »Ich halt Sie auf dem Laufenden.«
    Ehe Tommy noch etwas sagen konnte, legte Powell auf und wandte sich wieder dem Computer zu. Sie erinnerte sich an Sondra Arsenaults Worte.
    Ihren Nachnamen kenne ich nicht, aber ich erinnere mich, dass sie Krankenschwester war. Krankenschwester für Notfallmedizin. Ihr Vorname war Abby.
    Powell klopfte mit dem Kugelschreiber auf den Schreibtisch. Sie loggte sich ins Internet ein und begann eine Suche nach Michael Roman. Nach ein paar Sekunden fand sie einen Artikel, der vor ein paar Jahren in dem Magazin New York abgedruckt worden war. Es handelte sich um eine

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