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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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getötet.
    Vänskä griff unter seinen Mantel, zog ein Päckchen Gitanes hervor und steckte sich eine Zigarette in den Mund. Mit einem goldenen Feuerzeug zündete er sie an und nahm einen tiefen Zug. Aleks konnte er mit seinem großartigen Getue nicht beeindrucken. Es führte alles zur Diskussion über Geld.
    »Auf meiner Seite fallen viele Ausgaben an«, sagte Vänskä wie erwartet.
    Aleks nickte nur.
    »Ich musste weit fahren, und es gibt viele Leute – in hohen Positionen –, die bezahlt werden müssen.« Jetzt nahm Mikko Vänskä die Sonnenbrille ab. Er war kalkweiß und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Er war drogensüchtig. Aleks vermutete Speed.
    »Was machen Sie beruflich?«, fragte Vänskä.
    »Ich bin Hufschmied«, erwiderte Aleks. Es stimmte zwar, dass er seine Pferde selbst beschlug, doch Vänskä erkannte an dem Unterton, dass die Antwort nicht ganz der Wahrheit entsprach. Der Mann strich mit den Händen durch sein fettiges weißes Haar und warf kurz einen Blick über den See.
    »Sie haben gar kein Kind zu verkaufen, nicht wahr?«
    Aleks starrte den Mann nur an, und dieser Blick reichte als Antwort aus.
    Vänskä nickte. Er lächelte und trat die Zigarette mit der Stiefelspitze aus, wobei die rechte Seite seines Mantels wie zufällig nach hinten rutschte. Aleks entging die Bewegung nicht.
    »Wissen Sie, wer ich bin?«, fragte Vänskä.
    »Ja.«
    Der Mann verlagerte sein Gewicht. Aleks entspannte seine kräftigen Schultermuskeln und bereitete sich auf den Schlag vor. »Und dennoch stehlen Sie mir meine Zeit. Das lässt Mikko Vänskä sich nicht bieten. Tallinn ist meine Stadt. Das werden Sie noch lernen.«
    Aleks wusste, dass es keinen Sinn hatte, Männer wie Vänskä auszutricksen. Denen kam er vor wie ein Trottel, ein Provinzler aus dem Südosten Estlands. »Sagen wir, das ist eine bedauerliche Charakterschwäche.«
    Mikko lachte. Es war ein krächzendes Lachen, das durch den Wald hallte. »Ich gehe jetzt«, sagte er. »Aber erst, wenn Sie mir die Zeit, die Sie mir geraubt haben, bezahlt haben. Und meine Zeit ist sehr teuer.«
    »Ich glaube kaum.«
    Vänskä hob den Blick. So etwas hörte er anscheinend nicht oft. Ehe er eine Bewegung machen oder etwas erwidern konnte, hatte Aleks den Mann schon niedergestreckt. Vänskä lag mit dem Gesicht auf der dreckigen Erde und rang nach Atem. Blitzschnell zog Aleks die Waffe des Mannes aus dem Holster an dessen Gürtel. Es war eine teure SIG P210. Aleks tastete ihn ab, fand aber keine weitere Waffe. Er half dem benommenen Vänskä hoch.
    »Die Frage ist jetzt, mein finnischer Freund«, begann Aleks und trat dicht an Vänskä heran, »ob Sie wissen, wer ich bin?«
    Die zuckende Unterlippe verriet die Angst des Mannes. Er schwieg und rang nach Luft.
    »Ich bin Koschtschei«, sagte Aleks.
    Der Mann grinste, doch dann begriff er, dass Aleks es ernst meinte und vermutlich verrückt war. Das machte ihn noch gefährlicher.
    »Das ist ein Mythos«, sagte Vänskä. »Koschtschei, der Unsterbliche. Ein Märchen für Kinder und alte Frauen.«
    Aleks hob die SIG, lud die Waffe durch und gab sie Vänskä zurück. Dieser riss sie Aleks aus der Hand und richtete sie mit zitternden Händen auf ihn. »Leck mich, Vittu ! Sie kommen nicht nach Tallinn und sprechen in diesem Ton mit mir. Sie fassen mich nicht noch einmal an.«
    Aleks zuckte mit den Schultern und trat einen Schritt zurück. »Dann haben Sie keine andere Wahl, als mich zu erschießen. Ich verstehe.«
    »Was?«
    Aleks schlug Vänskä ins Gesicht. Mit voller Wucht. So fest, dass der Mann ins Taumeln geriet. Seine Unterlippe blutete. Vänskäs Hände zitterten stark, als er den Finger auf den Abzug legte.
    Aleks schlug Vänskä noch einmal ins Gesicht. Diesmal fiel Vänskä ein verfaulter Zahn aus dem Mund. Er presste den Lauf der Waffe auf Aleks Stirn und drückte ab.
    Statt eines lauten Knalls war nur ein leises Klicken zu hören. Die Waffe war gesichert.
    Einen Augenblick herrschte absolute Stille in Tallinn. Kein Verkehr, keine Flugzeuge. Nur das leise Plätschern des Wassers am Ufer des Ülemiste-Sees war zu hören.
    Blitzschnell schlug Aleks mit der linken Hand zu und traf den Mann genau unterhalb des Solarplexus. Vänskä ließ die Waffe fallen, presste beide Hände auf den Bauch und begann zu würgen. Aus seinem Mund sickerte gelbes Erbrochenes. Aleks hob die SIG auf und warf sie in den See.
    Während Vänskä nach Atem rang, zog Aleks das Barhydt aus der Scheide und klappte es auf. Mit weit aufgerissenen

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