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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Direkt unter der Decke hingen zwei auf die Mitte gerichtete Reihen unterschiedlichster Schwerter des Militärs, der Ninja, der Samurai, der Wikinger und des Mittelalters.
    Als Aleksander den hinteren Teil des Ladens erreichte, trat ein Mann in den Sechzigern hinter der Theke hervor. Er hatte graues Haar und hängende Schultern. Mit seiner Größe von fast eins neunzig überragte Aleks ihn mindestens um Haupteslänge. Der Mann war tadellos gekleidet und trug eine anthrazitfarbene Stoffhose, ein feines, weißes Hemd und polierte Oxford-Schuhe. An seiner linken Hand steckte ein Ehering. Der Siegelring an der rechten Hand bewies, dass er an der Moskauer Universität studiert hatte.
    »Kas sa räägid inglise keelt?« , fragte Aleks, womit er sich auf Estnisch erkundigte, ob der Geschäftsinhaber Englisch sprach. Aleks beherrschte fünf Sprachen fließend, darunter auch Russisch, Deutsch und Französisch.
    Der Mann nickte und faltete erwartungsvoll die Hände auf der Theke.
    »Sie haben ein beeindruckendes Sortiment hier«, sagte Aleks.
    »Danke«, erwiderte der Mann. »Und was kann ich für Sie tun?«
    »Ich suche ein Messer, das für die Stadt und den Wald gut geeignet ist. Ein Allzweckmesser.«
    Der Mann dachte kurz nach und winkte Aleks zu sich. »Wir finden bestimmt etwas, das Ihnen zusagt.« Er trat hinter die Theke, griff unter die Glasplatte und zog ein Präsentationstablett hervor. Auf einem burgunderroten Samttuch lagen ein halbes Dutzend Klappmesser. Aleks nahm eines nach dem anderen in die Hand, um zu prüfen, wie schwer es war und wie es in der Hand lag. Er klappte sie auch alle auf und testete die Führung und Handhabung. Nachdem er sie alle begutachtet hatte, legte er sie wieder zurück.
    »Alles gute Qualität«, sagte Aleks. »Aber ich suche etwas ganz Bestimmtes.«
    Der Mann stellte das Tablett wieder unter den Tisch und musterte Aleks. »Jetzt bin ich aber gespannt.«
    »Ich suche ein Barhydt.«
    Der Mann holte tief Luft. Es dauerte einen Augenblick, bis er sich wieder gefasst hatte. »Ich verstehe.«
    Jan-Marie Barhydt war ein Waffenschmied aus Holland, der seine Produkte nur in begrenzter Stückzahl herstellte, einer der besten Kunsthandwerker überhaupt. Von ihm stammten einige der besten und begehrtesten Messer der Welt.
    »Ich fürchte, so etwas ist sehr teuer«, sagte der Mann. »Dies ist ein kleines, bescheidenes Geschäft. So was führen wir nicht.«
    Immer diese Ausweichmanöver, dachte Aleks. Er hielt dem Blick des Mannes stand, griff in die Tasche und zog drei Geldscheinklammern mit Geldbündeln unterschiedlicher Währungen heraus. Euro, US-Dollar und estnische Kronen. Die drei Geldbündel legte er wie bei einem Hütchenspiel mit hohen Einsätzen auf die Theke.
    Zunächst sprach keiner der beiden Männer ein Wort. Der Geschäftsinhaber spähte kurz zur Tür und auf die Straße hinaus. Sie waren allein. Dann legte er seinen rechten Zeigefinger auf die Euroscheine. Aleks steckte die anderen Geldbündel wieder ein und entfernte die Büroklammer von den Euroscheinen, worauf er das Geld zählte. Es waren dreitausend Euro, also etwa viertausendfünfhundert US-Dollar. »Wäre dieser Betrag angemessen, falls ein solches Messer hier erhältlich wäre?«, fragte Aleks.
    Der Mann strahlte ihn an. »Mit Sicherheit«, erwiderte er. »Würden Sie mich bitte kurz entschuldigen?«
    »Selbstverständlich.«
    Der Mann verschwand in einem Hinterzimmer. Als er wenige Minuten später zurückkehrte, hielt er ein hübsches Kästchen aus Walnussholz in der Hand. Er öffnete es. In dem Kästchen lag ein wunderschönes Messer, ein Prachtexemplar handwerklicher Kunstfertigkeit. Die Klinge bestand ebenso wie die Parierstange aus gebläutem Damaszenerstahl. Die Griffschalen waren aus feinstem weißem Perlmutt, und die schmalen Einsatzstücke aus Titan waren purpurfarben eloxiert. In den Rücken des Messergriffes waren vier Perlmuttstücke eingelegt. Das war ein echtes Barhydt.
    »Das nehme ich«, sagte Aleks.
    »Sehr gern, der Herr.« Der Mann ging mit dem polierten Kästchen zur Theke, steckte es in eine Filztasche und zog die goldene Schnur zu. Dann trat er hinter der Theke hervor und reichte Aleksander eine Einkaufstüte mit dem Aufdruck VILLEROY TERARIISTAD.
    Ehe Aleks das Geschäft verließ, schaute er auf die Uhr. Er trug eine goldene Piaget gut sichtbar am linken Handgelenk. Aleks wusste, dass der Blick des Mannes, der mit exquisiten Waren handelte, automatisch auf die Uhr fallen würde. Es ging Aleks aber nicht

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