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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Falynn. Er wird bloßgestellt, und alle werden erfahren, was für ein Mensch er ist. Wenn du als Zeugin aussagst, schaffen wir es, ihn hinter Gitter zu bringen, und dann kann er nie wieder jemandem Angst einjagen oder jemandem etwas antun.«
    Falynn hob den Blick nicht, doch Michael sah, dass ihre Augen von links nach rechts wanderten und dass sie über seine Worte nachdachte.
    Michael schaute wieder aus dem Fenster. Ein paar Minuten vergingen. Er hatte seinen letzten Trumpf ausgespielt und war gescheitert. Er stellte sich vor, wie dieses gebrochene junge Mädchen im Zeugenstand saß, das die Ermordung seines Vaters vollkommen aus der Bahn geworfen hatte und das auf einer Woge des Kummers treibend kein Wort herausbrachte. Und Michael hatte vor Augen, wie Patrick Ghegan als freier Mann das Gericht verließ.
    »Es ist alles so furchtbar.«
    Michael wirbelte herum. Der Klang von Falynns Stimme war so fremd und unerwartet, dass Michael einen Augenblick dachte, er litte unter Halluzinationen.
    »Wie meinst du das?«, fragte er.
    Falynn zuckte mit den Schultern. Michael befürchtete, dass sie wieder verstummen könnte. Er durchquerte den Raum und setzte sich neben sie auf die Couch.
    »Was ist furchtbar?«, fragte er.
    Falynn nahm eine Zeitschrift in die Hand und begann, den Adressaufkleber am unteren Rand des Covers abzureißen. »Alles«, sagte sie. »Alles in der Welt. Ich. «
    Zuerst glaubte Michael, sie würde das nur sagen, damit er ihr widersprach, doch dann erkannte er an ihrem Blick, dass sie es wirklich glaubte. »Was redest du denn da? Du bist eine hübsche junge Dame.«
    Falynn schüttelte den Kopf. »Nein, bin ich nicht. Wirklich nicht. Manchmal kann ich mich nicht einmal im Spiegel anschauen.«
    Michael beschloss, ehrlich zu sein. Er musste ehrlich sein. »Glaub mir. Abgesehen von deiner Frisur vielleicht bist du sehr attraktiv.«
    Falynn musterte ihn. Als sie sein Lächeln sah, begann sie zu lachen. Es war ein wunderschöner Klang. Nach einer Weile, während derer Falynn Harris sich entweder bewusst oder unbewusst durchs Haar strich, verstummte sie wieder. Michael wusste aber, dass der Damm gebrochen war. Er würde warten, bis sie bereit war fortzufahren.
    »Was ... was passiert da drin?«, fragte sie schließlich.
    Michaels Pulsschlag beschleunigte sich. Das war immer so, wenn er einen Durchbruch erzielt hatte. »Nun, ich betrete mit Mr Feretti den Gerichtssaal, und wir bringen Anträge vor, die wir eventuell haben – Anträge zur Terminplanung, zu Rechtsfragen und anderen Dingen. Vielleicht muss der Richter noch Fragen zur Beweisaufnahme klären. Dabei sind weder die Geschworenen noch die Zuschauer anwesend. Anschließend nehmen die Geschworenen Platz, und der Prozess beginnt. Nach den Eröffnungsplädoyers wirst du vereidigt, und dann stelle ich dir Fragen zu dem, was an jenem Tag passiert ist und was du gesehen hast.«
    »Was muss ich tun?«
    »Du musst nur die Wahrheit sagen.«
    »Wird er auch da sein?«
    Mit »er« meinte sie natürlich Patrick Ghegan. »Ja, er ist da. Aber er kann dir nichts tun. Du musst nur einmal auf ihn deuten. Danach musst du ihn nie wieder ansehen.«
    Noch lieber wäre es Michael allerdings, wenn Falynn den Geschworenen direkt in die Augen schauen würde. Er wusste, dass Jugendliche – vor allem Mädchen – großartige Zeugen oder ein wahrer Albtraum sein konnten. Falynns unschuldiges, verletzliches Aussehen und ihre ausdrucksstarken Augen waren ihre Stärke. John Feretti würde um jeden Preis versuchen, die Aussagen dieser Zeugin – eines jungen Mädchens, das gesehen hatte, wie sein Vater kaltblütig ermordet wurde – zu entkräften.
    »Wir werden ihn wegsperren, sodass er niemals wieder jemandem etwas zuleide tun kann«, fügte Michael hinzu. Er hoffte natürlich, dass die Strafe härter ausfallen würde. Der Bezirksstaatsanwalt würde in diesem Fall die Todesstrafe fordern. Darüber wollte Michael aber jetzt nicht sprechen.
    Falynn starrte einen Augenblick aus dem Fenster. »Versprechen Sie es?«
    Diese Frage hatte Michael befürchtet. In dieser Situation war er schon häufiger gewesen. Als er mit den Angehörigen der im Untergeschoss des QuikBurgers ermordeten Angestellten gesprochen hatte, war es besonders schlimm. Er erinnerte sich, dass Dennis McCaffrey diesen Männern und Frauen ein Versprechen gab, das Versprechen auf Endgültigkeit, das Versprechen auf Gerechtigkeit für ihre Angehörigen. Michael und Tommy standen an jenem Tag beide hinter ihm und unterstützten

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