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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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den Druck auf den Arm des jungen Mannes. Wenn er gewollt hätte, hätte er sein ganzes Körpergewicht einsetzen können, um seinem Widersacher den Arm zu brechen. »Wer bist du?«
    Der junge Mann stieß einen schrillen Schrei aus und spannte die Halsmuskeln an. Sein Gesicht färbte sich purpurrot. »Fick ... dich.«
    Jetzt wusste Aleks Bescheid.
    Der junge Mann war Konstantines Sohn.

    Sie setzten sich in ein Hinterzimmer im Erdgeschoss der Kneipe. Der junge Mann, der gerade noch versucht hatte, Aleks zu töten, wies mit dem Kopf zur Tür, worauf die Kartenspieler den Raum sofort verließen. Jetzt saßen sie allein zwischen Pappkartons mit Spirituosen, Tischdecken und Knabbereien. Der junge Mann presste einen Eisbeutel auf sein Gesicht.
    »Du siehst genauso aus wie er«, sagte Aleks, und das traf tatsächlich zu. Der junge Mann hatte die kräftigen Schultern seines Vaters, seine breite Brust und ungefähr auch seine Größe. Er hatte sogar sein schiefes Lächeln. Obwohl Aleks Konstantine nicht gekannt hatte, als er so jung war wie sein Sohn, den er auf zwei- oder dreiundzwanzig schätzte, war die Ähnlichkeit zwischen den beiden verblüffend und sogar ein wenig verwirrend.
    »Er war mein Vater«, sagte der junge Mann.
    »War?«
    Der junge Mann nickte und wandte den Blick ab, um wahrscheinlich seine Gefühle zu verbergen. »Er ist tot.«
    Konstantine ist tot , dachte Aleks. Der Mann hatte die erste Angriffswelle in Tschetschenien überlebt. Aleks konnte es kaum glauben. »Wie?«
    »Er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Zwanzig Kugeln aus dem AK eines Kolumbianers«, sagte er. »Nicht ohne Grund, aber glaub mir, der Kolumbianer ist meinem Vater kurz darauf in die Hölle gefolgt.«
    Aleks erinnerte sich gut an Konstantine Udenkos Temperament. Er wunderte sich nicht.
    »Er hat mir oft Bilder von seinem kleinen Sohn gezeigt«, sagte Aleks. »Du bist Nikolai?«
    Der Junge lächelte. Wenn an seinen Zähnen kein Blut geklebt hätte, hätte er noch jünger ausgesehen. »Ich werde Kolya genannt.«
    Aleks musterte ihn. Er hatte fest damit gerechnet, Konstantine hier zu treffen, der ihm treu ergeben war. Auf dessen ungeheure Kräfte und Cleverness konnte er sich immer verlassen. Gut, dann musste sein Sohn ihm eben helfen. Er hoffte, dass der junge Mann etwas von der Durchtriebenheit und Stärke seines Vaters geerbt hatte.
    »Ich bin Aleks«, sagte er und zog die Ärmel seines Mantels hoch, worauf die Tattoos sichtbar wurden. Als Kolya die Symbole sah, erblasste er beinahe wie ein Kardinal, der begriff, dass er dem Papst gegenüberstand.
    »Du bist Savisaar! Mensch, mein Vater hat ständig von dir gesprochen. Du bist ein Vennaskond .«
    Aleks erwiderte nichts.
    Einen kurzen Augenblick sah Kolya ein wenig verunsichert aus, als spielte er mit dem Gedanken, Aleks’ Ring zu küssen. Stattdessen öffnete er einen Karton und nahm eine Flasche Wodka heraus.
    »Darauf trinken wir«, sagte Kolya. »Dann zeige ich dir mein Geschäft.«

    Kolya besaß eine Autoreparaturwerkstatt in Greenpoint in Brooklyn, in der unter anderem gestohlene Fahrzeuge ausgeschlachtet wurden. Es waren zwei kleine Hallen nebeneinander, die beide über Rolltore aus Stahl verfügten, in einer Gasse hinter einer Geschäftszeile in der North 10th Street. Zwei Männer standen am Ende der Gasse und rauchten. Sie hielten Handys in den Händen und beobachteten alles. In der Werkstatt roch es nach Motoröl und Spachtelmasse. Und der süßliche Geruch von Marihuana hing in der Luft.
    In dem Geschäft waren fünf junge Männer – Schwarze und Hispanoamerikaner. Aus einem billigen Radio dröhnte Hip-Hop. Aleks sah keine Waffen, doch ihm entging nicht, dass die Jacken von zwei Männern an der Seite verräterisch ausgebeult waren.
    In der Werkstatt standen zerlegte Autos, Motorblöcke, Auspuffanlagen, Stoßstangen, Kotflügel und Karosserieteile herum. Bei den meisten Wagen schien es sich um das untere Ende teurer Marken zu handeln: BMW, Lexus, Mercedes.
    Sie versammelten sich in der hinteren Halle, in der sich eine kaputte Hebebühne befand. Aleks, Kolya und ein junger Schwarzer namens Omar. Omar war groß, kräftig gebaut und hatte kurze Rastalocken. Er trug eine Hose und ein Hemd aus grünem Tarnstoff. In einer Großstadt . Für Aleks war das ein Zeichen dafür, dass man ihn als Soldaten vergessen konnte.
    »Na, was meinst du?«, fragte Kolya und zeigte stolz auf seine Werkstatt.
    Aleks schaute sich in aller Ruhe um und dachte über die Frage nach. »Nicht schlecht«,

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