Im Netz des Teufels
erwiderte er schließlich. Er mochte teure Autos, aber in dieser Branche hätte er niemals arbeiten können. Zu viel Dreck, zu viel Krach, und die heiße Ware war zu groß, um sie zu verstecken. »Kannst du davon leben?«
Kolya verzog das Gesicht. »Ga nich schlecht«, sagte er, wobei er ein paar Buchstaben verschluckte.
Aleks hatte das schon des Öfteren bemerkt, und es verletzte sein ästhetisches Sprachempfinden.
»Die meisten Autos hier sind legal«, fügte Kolya hinzu. »Wir arbeiten sogar für den Automobilklub.« Kolya lachte, und Omar stimmte in das Lachen ein. Sie stießen ihre Fäuste gegeneinander. Es war ein nervöses Lachen. Sie wussten nicht, was auf sie zukam, und mussten die Illusion einer geschlossenen Front aufrechterhalten. Das, was Aleks von ihnen wollte, konnte sowohl gut als auch schlecht für sie sein. Kolya beschloss, sich Klarheit zu verschaffen. »Was brauchst du?«
Aleks’ Blick wanderte zu Omar und zurück zu Kolya. »Ich muss unter vier Augen mit dir sprechen.«
Kolya nickte Omar zu. Dieser verharrte kurz und musterte Aleks von oben bis unten, wie es jeder Bodyguard getan hätte. Als Aleks kein Wort sagte und seinem Blick nicht auswich, hielt der junge Mann es für besser zu gehen. Er stand langsam auf, ging auf das Büro zu, trat ein und schloss die Tür. Aleks sah, dass er durch die dreckigen Fenster des Geschäftes schaute.
Er drehte sich zu Kolya um und sprach in leisem Ton mit ihm, obwohl die Hintergrundgeräusche des Radios und der Arbeiten in der Werkstatt sehr laut waren. »Ich suche jemanden.«
Kolya nickte.
»Einen Mann. Er hat ein Büro in Queens. Kennst du das Viertel?«
Kolya grinste und zog an der Zigarette. »Scheiß auf Queens. Das hier ist Brooklyn, Mann.«
Offenbar bestand zwischen den beiden Stadtbezirken eine Rivalität, aber Aleks ging nicht auf die verächtliche Bemerkung ein. »Der Mann, mit dem ich sprechen muss, ist Anwalt. Sein Name ist Harkov.«
»Harkov«, sagte Kolya. »Ein Jude?«
»Weiß ich nicht.«
»Aber er ist Russe.«
»Ja.«
» Und ein Scheißanwalt.«
Aleks nickte.
» Und aus Queens. Ich weiß nicht, was du da zu erledigen hast, aber ich nehme es dir gerne ab. So was mach ich mit links.«
Junge Männer , dachte Aleks. Seine Gedanken wanderten kurz zu Villem, dem Jungen aus dem Dorf in seiner Heimat. Im Augenblick fütterte Villem vermutlich die Hunde und machte ihre Zwinger sauber. Wenn er Amerikaner wäre, wäre er wahrscheinlich wie Konstantines Sohn. Schmuck, provokante Tattoos, großspuriges Auftreten.
»Du brauchst mich nur zu ihm zu bringen«, entgegnete Aleks. »Den Rest erledige ich selbst.« Er zog ein dickes Bündel Dollarscheine aus der Tasche. Kolya riss die Augen auf. »Ich brauche einen Wagen und einen Fahrer. Einen unauffälligen Wagen mit getönten Scheiben.«
Kolya ging zum Fenster und zog die Jalousien hoch. Er zeigte auf einen dunkelblauen Ford, der in der Nähe der Straße parkte. Der Wagen wurde zum Preis von 2500 Dollar, wie auf der getönten Windschutzscheibe stand, zum Verkauf angeboten.
»Der Wagen ist okay«, sagte Aleks. »Hast du einen Fahrer?«
»Omar ist der richtige Mann dafür.«
Das werden wir sehen , dachte Aleks. »Außerdem brauche ich ein Zimmer in einem Motel hier in der Nähe. Nichts Besonderes, Hauptsache ruhig und in der Nähe einer Schnellstraße.«
»Ich kenne alle Motels hier. Meine Cousine arbeitet in einem ein Stück die Straße hoch.«
Aleks zählte etwa zehntausend Dollar und hielt sie Kolya hin. Als dieser das Geld nehmen wollte, zog Aleks die Hand zurück.
»Dein Vater war wie ein Bruder für mich«, sagte Aleks. »Ein Vennaskond . Weißt du, was das bedeutet?«
Kolya nickte, doch Aleks nahm an, dass der junge Mann die starken Bindungen innerhalb dieser Organisation nicht nachvollziehen konnte. Junge Amerikaner wie Kolya, die sich im kriminellen Milieu bewegten, hatten ihre Vorstellungen vom Leben und den kurzlebigen Freundschaften in einer »Gang« aus den Darstellungen in Filmen, im Fernsehen und im Radio. Die enge Beziehung zwischen seinem Vater und Aleks hatte ihre Feuertaufe im Krieg bestanden.
»Ich werde dich mit Respekt behandeln und dir Vertrauen entgegenbringen«, fuhr Aleks fort. »Ich vertraue dir aber nicht mein Leben an. Verstehst du das?«
»Ja«, erwiderte Kolya. »Das verstehe ich.«
»Und wenn du mir einmal in die Quere kommst, nur ein einziges Mal, wirst du nicht wissen, wie dir geschieht und den nächsten Tag nicht mehr erleben.«
Kolya bemühte sich,
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