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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Schulter auf. Die Gasse hinter dem Haus war leer. Kurz darauf bog er um die Ecke und stopfte die Plastiktüte mit dem blutverschmierten Regenmantel und den Latexhandschuhen in eine Mülltonne.
    Als er in den Hummer stieg, wandte Kolya ihm den Blick zu, doch er sagte nichts. Aleks nickte. Kolya fuhr los und fädelte sich langsam in den Verkehr ein.

    Sie hielten auf einem Parkplatz von McDonald’s an. Aleks überflog die Akten. Er schrieb eine Adresse auf ein Stück Zeitungspapier und zeigte sie Kolya. Dieser gab die Adresse in das Navi ein. Aleks prägte sie sich ein.
    »Das ist nicht weit«, sagte Kolya. »Vielleicht eine Stunde. Vielleicht sind wir auch schneller da, wenn nicht so viel Verkehr ist.«

    Sie ließen die Stadt hinter sich und fuhren an einem wunderschönen Fluss entlang. Er erinnerte Aleks an die Narwa. Er schaute sich um und betrachtete die hübschen Häuser mit den gepflegten Rasen, den Sträuchern, Bäumen und Blumen. Hier hätte er wohnen können. Wenn Anna und Marya hier aufgewachsen waren, würden sie in Kolossova glücklich sein.
    Es war kurz nach sechs, als sie die Adresse fanden. Das Haus lag weit von der Straße zurück und war durch die Bäume kaum zu sehen. Eine lange, von Frühlingsblumen und niedrigen Büschen gesäumte Zufahrt schlängelte sich durch den Wald. In der Einfahrt stand nur ein Auto. Kolya sagte, es handle sich um das neue Modell eines Kompaktwagens. Aleks kannte sich mit den neuen amerikanischen Automodellen nicht aus. Für ihn sahen sie alle gleich aus.
    Außer Kolyas Hummer. Das war ein protziger, angeberischer Panzerwagen. Er fiel auf.
    Amerika , dachte Aleks. Er ließ das Fenster herunter und lauschte. Ganz in der Nähe mähte jemand einen Rasen. Er hörte auch ein kleines Mädchen singen. Sein Herz klopfte laut.
    War es Anna oder Marya?
    Aleksander Savisaar schaute zum Himmel. Die Dämmerung hatte eingesetzt; bald würde die Sonne ganz untergehen.
    Sie brauchten nicht mehr lange auf die Dunkelheit zu warten.

10. Kapitel

    Abby beobachtete die Mädchen, die am Tisch im Esszimmer saßen. Die Kinder hatten gegessen und anschließend gemeinsam die Teller abgespült und in den Geschirrspüler gestellt.
    Als sie fertig waren, stellten sie zwei Töpfe Wasser auf den Herd und kochten zwei Dutzend Eier. Nach kurzer Zeit waren die Fenster beschlagen. Emily malte auf eins ein lachendes Gesicht.
    Zwanzig Minuten später war der Tisch im Esszimmer mit Zeitungen, Mischgefäßen, Drahthalterungen, Abziehbildern und Eierkartons bedeckt. In der Küche roch es nach warmem Essig und Schokolade. Abby musste an ihre Kindheit denken, als sie und Wallace Eier bemalt und mit der Hand Schokoladenhasen gewogen hatten, um zu sehen, welche hohl und welche gefüllt waren. Sie stritten sich um gefüllte Ostereier und verschlangen haufenweise Marshmallow-Küken.
    Als Abby vor einigen Jahren erfuhr, dass sie keine Kinder bekommen konnte, war das eine der Szenen, die sie vor Augen sah und die sie furchtbar traurig stimmte. Es war eine Szene, die es niemals geben würde, ebenso wenig wie Weihnachten, Halloween, Geburtstagspartys mit zu süßem Kuchen, auf denen zwei, drei oder vier Kerzen brannten ...
    Das war eine der unzähligen Freuden, die Charlotte und Emily in ihr Leben brachten.

    Um halb sieben klingelte es an der Tür. Abby erwartete niemanden. Sie durchquerte die Küche, ging zur Haustür und schaute durch den Spion.
    Es war Diane, die Nachbarin von gegenüber.
    Diane Cleary war eine erfolgreiche Immobilienmaklerin Anfang vierzig, schlank und gut proportioniert. Sie hatte schulterlanges dunkelblondes Haar und trug ein dunkelblaues Kostüm, das vermutlich mehr gekostet hatte, als die ganze linke Seite von Abbys Kleiderschrank. Ihr Sohn Mark hatte sein Studium an der Princeton University begonnen, und ihre Tochter Danielle ging in den Kindergarten. Abby kannte sie nicht gut genug, um sie nach dem großen Altersunterschied der Kinder zu fragen. Sie wusste jedoch, dass Diane und Stephen Cleary eine dieser Ehen führten, die entweder die Hölle auf Erden oder die perfekte Romanze waren. Jedenfalls hatte Diane einen Stoffwechsel, der es ihr erlaubte, alles zu essen, ohne ein Gramm zuzunehmen. Dafür hasste Abby sie. Auf der Geburtstagsfeier vor ein paar Tagen hatte sie nach vier Stückchen Kuchen aufgehört zu zählen.
    Abby öffnete die Tür. »Hallo.«
    »Ist noch Kuchen übrig?«, fragte Diane mit einem Augenzwinkern. »War nur ein Scherz.«
    Diane trat ein und steuerte schnurstracks auf die

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