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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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stellte sich vor, wie ihr Vater hier mit den Briefen gestanden hatte, und plötzlich wollte sie wissen, was in den Umschlägen gewesen war. Eine Art Tagebuch seiner Suche nach der Krähe ?
    »Nummer sechzehn«, sagte Nick, als hätte sie es vergessen können. Sie betrachtete die lange Reihe an Postfächern, die eine gesamte Wand wie eine undurchdringliche Panzerung verkleideten.
    Da war es, das Fach Nummer sechzehn.
    Sie steckte den Schlüssel hinein. Er ließ sich widerstandslos drehen. Sie hatte nicht erwartet, dass es so einfach sein würde.
    »Warum nicht Fach bei der Bank?« Sie verharrte mitten in der Bewegung.
    »Keine Ahnung. Eigentlich dürfte es gar nicht dein Name sein, denn ein Postfach kann nur von einer Person mit deutscher Anschrift angemietet werden.« Er küsste ihren Scheitel. »Mach schon auf.«
    So leicht der Schlüssel sich im Schloss gedreht hatte, so schwer fiel es ihr, diese letzte Bewegung ihrer Hand durchzuführen. Sie fühlte den Plastikgriff in ihren Fingern, den Widerstand der kleinen Metalltür und blickte ins Fach.
    Es war leer. Abgesehen von ein paar Werbeblättchen – das oberste pries eine Immobilienfirma an – war nichts drin. Was auch immer hier drin gelegen hatte, es war weg.
    »Weg«. Die Gedanken kreisten in ihrem Kopf wie Geier. Oder wie ein Schwarm Krähen – schwarze Gestalten mit ausgebreiteten, fransigen Flügeln. Was ist, wenn die Krähe von den Plänen ihres Vaters erfahren hatte und ihnen zuvorgekommen war, um ihre Spuren zu verwischen?
    Nick nahm die Blätter aus dem Fach.
    »Vielleicht – das?« Juna deutete auf den Immobilienprospekt. Sie wollte einfach nicht aufgeben. Nicht mit leeren Händen dastehen. Warum konnte dieses Unternehmen nicht eine Scheinfirma der Krähe sein? »Hinweis. Das ist Hinweis.«
    »Vielleicht auch nicht.« Er hielt ihr ein Kärtchen entgegen. Eine schnörkellose Schrift verkündete: Dream Impressions , während sich auf das große I ein Rabe hinabstürzte.
    Einige Sekunden lang betrachtete Juna die Visitenkarte, ohne dass sie wusste, was dies zu bedeuten hatte.
    »Kay?«, brach es endlich aus ihr heraus. »Kay ist die Krähe ?«
    »Ich … kann’s nicht glauben. Ich habe keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Hm. Die Karte sieht anders aus als die, die ich vom Studio kenne. Aber es ist ohne Zweifel Kays Telefonnummer.« Seine Stimme klang rau, brüchig.
    »Aber er ist …« Was? So nett? Sie dachte daran, wie liebevoll er mit Leah umging, wie sich die Finger der beiden damals am Tisch trafen und wie jede dieser Berührungen etwas sehr Besonderes war. Außerdem hatte sie sich die Krähe mindestens zehn Jahre älter vorgestellt. Und was für eine Verbindung sollte er zu ihrer Mutter haben? Sie würde es nicht herausfinden, wenn sie hier stehen blieb.
    »Wir fahren.« Vielleicht war er auch nur ein Bindeglied zur richtigen Krähe . Sie mussten der Spur folgen.
    »Juna, warte. Ich weiß nicht, ob er schon aus dem Krankenhaus raus ist. Und ob es eine gute Idee ist, dort so aufzutauchen, sollte er wirklich … derjenige sein, nach dem wir suchen.«
    »Krankenhaus?«
    »Kay wurde von Pawels Leuten übel zugerichtet, als er vor dem Club aufgetaucht ist.«
    Sie zögerte. Zu unvernünftig für die Krähe , dieses Vorgehen. Andererseits – Liebe hatte mit Vernunft meistens nicht viel zu tun. Das bewies sie selbst am eindrucksvollsten.
    »Wir fahren trotzdem.« Entschlossen machte sie das Postfach zu. Ihr Vater hatte gewollt, dass sie dieser Spur folgte. Mit etwas Glück würde es ihr gelingen, ein paar Hinweise zu bekommen. »Wir sind vorsichtig«, versprach sie. Sollten sie sich irren, war es nur ein Besuch unter Freunden, um sich nach Kays Wohlergehen zu erkundigen.
    »Okay. Aber wir sagen Marc Bescheid.«
    »Und Pyschka! Sie ist allein. Sie macht vielleicht Sorge. Ich will nicht, dass sie …«
    »Und Pyschka. Natürlich.« Er lächelte ihr zu und führte sie aus der papierstaubigen Luft der Filiale. Der kalte Regen erfrischte, sie streckte gern ihr Gesicht dem grauen Himmel entgegen und spürte auf jedem Zentimeter ihrer Haut, wie das feine Nass ihre Gedanken klärte.
    Der alte Renault ächzte, als sie beide einstiegen. Die Beifahrertür quietschte. Es war ihr noch nie aufgefallen, jetzt nahm sie alles viel intensiver wahr. Während Nick Marc über die Lage informierte, rief sie bei Pyschka an, und es gelang ihr nur mit Mühe, den euphorischen Wortschwall ihrer Freundin zu unterbrechen. Die Aufregung steckte an.
    Dream Impressions lag in der

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