Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
Vom Netzwerk:
man schon längst einen besseren Geschmack beigebracht.«
    Er stieß den Stuhl von sich. Sie fiel rücklings. Ihr Kopf schlug auf dem Teppich auf, die Stuhllehne schien ihre gefesselten Arme beinahe gebrochen zu haben. Aber sie schrie nicht. Auch nicht, als er sie an den Haaren wieder aufrichtete.
    »Deine Mutter ließ man aber in Ruhe, weil sie aus einer sehr angesehenen Familie stammte, ihr Vater war einer der Autoritäten in Moskau. Es ist sicherlich kein Zufall, dass sie ausgerechnet Kornej über den Weg gelaufen ist. Was wollte sie bei ihm klauen? Verrätst du es mir?«
    »Eine seltene Briefmarke«, stieß Juna hervor. Sollte er doch denken, dass sie kooperierte.
    »Eine Briefmarke.« Er ließ ihr Haar los, schüttelte den Kopf und langte wieder in die Tüte. Neben dem Elektroschocker platzierte er eine Geflügelschere.
    Juna schloss die Lider.
    Ihr stieg das Bild in den Kopf, wie Oma zum letzten Neujahrsfest mit einer solchen Schere einer Bratgans die Rippen aufgebrochen hatte. Ein paar kräftige, schnelle Griffe, das brutale Knacken, und der Vogel lag zerteilt da.
    Wie würde sich das Knacken anhören, mit dem ihre Rippen dieser Schere nachgeben würden?
    »Eine Briefmarke«, wiederholte Byk. »Manchmal schlägt das Schicksal verschlungene Wege ein. Eine Kriminelle, ein Oligarch, und ein Kind, das keiner gebrauchen konnte. Warum hat deine Mutter dich behalten? Was sollte sie mit so einem kleinen, schreienden Ding schon anfangen? Und deine Oma – ist sie deshalb zusammen mit euch verschwunden?« Er nahm das Messer in die Hand, beugte sich zu ihr rüber und setzte die Spitze an ihre Brustwarze.
    »Ich weiß nicht. Byk, ich weiß es nicht!«, stammelte sie und spürte die scharfe Kälte des Stahls. Schon im nächsten Moment könnte die Spitze sich etwas tiefer in sie hineinbohren. Und noch etwas tiefer.
    »Nicht Byk. Ich bevorzuge Murtas.«
    »Ich weiß nichts, Murtas«, wiederholte sie.
    Pawel! , blitzte es in ihrem Kopf auf. Im Café. Er hatte einen Murtas erwähnt, der freigepresst worden war, und Byk dabei so seltsam angeschaut. Stand dieser Mann hinter allem? War er der Drahtzieher hinter dem Terroranschlag auf den Bus?
    »Natürlich. Du weißt nichts.« Er nahm das Messer beiseite. »1994 taucht Kornej in eurem beschaulichen Städtchen auf. Der Tschetschenienkrieg ist ausgebrochen und verhilft ihm zu mehr Einfluss. Pandora ist wichtiger als je zuvor. Er spürt euch auf. Ist er sentimental geworden, bei so viel Druck und Tod, die seine Arbeit mit sich brachten?«
    »Taiji.« Was sollte sie auch antworten, auf diese Frage.
    Er sah sie durchdringend an. »Was?«
    »Er hat mit Taiji angefangen. Vielleicht wegen des Druckes. Und allem. Er sagte, die Gleichgültigkeit sei die wahre Rettung dieser Welt.«
    »1996«, fuhr er unbeirrt fort, »der Krieg ist zu Ende, und ihr zieht nach Moskau um. Drei ruhige Jahre, bis 1999 der zweite Tschetschenienkrieg beginnt. Hm. Und was ist dann passiert? Sind die Waffentests so erfolgreich verlaufen wie erhofft? Hatte dein Vater endlich in allem Ausmaß gesehen, was sie damit anrichten können? Oder … weil die Regierung begann, es an Zivilisten zu testen?« Ruckartig legte er seine Pranke an ihren Hals und zog sie nach vorne, bis der Stuhl nur auf zwei Beinen balancierte. Sie bekam kaum noch Luft. »Jedenfalls spielte dein Vater irgendwann nicht mehr mit. Zusammen mit deiner Mutter klaute er die Ergebnisse, die Aufzeichnungen – alles. Die wichtigsten Bausteine von Pandora . Er verschwindet und verwischt seine Spuren. Deine Mutter geht nach Deutschland, wo sie sich verstecken will. Und deine Oma zieht mit dir nach Sankt Petersburg um.« Er ließ sie los.
    Der Stuhl kippte zurück auf alle vier Beine. Sie schnappte nach Luft. Trotz ihrer Angst, trotz Byk, der sich immer wieder neue Spielchen ausdachte, war ihr Kopf so klar wie noch nie. Das war es also, was die Miliz damals angedeutet hatte! Endlich ergab alles einen Sinn. »Wenn jemand von diesem Projekt Wind bekommen hätte, wäre viel Wirbel darum entstanden«, flüsterte sie. »Es war eine Sicherheitspolice für meine Eltern.«
    »Und niemand wusste, wo die Aufzeichnungen waren. Vielleicht bei deinem Vater? Vielleicht bei deiner Mutter? Jedenfalls haben einige versucht, da ranzukommen, und sind gescheitert. Das Netz, das dein Vater um sich gewoben hatte, war einfach zu gut.«
    »Bis Pyschka entführt wurde. Und ich hierher gekommen bin. Ihr habt alles geplant.«
    Er grub seine Pranke in ihr Haar und riss ihr den Kopf in

Weitere Kostenlose Bücher