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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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den Nacken. »Wenn alles andere scheitert, muss man einen langen Atem haben und die Sache indirekter angehen, ja. Du siehst also, ich weiß wirklich alles. Du solltest nicht versuchen, mich anzulügen. Verstehst du?«
    »Ja.« Er wusste wirklich alles. Viel mehr als sie selbst.
    »Was ich nicht weiß, ist, wo die Aufzeichnungen zu Pandora nun sind. Und genau das wirst du mir jetzt verraten.«
    »Aber ich habe keine Ahnung!«
    »Du enttäuschst mich. Du willst mich doch nicht enttäuschen, oder, Juna?« Er griff nach dem Elektroschocker. Ein Knopfdruck, und zwischen den Kontakten erzitterte ein blauer Bogen.
    »Nein. Nein! Ich habe selbst nach meiner Mutter gesucht! Und als ich sie gefunden habe, habt ihr sie erschossen. Sie konnte mir nichts mehr verraten. Über Pandora habe ich von dir zum ersten Mal gehört!«
    Er legte den Kopf etwas schief. »Wirklich?«
    »Ja!«
    Er senkte die Hand. Um im nächsten Augenblick den Elektroschocker an ihre Rippen zu drücken. »Nur glaube ich dir nicht.«
    Der Strom ließ ihren Körper krampfen.
    Sie hörte sich schreien.

Nick
    Ihr Gesicht ist eingefallen und grau, unter den Augen liegen dunkle Ringe. Sie sieht mindestens zehn Jahre gealtert aus. Ich kann kaum glauben, dass es die Leah ist, die ich kenne, die so viel Leben in sich trägt. Jetzt ist kein Funken Leben mehr in den fiebrigen Augen, die glasig durch mich hindurch starren. Sie zittert. Im gedimmten Licht zeichnet sich deutlich ihre Gänsehaut ab, die feinen Härchen ihrer Arme, die sich aufgerichtet haben. Überall blaue Flecken; einige sind bereits am Vergilben, die anderen sind noch ganz frisch und leuchten violett-blau.
    »Leah«, rufe ich sie leise. Sie trägt ein Spaghettiträger-Top, das kaum ihren Bauch verdeckt, und einen Schlüpfer, mehr nicht. Bei jedem Atemzug scheint sich ihre Haut direkt über ihren Knochen zu spannen.
    Detlev zieht sein Jackett aus und gibt es mir. Ich werfe ihr das Ding über, und sobald ich sie berühre, zuckt sie wie geschlagen zusammen und stößt meine Hände weg. Ein Wimmern dringt durch ihre zusammengepressten Lippen. Erst dann scheint sie mich zu erkennen, für einen klaren Augenblick, dann ist dieser Augenblick vorbei.
    Ich hebe die leere Spritze, die sie vorhin in Pawels Bein gerammt hat, und halte das Ding hoch. »Was war da drin?«
    Sie antwortet nicht.
    »Leah, hörst du mich? Was war da drin?«
    Mit hektischen, unkoordinierten Gesten reibt sie sich über die Beine, die sie eng an den Körper zieht. Ihre Haut ist schweißbedeckt. Über die Wangen fließen Tränen.
    Pawel lacht. Es ist ein hohes, dünnes Kichern. »Nikki? Du – hier? Müsstest du nicht nach deiner kleinen Russin suchen? Aber die wirst du nicht finden.«
    Ich reiße ihn vom Boden hoch und drücke ihn mit dem Rücken gegen die Wand. »Was hast du Leah gegeben? Und wo ist Juna?«
    Ich darf ihn nicht töten. Es ist der einzige Gedanke, der noch in mir pulsiert, während ich beobachte, wie sein Adamsapfel beim Schlucken hoch und runter gleitet. Sein Atem stinkt nach Alkohol.
    »Leah … ihr hat’s halt bei uns gefallen.« Er muss immer wieder eine Pause einlegen, als würde ihn das Sprechen anstrengen. »Mit Byk und … den anderen Jungs.« Er reckt den Hals, schnaubt. Ich lasse nicht zu, dass er zu Leah sieht.
    »Du sagst mir jetzt, was ich wissen will.«
    Er reißt den Kopf herum, ohne mich wahrzunehmen. »Na, Liebes?«, schreit er auf. »Erzähl es ihm. Wie’s war. Mit den Jungs!« Er schlägt seinen Hinterkopf gegen die Wand, mehrfach und lacht dabei. »Mann, was hat sie danach gekotzt! Ich dachte, sie würde sich totreiern, sie wollte gar nicht aufhören zu kotzen …«
    Ich hole aus und ramme ihm meine Faust ins Gesicht. Er ist augenblicklich still, krümmt sich, aber ich halte ihn aufrecht. Meine Hand ist an seinem Hals. »Was war in der Spritze?«
    »Sie hat mich angefleht, ihr endlich einen Schuss zu setzen«, lallt er. »Sie hat mich angefleht, wie mich damals auch ihre Nuttenschwester angefleht hatte. Irgendwann flehen sie alle. Jawohl! Mit Poul legt man sich nicht an. Er holt sich den Respekt, der ihm gebührt.«
    Meine Hand drückt seine Kehle zu. Ich kann einfach nicht anders. Ich höre ihn röcheln und drücke weiter.
    Leah wimmert und verkriecht sich in eine Ecke. Ich glaube, in diesem Wimmern den Namen ihrer kleinen Schwester wahrzunehmen. Das hässliche Entlein, so hatte sie Céline einst gerufen, und ich erinnere mich an den Tag, an dem ihre Schwester völlig aufgelöst die Treppe

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