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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Oder mich nach der Quelle umsehen, die es nicht gibt.
    »Oleg hat da was fallen gelassen. Etwas wie ›Ich kriege alles zurück‹. Er will sie Byk ausliefern, der sie dann vermutlich zu Pawel bringt.«
    »Warte auf die Verstärkung.«
    »Ich kann nicht. Pawel wird auch nicht damit warten, ihr etwas anzutun. Wer mit zur Party möchte, sollte sich also beeilen.«
    »Danny, stopp! Erst einmal …«
    »Erst einmal muss ich Schluss machen.« Ich lege auf und steige in den Wagen. Der Typ im Kofferraum protestiert lautstark, als ich den Motor anlasse. Das Fiepen macht mich wahnsinnig. Ich drehe und drücke an dem Radio, aber es ist kaputt, und irgendwann fange ich an, mir etwas vorzusummen. Es ist ›My Heart Will Go On‹, und in meiner Darbietung ist es sogar noch schlimmer als Tinnitus.
    Normalerweise bräuchte ich über vierzig Minuten, um vom Studio zum Club zu gelangen. Ich schaffe es in fünfundzwanzig. Entgegen der Meinungen der anderen Verkehrsteilnehmer bin ich sehr vorausschauend gefahren, sonst wäre der Weg von Unfällen gesäumt.
    Ich gehe auf Detlev zu. Irgendetwas an der Fassade wird renoviert, unter meinen Schritten vibrieren Holzbretter. Eine Metalltreppe zu meiner rechten führt nach oben. Detlev bemerkt mich und will etwas unter seinem Jackett hervorziehen, doch ich bin schneller. »Umdrehen. Hände an die Wand.«
    Ich durchsuche ihn und befördere eine Pistole, ein Messer und zwei Schlagringe heraus.
    »Nicki. Du hast auch Nerven, hier aufzutauchen.«
    »Nicht Nicki. Kriminaloberkommissar Danny Stahl.« Er stutzt, scheint dann aber zu begreifen. Auch, dass der Club keine große Zukunft mehr hat. »Bring mich zu ihr. Und keine ruckartigen Bewegungen.«
    Übertrieben langsam macht er die Tür auf. Das Innere des Clubs ist hell erleuchtet, als würde die Party jeden Moment steigen. Doch wir sind allein. Die Bar zu meiner Rechten ist unbenutzt, nur auf dem polierten Tresen steht eine leere The-Macallan-Flasche. Ich schüttele den Kopf, doch das Fiepen bleibt in meinem Ohr. Und ich kann meinen Blick nicht von dieser Flasche abwenden.
    »Er wollte allein sein.« Detlevs Stimme rüttelt mich auf.
    »Was?« Ich blinzele ihn an, und die Kopfschmerzen scheinen mit jedem Herzschlag stärker in meinen Schläfen zu pulsieren.
    »Er wollte allein sein mit seiner Kleinen.«
    Ich muss mich konzentrieren. Noch einmal die Aufmerksamkeit zu verlieren kann ich mir nicht erlauben. Detlev hätte mich locker außer Gefecht setzen können.
    Er führt mich zum VIP-Bereich. Jedes Zimmer hat ein anderes Motiv. Bei der Einrichtung hat Pawel viel Liebe zum Detail gezeigt; der Club ist sein Baby, sein Ein und Alles. Das Lämpchen am Lesegerät für die Karte leuchtet rot. Ich schieße das Schloss auf und trete die Tür ein. Pawel. Er dreht sich schwerfällig um. Zu seinen Füßen krümmt sich eine Gestalt, die etwas vom Boden hebt und ihm ins Bein rammt. Er schwankt, greift nach seiner Pistole, doch ich bin schon bei ihm und schlage ihm meine Waffe ins Gesicht. Sein Kopf knallt gegen die Wand. Langsam rutscht Pawel herunter. Gut, so macht er keinen Ärger mehr.
    Die Gestalt am Boden regt sich. Ein leises Wimmern ertönt. »Juna!« Ich bin sofort bei ihr und will sie hochheben. Aber es ist nicht Juna. Es ist Leah.

30
    Sie fror. Obwohl sie wusste, dass es im Zimmer warm war, fror sie bis in die Eingeweide, die sich immer fester zu verknoten schienen. Sie stellte sich vor, wie sie sich auf den hellblauen Teppich übergeben würde. Ihre Kehle wurde immer enger. Es kostete sie Kraft, die Panik zu bezwingen. Wenn sie ganz still dasaß, fühlte sie, wie das Zimmer sanft schaukelte. Befand sie sich auf einem Boot?
    Die Kälte in ihr ließ sie zittern. Vielleicht weinte sie. Das Nass lief unaufhörlich ihre Wangen herab und tropfte auf ihre nackte Brust. Nackt. Ausgeliefert. Der Kälte und der Schwärze und allem, was noch folgen sollte.
    Sie hasste die Dunkelheit. Bereits seit dem Abend, als ihre Oma sie in ein Zimmer gesperrt hatte, weil sie den Teller mit Nudeln so heftig von sich geschoben hatte, dass er über die Tischkante schlitterte. Die Dunkelheit damals war genauso scheußlich gewesen. Sie hatte mit flachen Händen gegen die Tür getrommelt und geschrien, konnte gar nicht mehr damit aufhören, auch nicht, als Oma hereingestürmt kam und sie angebrüllt hatte, sie solle endlich still sein und dass ihre Mutter verdammt noch mal nie wieder zurückkäme.
    Ihre Mutter. Warum? Warum das alles? Die Flucht, die Heimlichkeiten. Und der

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