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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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wirklich, du kannst ihr helfen? Abgesehen davon: Die Miliz hat den Fall untersucht und keine Indizien für eine Entführung gefunden.«
    Die Miliz! Der durfte sie am wenigsten trauen. Dieser Schweinebande!
    »Juna?«
    Sie hob ebenfalls einen Zeigefinger. »Einer muss es doch versuchen.«
    »Ich meine es ernst, Juna!«
    Sie schaute schon wieder den goldenen Drachen an. Obwohl sie sich vorgenommen hatte, nicht so offensichtlich die Augen zu verdrehen. »Ich habe es auch ernst gemeint, als ich dir gesagt habe, dass ich es versuchen muss.«
    Natürlich musste sie herausfinden, wo ihre Pyschka war. Sie wusste zwar nicht mit Sicherheit, dass Oleg in die Sache verwickelt war, aber sie ahnte es. Am Abend vor ihrer Abreise hatte er angerufen, um ihr ›Gute Nacht‹ zu wünschen. Nur ein Zufall, dieses Timing? Sie hatte ihm auch ›Gute Nacht‹ gewünscht und gesagt, dass sie fortgeht und dass es vorbei ist, was auch immer zwischen ihnen gewesen sein mochte. Sie hatte ihm auch von dem Hinweis erzählt, dass Pyschka entführt worden sei und jetzt in Deutschland ohne Papiere in irgendeinem Bordell festgehalten wurde.
    Und nun war er hier, angeblich aus Sorge um sie.
    Oleg kreiste mit einem Finger über den Rand seines Glases. »Du wirst deine Meinung sicher ändern, wenn du erst mal wieder zur Ruhe gekommen bist. Ich weiß, es ist eine sehr schwere Zeit für dich. Ich bin hier, um dir beizustehen.« Er schob sein Glas beiseite und legte eine Hand auf die ihre. Sie fühlte sich gefangen. Wie immer, wenn er sie berührte, wenn er sie umarmte – nein, das alles war vorbei.
    Ruckartig zog sie ihre Hand unter der seinen hervor. »Entschuldige mich bitte für einen Augenblick.«
    Auf der Toilette wühlte sie in ihrer Handtasche, die behauptete, von Chanel zu sein. In Wirklichkeit kam sie von einem Grabbeltisch des Apraksin-Markts. Sie hatte sie zusammen mit ihrer Freundin in der Prä-Oleg-Ära gekauft.
    Wo bist du, Pyschka? Pyschka … So hatte sie ihre Freundin schon immer genannt – wie das zarte Gebäck, das frisch aus dem brutzelnden Öl gezogen und mit viel Puderzucker bestäubt wurde und einem auf der Zunge zerging. In Frustzeiten hatte ihre Freundin Dutzende Pyschki verzehren können, was unweigerlich zum Kauf neuer Hosen führte. Bis ihr Oleshka aufgetaucht war. Genau der Typ, für den Pyschka sich an der Uni für Naturwissenschaften einschreiben ließ, mit dem Unterschied, dass er sie im Gegensatz zu den dortigen Studenten in Restaurants ausführte und ihr Klamotten in den besten Boutiquen am Nevskij Prospekt kaufte.
    Sie knetete das Taschentuch in ihren Händen. Ihr Gesicht war gerötet. Entspann dich. Einatmen . Ausatmen . So ist es gut . Vielleicht hatte er gar nichts mit der Entführung zu tun. Aber war es nicht verdächtig, wie schnell er sich an sie herangemacht hatte, nachdem Pyschka verschwunden war?
    Eine Frau trat aus einer der Kabinen. Der Seifenschaum, den die Dame von ihren Händen spülte, roch nach Lotusblüten und Orchideen. Nach Oleg, als er mit seinem noblen Blumenstrauß in ihrem Hotelzimmer aufgetaucht war. Sie steckte das zerknüllte Taschentuch wieder weg und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Sei vorsichtig mit ihm. Wenn er tatsächlich mehr weiß, als er zugibt, bist du in Gefahr. Und das nicht nur möglicherweise.
    Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie ihre Pyschka. Wie diese vergnügt quiekte, wenn Oleg einen Witz erzählte; um ihr Gesicht, rundlich, glücklich, mit einem Anflug von Röte auf den Wangen, tanzten unzählige blonde Korkenzieherlocken.
    Hilf mir, Juna! Die schwache, verstörte Stimme auf dem Anrufbeantworter konnte unmöglich von diesem fröhlichen Mädchen stammen, und doch hatte sie Pyschka sofort erkannt. Bitte hilf mir, Juna, hol mich hier raus … lass sie mit mir nicht mehr all diese Dinge tun … Juna … Junotschka …
    Noch einmal wusch sie sich das Gesicht, trocknete sich mit Papiertüchern ab und korrigierte ihr Make-up. Entschlossen ging sie zurück.
    »Ich habe mir erlaubt, für uns Wein zu bestellen«, begrüßte Oleg sie.
    »Ich trinke nicht.« Sie sah ihn direkt an, und dieses Mal wandte sie den Blick nicht ab, als er ihre weiblichen Reize erneut in Augenschein nahm.
    »Nur einen Schluck, Juna.« Er hob sein Glas und schaute sie über den Rand hinweg an. Seine grauen Augen schimmerten wie Quecksilber. »Auf uns!«
    Sie drückte sein Glas wieder auf den Tisch. »Willst du mich zurückbringen? Damit ich nicht mehr nach Pyschka suche? Bist du deswegen

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