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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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nicht so viel Aufmerksamkeit zu erregen. Je weniger Leute wissen, dass du hier bist, umso sicherer ist es.« Er verstummte, als die Tür sich öffnete.
    Nick.
    Sie suchte seinen Blick. Aber er sah sie nicht an.
    »Muss ich eifersüchtig werden?« Pawels Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sein Gesicht, so nah vor dem ihren, sein Lächeln – sie wollte schreien. Er stellte eine Tasse vor sie. »Hier, bitte schön. Ein Stück Heimat gefällig?«
    Als sie wieder aufschaute, war Nick bereits weg, genauso lautlos verschwunden, wie er erschienen war.
    »Ja, danke.« Sie tauchte den Löffel mit der honig-zähen, gezuckerten Kondensmilch in den Tee und rührte gedankenverloren um. Sie nippte an ihrer Tasse und schloss die Lider, ließ den süß-herben Geschmack auf der Zunge zergehen. Dieses bisschen Vertrautheit so fern von Zuhause zu genießen, trieb ihr fast die Tränen in die Augen.
    »Das hier dürfte dich noch mehr erfreuen.« Pawel reichte ihr eine Kristallschale mit Pralinen.
    »Mischka na sewerje«, las sie. Bärchen im Norden , dolmetschte sie unwillkürlich, als wäre Nick noch bei ihr. Der Name klang auf Deutsch genauso ungelenk wie ihre Redewendungen, die sie für ihn zu übersetzen versucht hatte. Ihre Oma hatte das Konfekt immer zum Tee serviert, und bereits nach dem ersten Bissen, damals, kurz nach dem fluchtartigen Umzug nach Sankt Petersburg, war Juna bärchenabhängig geworden.
    Sie biss ein Stück ab. Nussfüllung, zwei knusprige Schichten Waffel und dunkle, aber keinesfalls bittere Schokolade. Im Kühlschrank gekühlt und umso knuspriger. Unter Pawels aufmerksamen Blicken schmeckte es trotzdem wie Pappe. »Sag mir endlich, was los ist.«
    »Ich fürchte, es geht um deinen Vater.«
    »Was ist mit ihm?« Natürlich ahnte sie, was mit ihm war. Langsam sah sie ihre Überlegungen bestätigt: Sie war nur ein Mittel zum Zweck, ihren Vater aus seinem Versteck zu locken.
    »Er ist ein sehr einflussreicher Mann. Und es gibt viele Menschen, die ihn liebend gern beseitigen würden.«
    Ja, ganz sicher war das so. Und Pawel war bestimmt einer von ihnen.
    »Ich habe mehrfach versucht, ihn zu kontaktieren, bin jedoch gescheitert. Dabei ist es unglaublich wichtig, dass ich mit ihm spreche. Deshalb brauche ich deine Hilfe. Wie erreichst du ihn, wenn du mit ihm unbedingt sprechen musst?«
    »Ich projiziere eine riesige Fledermaus in den nächtlichen Himmel.«
    Er nahm seine Tasse. »Jetzt weiß ich wieder, was ich an dir so liebe.« Mit einem Schmunzeln lehnte er sich im Sessel zurück und trank seinen Tee. Schluck um Schluck, bedächtig, genüsslich. »Ich wünschte mir, das alles wäre nur ein böser Scherz, aber das Leben deines Vaters ist in Gefahr, fürchte ich. Wir müssen mit ihm sprechen. Solange es noch nicht zu spät ist. Ich weiß, dass er im Plaza Hotel abgestiegen ist und die Präsidenten-Suite bezogen hat. Aber anscheinend hat er sich dort verbarrikadiert. Niemand dringt zu ihm durch.«
    »Du sagst, du kennst ihn. Dann weißt du sicherlich, dass er unsichtbar ist, wenn er nicht gefunden werden will. Er hätte sich bei dir gemeldet, wenn er es für nötig gehalten hätte.«
    »Verstehe. Ich dachte nur, das Wohl seiner Tochter würde ihm etwas mehr am Herzen liegen. Nun. Wie auch immer, er wird schon wissen, was er tut.« Er trank die Tasse in einem Zug leer. Mit einem Mal wurde sein Ton hart und abgehackt. »Du bleibst hier. Solange ich keine Möglichkeit gefunden habe, deinen Vater zu kontaktieren. Da draußen ist es nicht sicher für dich. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Ich nehme an, das ist dir klar, oder?«
    »Ich nehme an, ich habe keine Wahl.«
    »Gut, Juna.« Er stellte die Tasse beiseite, stand auf und kam um das Sofa, auf dem sie saß. »Nicht böse sein. Ich weiß, ich hatte versprochen, bereits gestern mit dir zu reden. Aber ich habe eine Spur verfolgt. Nicht ohne Erfolg.« Er legte eine Hand auf ihren Nacken. »Nikki! Bring sie rein!«
    Die Tür öffnete sich. Scharf saugte Juna die Luft ein. Es war nicht Nick, der da hereinkam.
    Sie sprang auf.
    Die Tasse entglitt ihren Fingern, die plötzlich nichts mehr fühlten, und zerbrach auf dem Boden.
    »Pyschka!« Sie stürmte auf ihre Freundin zu, schloss sie in Arme, drückte sie immer wieder an sich. Tränen verschleierten ihren Blick, liefen ihre Wangen hinunter. »Du bist da. Pyschetschka …« Blass sahen die Wangen aus, matt und verwirrt der Blick ihrer blauen Augen. Das schöne Haar, die frechen Korkenzieherlocken, lagen verfilzt auf ihren

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