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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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aufgerichteten Frettchen, das Beute und gleichzeitig Gefahr witterte. Er schob ein Mädchen von vielleicht achtzehn Jahren vor sich her, das er in den feenhaften Raum stieß und die Tür schloss. »Geh«, scheuchte er die Putzfrau davon. Auf Russisch. Geduckt huschte diese an ihm vorbei. »Und du: Verschwinde in dein Zimmer, du hast hier nichts verloren.«
    Juna straffte die Schultern. Wie von selbst suchte ihr Körper das Gleichgewicht, sie stand fest, unverrückbar. Zumindest nicht von einem dahergelaufenen Frettchen. »Ach ja?«
    Breitbeinig baute er sich vor ihr auf. Das herablassende Lächeln hielt sich tapfer auf seinen Lippen, die von kleinen Pickelchen umrandet wurden. Die Verachtung gegenüber Frauen musste er bereits mit der Muttermilch eingesogen haben. »Wie heißt du?«
    »Was geht dich das an?« Sie lächelte, was ihn stutzen ließ. Er sah sich um. Irgendwo schlug eine Tür, und sogleich erhob er seine Stimme, als sage er einen Part in einem Amateur-Stück auf. »Für eine Ljarva hast du ein ganz schön großes Maul. Du hast mir meine Frage nicht beantwortet.«
    Ljarva . Den Jargon kannte sie. So wurden Prostituierte genannt.
    »Du meine auch nicht.« Ruhig bleiben. Sich keine Angst anmerken lassen. Und unbedingt weiter lächeln. Er würde ihr nichts tun, solange er nicht wusste, ob er ihr etwas antun durfte . Ob sein Chef es ihm erlauben würde. Ihr selbstsicheres Lächeln machte ihn sichtlich nervös. Sie hielt Stand. Es gab überhaupt keinen Grund zur Panik. Sie war in Pawels Club und er würde den Teufel tun, sie seinen Gorillas zum Fraß vorzuwerfen. Oder doch nicht?
    Der Typ beugte sich etwas zu ihr. Beinahe demonstrativ kaute er an seinem Kaugummi, direkt vor ihrem Gesicht. In seinem Blick, mit dem er sie wie mit seinen fahrigen Fingern abtastete, flackerte Neugier auf. »Was soll das?«
    »Das frage ich mich auch.«
    Eine Patt-Situation auf einem fremden Terrain ist dein Gewinn, hatte ihr Vater erklärt, und irgendwie spürte sie, dass der Typ gerade auf dem Rückzug war. »Okay. Ich bin Pryschtsch . War ein wenig irritiert, dich hier laufen zu sehen.« Er deutete auf ihre Schwellungen, die sie vom Mädchenlager getragen hatte. »Wer war’s?« Erneut schaute er sich um. Seine Stimme wurde leiser. »Du kannst mir alles sagen.«
    »Alles gut, Pryschtsch. Ich will zu Paschik.«
    »Zu wem?«
    »Pawel. Im gehört das Ganze hier, oder irre ich mich da?«
    »Och. Ja. Er ist beschäftigt.«
    »Für mich wird er Zeit finden. Sag ihm, Juna Kutscherowa möchte ihn gern sehen.«
    »Juna? Ah.« Er wurde hektischer, auch wenn das herablassende Lächeln nicht gänzlich verschwunden war. Zumindest nicht aus seinen Augen. »Ich frag ihn. Bleib hier.«
    »Selbstverständlich.«
    Er trollte sich, nicht ohne ein paar Mal über die Schulter zurückzublicken, als wollte er sich versichern, dass sie sich nicht von der Stelle rührte.
    Wieder allein, klopfte sie an der Tür des Mädchens. Niemand antwortete. Sie klopfte noch einmal, drückte leicht auf die Klinke – das Lämpchen an dem Kartenleser blieb rot. Ihre Tür war die einzige, die das grüne Licht aufwies. Konnte das Mädchen gar nicht aus dem Zimmer raus?
    Nach ein paar Minuten kehrte Pryschtsch zurück. »Also. Pawel hat im Moment zu tun. Aber er meinte, ich soll dir jeden Wunsch … von den Lippen … und so weiter.«
    »Meine Lippen lässt du schön in Ruhe. Aber ich habe Hunger und würde jetzt gern etwas essen.« Das stimmte, obwohl ihr das bis gerade eben gar nicht klar gewesen war. Doch der Hunger musste warten. Nachdem der Typ versprochen hatte, sich darum zu kümmern, beschloss sie, Pawel aufzusuchen. Wenn er keine Zeit hatte, sollte er es ihr selbst sagen. Und wer weiß, was sie unterwegs entdeckte? Darauf bedacht, niemandem aufzufallen und keinem Frettchen mehr in die Arme zu laufen, bemühte sie sich, zu Pawels Büro zu gelangen. Menschenleer sahen die Räume und die Flure ganz anders aus als gestern. Ihr Orientierungssinn meldete sich nur sporadisch und sie landete in einigen Sackgassen. Sobald sie Schritte hörte, suchte sie Deckung, bis jetzt erfolgreich. Sie schnappte sogar ein paar Gesprächsfetzen auf, bei denen sie jedes dritte Wort im Jargon-Wörterbuch hätte nachschlagen können. Es ging um ein Kartenspiel, vermutlich Black Jack – die Begriffe Einundzwanzig , Bank, Klopfen und Einsatz fielen.
    Gerade als sie eine weitere Treppe entdeckte und überlegte, ob diese sie endlich weiterbringen würde, hallte eine Stimme durch das

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