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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Rande ihres Sichtfeldes … war jemand da? Sie verharrte mitten in der Bewegung. Am anderen Ende des Raums glaubte sie eine dunkle Silhouette wahrzunehmen, reglos, wie ein Einrichtungsgegenstand. Juna wich zurück, in der Hoffnung, die Tücher würden ihr etwas Schutz bieten. Trotz ihres Negligés fühlte sie sich nackt und begann zu frösteln.
    »Wer ist da?«, fragte sie, wiederholte es auf Deutsch und sicherheitshalber auch auf Englisch. Bevor sie auf ihr schlechtes Französisch zurückgreifen musste, setzte sich der Schatten in Bewegung. Also war es keine Einbildung gewesen, es hatte tatsächlich jemand dort gestanden und ihr die ganze Zeit zugesehen, ihren Seidenübungen in einem apricotfarbenen Nichts. Was, wenn es das Frettchen war?
    Der Club kam ihr unglaublich still vor, die Leere des Saals – lauernd. Sie sammelte ihre Kräfte, um dem Beobachter gegenüberzutreten, ohne sich einschüchtern zu lassen.
    »Ich bin’s, Juna.«
    Sie mochte es, wie er ihren Namen sagte, es klang so natürlich und mühelos. Er blieb vor der Bühne stehen, und sie erkannte seine Züge.
    »Nick.« Ihre Stimme klang viel zu unsicher. Sie versuchte es noch einmal und trat zu ihm an den Bühnenrand. »Nick! Was machst du in Nacht hier?«
    »Du bist doch auch hier. Und machst es mir äußerst schwer, mein Versprechen zu halten.«
    Sie schwiegen einander an. Ein Weilchen.
    »Versprechen?«, wiederholte sie schließlich.
    »Dass dir nichts passieren wird. Ich hätte vermutlich erwähnen sollen, dass diese Zusage Grenzen hat, mon chou chou . Und dieser Club liegt weit außerhalb.«
    Er klang ein bisschen angekratzt. Nicht direkt verärgert, eher besorgt. Sie hockte sich vor ihm hin, das Negligé teilte sich und entblößte noch mehr Haut, aber sie fühlte sich schon lange nicht mehr nackt und verletzlich, nicht in seiner Nähe. »Entschuldigung. Mon chéri. «
    Er schüttelte den Kopf, doch trotz der Dunkelheit bemerkte sie eine Ahnung von Lächeln auf seinen Zügen. »Du machst es mir so unglaublich schwer«, murmelte er, aber nun wusste sie nicht mehr, was er damit meinte.
    Sie richtete sich auf und streckte ihm ihren Arm entgegen. »Komm. Hier hoch. Komm.«
    Seine Hand umschloss ihre Finger, zog ganz sanft daran. »Komm du lieber herunter.«
    Sie lachte. »Ich mache Taijiquan. Du kannst mich nicht bringen aus Balance . Schon vergessen? In Lager. Ich bleibe stehen. Du fällst.«
    »Das werden wir sehen.«
    Mit der anderen Hand fuhr er ihre Wade hoch, seine Fingerspitzen streiften ihre Kniekehle. Es kitzelte. Sie kicherte, versuchte, sich ihm zu entwinden, als er sie am Handgelenk packte und zu sich zog. Sie fiel von der Bühne. In seine Arme, mit der Eleganz eines betrunkenen Renntiers, das durch die Lüfte kullert. Er stellte sie behutsam wieder auf die Beine.
    »Ich würde sagen, die Runde geht an mich.« Seine Hände blieben auf ihrer Taille liegen. Durch den dünnen Stoff fühlte es sich an, als würde er ihre bloße Haut berühren. »Gegen dein Taiji komme ich locker an, mon chou chou .«
    »Das war nicht … ehrlich!«, hauchte sie atemlos.
    »Ja, ich gebe zu, ich habe ein gewisses Problem mit Regeln.« Er zog sie näher an sich heran. Mit ihrem Körper fühlte sie seine Muskeln, durch den kalten Satin und den störenden Stoff seines Hemdes. Ihre Fingerspitzen fuhren seine Oberarme entlang. Sie mochte kräftige Männer, die es nicht nötig hatten, mit ihren Bizepsen zu protzten.
    Sie hatte nichts zu befürchten, ihr war nur ein bisschen schwindelig. Vielleicht wegen des überraschenden Sturzes von der Bühne. Das Kitzeln hallte in ihr nach, überall, ein bisschen wie Brause unter der Haut. Seine Hände glitten von ihrer Taille zu ihrem Po-Ansatz. Sie wollte wissen, wie es war. Jetzt wusste sie es, und es war zu schön, als dass sie dem noch Einhalt gebieten könnte, wenn sie noch weiter zögerte.
    Sie stieß ihn leicht von sich und wich aus seiner Umarmung. Er versuchte, sie wieder zu fangen, doch sie griff nach einem der Tücher und schwang sich auf die Bühne.
    »Was wird das jetzt?« Er sprang auf den Bühnenrand. An Wendigkeit und Geschick mangelte ihm nicht.
    Sie lachte, während sie zwischen die Stoffbahnen tauchte. Die Bühne war klein, sie konnte nicht weit fliehen und vor allem: nicht aufhören zu lachen.
    »Warte doch! Ich muss mit dir reden.« Er hatte sie erreicht, langte nach ihr, erwischte jedoch nur den Zipfel des Negligés.
    »Dann rede!« Sie wickelte ein Tuch um ihren Arm, hielt sich fest und ließ sich

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