Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
Touareg oder Exterminator, die klingen, als seien sie einer Science-Fiction-Geschichte von Karl May entnommen. Die Werbung feiert den Triumph der modernen Technik über die widrigen Umstände, über Schlamm, Steilwände und Geröllpisten, und soll dem Konsumenten ein Gefühl der absoluten Sicherheit vermitteln – egal ob man sich am Parkplatz der S-Bahn-Station München-Solln oder in der Taiga befindet. Dabei beweisen Studien, dass die Stollenreifen und Stoßdämpfer der SUVs kaum gefordert werden. Die mächtigen Gefährte werden meist nur für die Spazierfahrt in der Stadt genutzt. Und überhaupt: Kann man die tonnenschweren und spritfressenden Luxus-Jeeps im Worst Case wirklich gebrauchen? Wenn die letzte Tankstelle geplündert worden und die ADAC-Hotline zusammengebrochen ist, die Flüsse und Meere über die Ufer treten und Autowracks die Überholspur blockieren, dann werden wir feststellen, dass uns ein Navi mit Spracherkennung und die teuren Kalbsledersitze in der Lage auch nicht voranbringen. Vier Gefährte für den postapokalyptischen Fuhrpark:
IMZ-Ural Patrol T: Die Motorräder des russischen Herstellers IMZ-Ural sehen aus wie Felsbrocken, an die man Räder geschraubt hat. Design und Ästhetik scheinen die Ingenieure nicht besonders zu interessieren, was vielleicht auch erklärt, warum sich der Look der Ural-Produkte seit Gründung der Fabrik im Jahr 1942 kaum verändert hat. Das Modell Patrol T mit Beifahrerwagen und Zweiradantrieb zum Beispiel basiert auf dem M-72, mit dem sich die Soldaten der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg durch Schlammozeane und Tiefschneetümpel gekämpft haben. Die Ural-Gefährte verzichten auf Elektronik-Gimmicks und Leichtmetallbauweise und strahlen die autoritäre Eisen-Aura der Vergangenheit aus. Das Allrad-Bike vereint die Wendigkeit des Motorrads mit der Durchsetzungskraft eines Panzers und bietet dank breiter Sitzbank und Beifahrerwagen genug Platz für die Kernfamilie auf dem Weg in die Sicherheit. Der Beifahrerwagen erhöht nicht nur die Stabilität, sondern dient auch als Reservetank und Kofferraum. «Am Tag danach», wenn die Sicherheitslage ungeklärt und die Infrastruktur zusammengebrochen ist, ist es schließlich ratsam, die großen Verkehrsadern zu meiden und sich auf Trampelpfaden davonzuschleichen. Die Ural Patrol T wird in der russischen Stadt Irbit hergestellt, die zwischen der sibirische Polarprärie und den Berghängen des Urals liegt. Die ideale Topographie für das Testgelände des Terrors.
Preis: 12 500 Dollar, Reichweite: ca. 250 Kilometer pro Tankfüllung, Top-Speed: 95 km/h
Solar Impulse: Wenn die Welt untergeht, dann sollte man selbst den Weg nach oben wählen. Ein Fluggerät bringt einen schnell und auf direktem Weg in Richtung Sicherheit. Helikopter und Privatjets sind allerdings nur auf den ersten Blick eine gute Idee. Können Sie sicher sein, dass Ihr Pilot auch am Tag X pünktlich zum Dienst erscheint? Und wo kommt das Kerosin her, wenn die Pipelines und Raffinerien dichtmachen? Der Solar Impulse, ein Elektrosegelflugzeug, dessen 40 PS starker Motor allein von 11 268 Photovoltaikzellen angetrieben wird, ist das ideale Gefährt, um über den Dingen zu stehen oder besser gesagt zu schweben – Solarsegler funktionieren am besten in einer Höhe über 8000 Meter, da hier die Sonnenstrahlen nicht durch Wolken und atmosphärische Störungen verringert werden. Der Zweisitzer ist aus extrem leichten Kohlefasern gebaut und sieht mit den gebogenen und mehr als 60 Metern langen Flügeln aus wie ein trockenes Buchenblatt, das vom warmen Wind in höchste Höhen getrieben wird. Der Solar Impulse beendet die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, speichert Energie in Batterien und kann deshalb auch in der Nacht und bei schlechtem Wetter fliegen. Nur Geduld muss der Pilot mitbringen. Ein normaler Jet ist zehn- bis fünfzehnmal schneller als der Solarsegler. Aber nach dem Weltuntergang hat man ja Zeit.
Preis: auf Anfrage, Reichweite: unbegrenzt, Top-Speed: 70 km/h
Segelyacht: Es ist anzunehmen, dass alle Mitglieder des Weltklimarates gerade den Segelschein machen. Denn wenn die Prognosen der Klimaforscher und Ozeanographen eintreffen, wird der Meeresspiegel um bis zu fünf Meter steigen, und Städte wie New York, Amsterdam und Rio de Janeiro werden untergehen. Die Weltmeere sind die neue Autobahn. Eine 40-Fuss-Fahrtenyacht bietet etwa acht Personen Platz (und Arbeit), in drei Kojen unter Deck findet man Schutz vor dem Wetter sowie Betten, Küche, Essplatz
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