Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
Trucks werden von dem Windmonster umgeworfen. Wer denkt, man könne den Böen ausweichen, indem man sich flach auf den Boden legt, liegt leider ebenfalls falsch – der Sturm kann einen Menschen anheben und durch die Luft wirbeln wie ein Blatt Papier. Erfahrene Spotter und Chaser, die schon so manchen Sturm überlebt haben, geben folgenden Ratschlag: Binden Sie sich mit einem starken Seil an einem Fernsehmast oder Lampenpfosten fest. Und: Achten Sie auf umherfliegende Mülltonnen, PKWs und Kühe.
[zur Inhaltsübersicht]
50. Überlebenskünstler (III) HANDREICHUNGEN DER HELDEN (III)
Manche Menschen sind nicht totzukriegen. Was sagt uns das? Mehr Mut zum Schmerz!
Am 30. April 2003 sprach Aron Ralston sein Testament und filmte sich dabei mit seiner eigenen Videokamera: Die Beerdigung könne mit der Lebensversicherung bei American Express bezahlt werden, sagte Ralston, sein Outdoor-Equipment vermache er seiner Freundin Sascha und die CD-Sammlung seinem Freund Chip in New Mexico. Nachdem das Videotestament aufgenommen war, machte sich Ralston an das Design seines eigenen Grabsteins. Mit einem Messer ritzte er seinen Namen und das Datum 30. April 2003 in eine Felswand und schrieb dazu noch die Worte: «Rest in Peace».
Vier Tage zuvor war Ralston auf einer Klettertour im Blue John Canyon im Süden von Utah unterwegs, als sich ein großer Felsbrocken löste und seine rechte Hand einklemmte. Der 27-Jährige versuchte zunächst seine Hand mit Gewalt unter dem Fels hervorzuziehen; als ihm das trotz maximaler Kraftanstrengung nicht gelang, entwickelte er Plan B, C und D. Die erste Fluchtidee sah vor, die Batterien seiner Taschenlampe aufzuschlagen und mit der darin enthaltenen Säure einen Hohlraum unter den Stein zu ätzen – bald musste er einsehen, dass ein paar AA-Batterien, die einen Walkman oder eine Funzel betreiben können, kein Mittel gegen harten Granit sind. Ralston scheiterte auch bei dem Versuch, mit Karabinern und Kletterseilen einen Flaschenzug zu basteln, um den 400 Kilo schweren Stein anzuheben. Als vollkommen aussichtslos erwies sich die Idee, den Stein mit dem Messer zu zerschmettern, ein billiges Imitat eines Schweizer Taschenmessers, das er als Dreingabe beim Kauf einer Taschenlampe bekommen hatte. Ist Geiz wirklich geil?
In seiner Verzweiflung dachte er auch daran, sich den Arm unter dem Ellbogen abzuschneiden. Tief schlug er die Klinge in den Arm, traf auf den harten Knochen und spürte sofort, dass er mit dem billigen Werkzeug auf keinen Fall würde Elle und Speiche zerschneiden können. Aron Ralston hatte viele Touren in der Wüste und den kargen Bergen Nordamerikas unternommen, er wusste genau: Ohne Flüssigkeit und Nahrung würde er in der Region maximal drei Tage überleben.
Am Morgen des 1. Mai 2003 war Ralston zu seinem großen Erstaunen immer noch am Leben. Für einen kurzen Moment überlegte er, sein Todesdatum an der Felswand noch einmal neu zu gravieren. Doch für solche Spitzfindigkeiten fehlte ihm die Kraft. Aron Ralston lag in einem einsamen Canyon, so menschenleer, lebensfeindlich und verlassen wie die Krater des Monds. Und wartete. Dann stieg ihm ein beißender Gestank in die Nase. Schnell merkte er, dass es seine eigene Hand war, die durch die Hitze, den Druck und die Verletzungen bereits zu verwesen begann, und er zur lebenden Leiche wurde. Aron Ralston aber wollte nicht sterben, er bekam einen Wutanfall, warf seinen Körper verzweifelt von rechts nach links, zuckte, tobte, zerrte, als er in seinem eingeklemmten Arm ein Knacken hörte. Und auch in Arons Kopf ertönte ein Geräusch: Klick! Wenn es ihm gelingen würde, dachte der Bergsportler, seine Knochen zu brechen, dann könnte er Gewebe, Sehnen und Blutgefäße auch mit einem stumpfen Messer durchtrennen. Er band einen Gürtel um den Arm und holte tief Luft.
Die Eigenamputation dauerte eine Stunde, danach seilte sich Ralston noch einhändig zwanzig Meter ab und lief zehn Kilometer durch den Canyon, ehe er auf eine Wandergruppe traf, die den Rettungshubschrauber alarmierte. Heute sagt Aron Ralston, dass er seinen Arm nicht groß vermisse. Er wisse auch nicht, wie er den Mut für die Amputation aufgebracht habe: «Ich fühlte den Schmerz. Aber ich habe ihn überwunden und einfach weitergemacht.»
[zur Inhaltsübersicht]
51. Stillstand und Stau ADAC UND APOKALYPSE
Vier Transportmittel, mit denen man jeder Katastrophe entkommt.
Automobilhersteller geben ihren Allrad-Produkten gerne aufregend klingende Namen wie Pioneer,
Weitere Kostenlose Bücher