Im Ozean der Venus
hineinzutauchen? Fütterst du Haustiere immer mit Wagenschmiere? Hast du je ein Tier gekannt, das sich von Wagenschmiere ernährte?«
»Bei den Sandteufeln des Mars!« hauchte Bigman.
»Ist es nicht offensichtlich, daß der V-Frosch das Zeug haben wollte und dich, weil du gerade in der Nähe warst, dazu zwang, ihm welche zu geben?«
»Darauf wäre ich nie gekommen«, murmelte Bigman. »Aber wenn du es jetzt so erklärst, verstehe ich es. Mir ist scheußlich zumute.«
»Warum?«
»Es ist einfach etwas Unappetitliches, sich von den Gedanken eines Tieres leiten zu lassen.« Er verzog angewidert das Gesicht.
Lucky sah ihn an und nickte. »Zu allem Unglück ist es noch viel schlimmer als unappetitlich.«
Der Abstand zwischen den beiden Schiffen betrug weniger als eine halbe Meile, als plötzlich auf dem Radarschirm der Schatten von Evans' Schiff auftauchte.
Lucky schaltete sofort wieder den Sender ein. »Evans! Wir sehen dich jetzt. Kannst du dich nicht bewegen? Ist dein Schiff beschädigt?«
Die Antwort hallte deutlich aus dem Lautsprecher mit einer Stimme, die vor Erregung überzuschnappen drohte: »Lucky, ich habe dich gewarnt. Jetzt bist auch du in der Falle!«
Und wie um den Ruf des anderen zu unterstreichen, traf ein mächtiger Schlag das U-Boot, warf es zur Seite und brachte seine Motoren zum Verstummen!
9.
Wenn Bigman sich später an die Ereignisse der nächsten Stunden erinnerte, so erschienen sie ihm immer wie die Erlebnisse in einem Alptraum.
Der plötzliche Schlag hatte den Marsianer gegen die Wand geschleudert.
Lucky, der immer noch am Steuer stand, schrie: »Die Hauptdynamos sind ausgefallen!«
Bigman mühte sich, wieder auf die Beine zu kommen. »Was ist geschehen?«
»Wir sind getroffen. Das steht fest. Aber ich weiß nicht, wie groß der Schaden ist.«
»Aber das Licht brennt noch«, stellte Bigman fest.
»Ich weiß. Die Notdynamos haben sich eingeschaltet.«
»Und die Hauptmotoren?«
»Ich weiß nicht. Das will ich gerade prüfen.«
Irgendwo unter ihnen begannen die Motoren wieder zu stottern. Die Nautilus schüttelte sich wie ein verletztes Tier. Dann verstummten die Motoren erneut.
Aus dem Lautsprecher drangen unverständliche Laute, und Bigman kam auf die vernünftige Idee, die Abstimmknöpfe zu verdrehen.
»Starr!« klang es jetzt aus der Membrane. »Lucky Starr! Hier ist Evans. Bitte Rückmeldung!«
Lucky kam Bigman zuvor. »Hier spricht Lucky. Was war das?«
»Das ist jetzt nicht wichtig«, antwortete die müde Stimme. »Das wird euch nicht wieder belästigen. Es ist schon zufrieden, euch dasitzen und sterben zu lassen. Warum seid ihr nicht weggeblieben? Ich habe es doch gesagt!«
»Ist dein Schiff beschädigt, Evans?«
»Es liegt seit zwölf Stunden fest. Die Energie reicht gerade für das Radio, aber auch nicht mehr lange. Die Lufterneuerer sind hin, und der Luftvorrat ist gering. Leb wohl, Lucky!«
»Kannst du nicht hinaus?«
»Der Schleusenmechanismus funktioniert nicht. Ich habe einen Unterseeanzug, aber wenn ich versuche, mir den Weg freizuschneiden, werde ich zerdrückt.«
Bigman wußte, was Lou Evans meinte, und schauderte. Die Schleusen in Unterseebooten waren so konstruiert, daß das Wasser langsam, sehr langsam, in die Schleusenkammer fließen konnte. Eine Schleuse auf dem Meeresgrund aufzuschneiden, in dem Versuch, so das Schiff zu verlassen, würde bedeuten, daß Wasser unter dem Druck von Hunderten von Tonnen hereinströmte. Ein Mensch, selbst in einem Stahlanzug, würde wie eine Konservendose unter einer Dampfwalze zerdrückt werden.
»Unser Steuer funktioniert noch«, sagte Lucky. »Ich komme hinüber und hole dich.«
»Danke! Aber warum? Wenn ihr euch bewegt, bekommt ihr einen zweiten Schlag, und selbst wenn nicht – was macht es für einen Unterschied, ob ich hier oder in eurem Schiff sterbe?«
»Wenn wir sterben müssen, sterben wir«, erwiderte Lucky ärgerlich, »aber keine Sekunde früher als nötig. Jeder Mann muß einmal sterben, das läßt sich nicht vermeiden, aber aufgeben darf man nicht.«
Er wandte sich Bigman zu. »Geh in den Maschinenraum und sieh nach dem Schaden. Ich möchte wissen, ob eine Reparatur möglich ist.«
Als Bigman im Maschinenraum mit Hilfe ferngesteuerter Bedienungsorgane an dem »heißen« Mikromeiler herumhantierte, spürte er, wie das Schiff Zoll für Zoll auf dem Meeresgrund entlangkroch, und in der Ferne glaubte er, das unstete Schnarren der Motoren zu hören. Einmal vernahm er ein fernes
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