Im Palazzo sueßer Geheimnisse
den Kopf. „Was habe ich dir gesagt?“, murmelte er, als Rosa hereinsah. Er seufzte. „Vielleicht ist es das Beste. Richtig fit bist du noch nicht.“
Wie kann er es so leicht nehmen?, fragte sich Lucy. Und fragte es sich auch noch eine gute halbe Stunde später, nachdem Rosa sie für die Nacht fertig gemacht hatte und sie wach lag, weil der Frust schlimmer war als quälender Hunger.
Da sie erst in den Morgenstunden einschlief, wachte Lucy am nächsten Tag vor halb zwölf nicht wieder auf.
Mithilfe der Krücke kam sie auch ohne Rosa im Bad zurecht. Sie war immer noch ein wenig steif, aber ihre Blutergüsse taten dank der Salbe weniger weh.
Ohne allzu große Schwierigkeiten zog Lucy frische Unterwäsche und ein T-Shirt-Kleid an. Anschließend setzte sie sich in einen Sessel, der an einem Tisch vor dem Fenster stand, und aß zu Mittag.
Nachdem Rosa das Tablett abgeräumt hatte, nahm Lucy die Krücke und humpelte damit im Zimmer herum. Dabei sah sie sich selbst in einem der hohen Spiegel und befand, dass sie nur noch einen Papagei auf ihrer Schulter brauchte.
Schauspielernd blickte sie finster und wild und rief: „Abrakadabra!“
Das plötzliche Lachen erschreckte sie.
Michele stand an der Tür und sah sehr amüsiert aus. „Na, wie geht’s?“, fragte er, kam herein und schloss die Tür hinter sich.
Lucy versuchte, ihre Nervosität zu überspielen. „Nun, viele Wettläufe würde ich nicht gewinnen, aber ich bin sicher, dass ich es mit jeder verwundeten Schnecke aufnehmen könnte, der ich begegne.“
„Das reicht. Du musst noch nicht so mobil sein.“
Sie nickte. „Wenn ich die Treppe schaffe, kann ich mich beim Arbeiten setzen.“
Ehe sie begriff, was er vorhatte, hatte er ihre Krücke genommen und sie außer Reichweite gelegt.
„Warum machst du das?“, keuchte sie, bedenklich wankend.
„Aus zwei Gründen. Zum einen, um eine Entschuldigung für das zu haben, was ich jetzt mache.“ Er ging zu ihr, hob sie auf seine Arme und lächelte sie breit an. „Zum anderen …“, er legte sie auf das Bett und setzte sich neben sie, „… um sicherzugehen, dass du hierbleibst.“
„Ich bin fit genug, um zu arbeiten. Außerdem kannst du mich nicht zwingen, hierzubleiben.“
„So sicher warst du nicht mit der Krücke. Also wirst du ohne auch nirgendwohin gehen. Und ehe du nicht versprichst, im Bett zu bleiben, werde ich sie behalten.“
„Du arroganter Mistkerl!“
Er schüttelte den Kopf. „Spricht so eine gut erzogene junge Dame zu ihrem Gastgeber?“
„Tut mir leid.“
„Entschuldigung angenommen. Dafür erlaube ich dir auch, heute Abend zum Essen aufzustehen.“
„Aber bis dahin ist es doch noch ewig hin.“
„Nun, ich bin sicher, wir finden etwas, was wir in der nächsten Stunde oder so tun können“, motivierte er sie. „Ich muss nicht vor drei aus dem Haus. Und wenn du dich fit genug zum Arbeiten fühlst, dann bist du auch fit für alles andere.“
Er hob ihre Hand an die Lippen und küsste die Innenseite ihres Handgelenks.
Lucy atmete schneller. „Ich weiß nicht, was du mit ‚alles andere‘ meinst, aber …“
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Du weißt sehr gut, was ich meine.“
Das Funkeln seiner Augen ignorierend sprach sie weiter: „Aber denk daran, dass Rosa jede Minute hereinkommen könnte.“
Michele seufzte. „Traurig und leider nur allzu wahr. Die empfindsame Seele der guten Frau dürfen wir nicht schockieren, oder? Natürlich könnte ich die Tür abschließen, aber dann würden fast sicher unerwünscht Vermutungen angestellt …“
Er drehte Lucys Hand und biss ihr spielerisch in den Daumen, was sie erschauern ließ. „Also, was schlägst du vor?“
Sie blickte auf seinen Mund, der so streng sein konnte und jetzt so sinnlich warm war. „Vielleicht könnten wir in den Garten gehen?“ Sie war zu allem bereit, nur um dieser erotisch hoch aufgeladenen Situation zu entfliehen, aus diesem verdammten Bett wegzukommen und …
Er verzog den Mund. „Kein schlechter Ort, aber ein bisschen zu öffentlich für das, an was du denkst.“
„ An was ich denke …“ Kurz war sie sprachlos über seine Unverfrorenheit. „Ich denke nur daran, frische Luft zu schnappen und … zu reden“, stieß sie hervor.
Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Zwischen einem Mann und einer Frau gibt es bessere Arten der Kommunikation als Worte … Obwohl Worte durchaus ihre Berechtigung haben.“ Er musterte sie, ehe er nachdenklich hinzufügte: „Wenn ich dich in den Garten
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