Im Paradies der Suende
sein.“
Mac folgten ihrem Blick und sah Lou Arm in Arm mit Jon und Simon.
„Du weißt doch, wie die zwei sind.“
„Scharf auf Farben?“
„Ja. Außerdem treiben sie‘s gern bunt.“
„Zu zweit?“
„Für einen Mann des Wortes bist du heute Abend ziemlich begriffsstutzig, Mac. Die beiden mögen flotte Dreier. Und sei versichert - sie sind ziemlich gut.“ Besorgt musterte sie ihn. „Bist du sicher, dass du keine Gehirnerschütterung hast?“
„Völlig sicher. Mir geht‘s gut. Ich bin nur müde. Immerhin führen wir Regency-Gentlemen ein ziemlich anstrengendes Leben.“
„Das liebe ich so an dieser Epoche.“ Viv ging mit ihm zum Speisesaal. „All diese überaus männlichen Typen! Wenn du neben Lou sitzen willst… Oh, die Farben-Jungs waren schneller. Und Peter sitzt ihnen gegenüber.“ Ihre Stimme nahm einen gurrenden, verführerischen Klang an. „Hi, Rob. Wenn du willst, mache ich deine Hosen enger. Die sitzen ziemlich locker.“
Rob hielt ihnen die Tür auf und warf Mac einen flehenden Blick zu.
„Lass das Kind in Ruhe, Viv“, mahnte Mac und zog sie mit sich.
„Oh, er ist so süß“, seufzte sie und strich mit ihrem Fächer über ihre Lippen. Vor ein paar Tagen hätte ihn diese Geste noch ganz verrückt vor Lust gemacht. „Ich glaube, er ist noch Jungfrau. Meinst du nicht auch?“
„Keine Ahnung.“ Er rückte ihr einen Stuhl zurecht. „Da verlasse ich mich auf deine größere Erfahrung.“
„Nun, die meisten Lakaien sind zum Anbeißen.“ Viv zog die Handschuhe aus und musterte ihn durch gesenkte Wimpern.
„Mach mal Pause, Viv.“
„Wie du meinst“, sagte sie gutmütig, so wie es ihre Art war.
In diesem Moment ertönte Chris‘ Glöckchen, und die Diener servierten des ersten Gang - Lachs, mit Krabben garniert und mit frischen Kräutern bestreut, Pasteten und Tarts mit goldgelber Kruste, Schüsseln mit Salaten, die im Kerzenlicht wie grüne und rote Juwelen funkelten.
Mac versuchte, Lou nicht anzuschauen. Doch er konnte nicht anders. Angeregt plauderte sie mit den Restaurateuren, lachte, flirtete und probierte die Speisen auf ihrem üppig beladenen Teller.
Während Mac hinüberschaute, füllte Jon - oder war es Simon? - ihr Weinglas erneut. Vorsicht, Lou. Vergiss nicht, dass du keinen Alkohol verträgst …
Aber das geht mich nichts an, erinnerte er sich.
Endlich erwiderte sie seinen Blick, höflich und distanziert. Dann schaute sie wieder weg, als wäre er in etwa so interessant wie einer der Kandelaber, die auf dem Tisch standen. Verdammt, er hatte es verbockt.
Lou
Chris stand auf, läutete ein Glöckchen und bedeutete den Lakaien, den Tisch abzuräumen. Erfreut beobachtete Lou, wie Peter bewundernd zu ihm aufschaute. Chris zwinkerte ihm zu und lächelte. Also hatten sie sich versöhnt.
Aber als Rob die Teller der beiden nahm, presste Peter die Lippen zusammen und sah in die andere Richtung. Chris dagegen berührte die Hand des jungen Lakaien demonstrativ und verwickelte ihn in ein Gespräch über irgendetwas, das mit dem Tisch zusammenhing. Was ging da vor? Misch dich nicht ein, ermahnte sich Lou. Das müssen sie selbst klären. Und wenn sie dich um Hilfe bitten, wirst du dein Bestes tun.
Alan und Cathy, die neben Peter saßen, schoben einander kichernd Leckerbissen in den Mund. Die beiden merkten gar nicht, was um sie herum geschah. Wie süß, dachte Lou und fragte sich, ob sie schon wieder zu viel Wein getrunken hatte. Die Diener kamen, um den nächsten Gang zu servieren - einen Austern-Eintopf, Platten mit Gemüse, die wie Kunstwerke arrangiert waren, und gebratenes Geflügel.
Noch mehr Wein wurde eingeschenkt. Das Tischgespräch drehte sich jetzt um den Ball, der in ein paar Tagen stattfinden sollte. Zu diesem ersten öffentlichen Event in Paradise Hall waren auch einige Dorfbewohner, historische Vereine und Jane-Austen-Fans eingeladen worden. Neben dem Tanzvergnügen und einem großen Dinner sollte es auch eine Besichtigungstour geben. Das Fest würde dem Haus hoffentlich die Medienaufmerksamkeit verschaffen, die Chris und Peter so dringend brauchten. Unglücklicherweise beherrschten die derzeitigen Gäste die Tänze noch immer nicht.
„Das spielt keine Rolle“, erklärte Peter, „ihr sollt euch vor allem amüsieren. Lou, darf ich dich um die ersten beiden Tänze bitten?“ Er zog die Brauen hoch, als er zu Mac hinüber schaute. Der war in ein Gespräch mit Viv vertieft.
„Oh, ich fühle mich geehrt.“ Lou riss ihren Blick von Mac los. Soll er doch
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