Im Paradies der Suende
- nein. Und dann war da noch Lou, cool und distanziert, sicher das Geringste von drei Übeln. Viv, die gerade die Nähte seiner Livree-Jacke öffnete, war diesmal außen vor. Also Lou.
Er stieg auf das Podest und schaute ihr in die Augen. Verdammt wollte er sein, wenn er eingeschüchtert wirkte, selbst wenn er sich genau so fühlte. An ihm gab es nichts, für das er sich schämen musste. Könnte höchstens sein, dass sein Rücken einen bisher unentdeckten Makel aufwies. Doch das wäre weder seine Schuld noch sein Problem. Er ließ den Morgenmantel fallen und kam sich dabei nur ein kleines bisschen wie ein Stripper vor. Dann kniete er sich hin und stützte sich auf einen Ellbogen, nach seiner Meinung die anmutigste Methode, um in die Horizontale gelangen. Erst dann fiel ihm ein, das Tuch über seine Lenden zu legen.
Geschafft.
Lou nickte ihm zu und lächelte ihn flüchtig an, so wie sie es beim Dinner tun würde, wenn er ihre zu Boden gefallene Serviette aufhob.
Puh …
„In zwanzig Minuten kannst du eine Pause machen. Schrei einfach, wenn du dich schon früher bewegen willst.“ Viv arrangierte ihn wie ein Möbelstück, schob ein Kissen unter seinen Arm, rückte ein Bein zurecht. Rob war dankbar für ihre Unbefangenheit. Sie empfahl den Damen, auf Licht und Schatten zu achten, ohne Scheu Pastelltöne auszuprobieren, die Farbstifte zu benutzen und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Vor allem aber sollten sie ihren Spaß haben.
Eine Zeit lang schienen sie Skizzen anzufertigen. Dann verkündete Sarah, sie müsse ihre Staffelei woandershin stellen. Rob nahm an, sie suchte einen Platz, der ihr freien Ausblick auf seinen Arsch bot. Schließlich fingen sie an, und abgesehen von einem gelegentlichen Kichern oder Wispern war es still im Raum.
Lous Bleistift kratzte über das Papier. Unzufrieden schüttelte sie den Kopf, radierte etwas aus und starrte Robs Oberkörper an. Hinter ihm verrieten leise Geräusche, dass Viv an seiner Jacke arbeitete.
„Was machen die Jungs heute Morgen?“, fragte Cathy.
„Billard“, erklärte Lou. „Und wahrscheinlich haben sie schon zeitig zu trinken angefangen. Ich wünschte, wir hätten ausreiten können.“
„Ah, ein typisches Cowgirl“, sagte Sarah boshaft.
„So was in der Art.“
Die Tür zum Speisezimmer öffnete sich. „Alles in Ordnung?“, fragte Peter. Rob musste sich zwingen, nicht nach dem Morgenmantel zu greifen. „Benehmen sich deine Schülerinnen anständig, Viv? Gut. Mal sehen. Oh, sehr hübsch, Cathy, eine wunderbare Linienführung. Haben Sie Kunst studiert?“
„In der Schule war‘s mein Lieblingsfach.“ Sie kicherte. „Aber da hatten wir keine so tollen Modelle.“
„Und Sarah“, fuhr Peter fort. „Sehr ungewöhnlich. Dass Sie von diesem Platz aus so - eh - viel sehen, hätte ich nicht gedacht.“
„Nun, ich habe eine lebhafte Fantasie.“
Als er zu Lou ging, knarrten die Dielenbretter. Er berührte ihre Schulter, und sie lächelten sich liebevoll an.
„Ja, ich weiß“, seufzte sie, „ich sollte das auf keinen Fall zu meinem Hauptjob machen.“
„So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Und solange du dich amüsierst…“
Rob fixierte die Wand über Lous Kopf. Etwas hatte sich verändert. Ihm war bewusst, dass ihn drei Frauen anstarrten. Wahrscheinlich waren es sogar vier, aber Viv war durch ihren Beruf an nackte Leute gewöhnt. Doch seit Peters Ankunft lag ein Prickeln in der Luft, sehr intensiv und persönlich.
Er versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, und ließ seine Gedanken umherschweifen.
Lou. Lou im Dunkeln, auf der Treppe, ihre entblößte Brust, die sich an seiner Haut rieb. Immer wieder war er in seiner Fantasie zu dieser Szene zurückgekehrt. Allerdings hatte er Mac eliminiert, damit er mit Lou allein sein konnte. In seinen Tagträumen wich sie nicht erschrocken vor ihm zurück, und er war nicht verlegen wegen seiner unübersehbaren Erektion. Hatte sie das damals wahrgenommen? In seiner Vorstellung würde sie es merken und nach unten greifen, während er ihre Brust mit dem schönen, harten Nippel streichelte …
O Scheiße, Scheiße. Unter dem Tuch regte sich Robs Schwanz und richtete sich auf.
Das würde sie sehen. Peter auch. Nur ein kleines Stück Stoff verhinderte seine totale Demütigung. Unmöglich, nach unten zu greifen, um festzustellen, ob noch alles bedeckt war. Die Bewegung würde die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf seinen Zustand lenken. Er kam sich vor wie ein Exhibitionist, der auf
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