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Im Paradies der Suende

Im Paradies der Suende

Titel: Im Paradies der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Mullany
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hatte sie als einzige Frau seine Erektion bemerkt. Auch Peter hatte sie gesehen, die Hände geballt und den Salon mitten im Satz verlassen. Armer Peter.
    Sie wusste, wie er sich fühlte. Auch sie hatte plötzlich ein so heftiges Verlangen überkommen, dass sie nach Luft ringen musste. Robs Mischung aus Unschuld und Charme war so erotisch, er selbst offenherzig und unkompliziert. Vielleicht war es das, was sie sich wünschte und was sie brauchte.
    Der Geiger beendete sein Spiel mit einer schwungvollen Geste des Bogens. Die Tänzer verneigten sich, die Tänzerinnen knicksten. Dann gingen alle zum Tisch mit den Erfrischungen.
    Lou nahm eine Limonade und ging ans Fenster. Es regnete nicht mehr, aber auf Rosenbüschen und Bäumen funkelten noch immer Wassertropfen. Während sie ihr Glas lehrte, kam ein Lakai mit einem Silbertablett zu ihr, auf dem ein Kuvert lag.
    Falls die Nachricht von Mac stammte, würde Lou sie nicht entgegennehmen. Doch sie erkannte Vivs Handschrift. Die teilte ihr mit, dass sie an diesem Nachmittag zur Anprobe ihres Ballkleids ins Pförtnerhaus kommen sollte. Sie dankte dem Lakaien und gab ihm ein Trinkgeld, eine Münze aus ihrem Handtäschchen. Als er sich verneigte, musterte er ungeniert ihr Dekolleté. Lou bemerkte, dass Rob den Jungen empört anstarrte.
    „Brauchen Sie einen Schirm, Ma‘am?“, fragte Rob.
    „Woher wissen Sie, dass ich hinausgehen werde?“
    „Sie haben aus dem Fenster geschaut. Und dann noch einmal, nachdem Sie die Nachricht gelesen hatten.“
    Mit seinem guten Aussehen, seinem Einfühlungsvermögen und der Loyalität gegenüber seiner Familie, von der ihr Peter erzählt hatte, würde er irgendwann ein Mädchen sehr glücklich machen. Sie lächelte und nickte ihm zu. Dann ging sie in ihr Zimmer, um für den Weg zum Pförtnerhaus Halbstiefel anzuziehen.
    Sie verließ das Haus durch die Vordertür, blieb kurz stehen und bewunderte die Szenerie. Ihr Blick fiel auf verschiedene lebhafte Grünnuancen und schwere Rosenblüten voller funkelnder Regentropfen. Dann ging sie die Stufen hinab und folgte der Zufahrt. Es gab einen schöneren, leicht gewundenen Spazierweg durch den Wald. Doch da würde sie sich nasse Füße holen.
    Aus den geöffneten Fenstern des Pförtnerhauses drangen Wortfetzen und Opernmusik. Lou erkannte Macs Stimme. Der Gedanke, sie könnte ihn erneut in einer sexuellen Situation überraschen, weckte zu ihrem eigenen Erstaunen Mordlust in ihr.
    Zu ihrer Erleichterung gab es keinen Anlass für ihre blutrünstigen Rachefantasien. Mac saß mit hochgekrempelten Ärmeln an einem kleinen Schreibtisch und tippte auf der Tastatur eines Laptops herum. Viv ging vor einer Schneiderpuppe auf und ab, den Mund voller Stecknadeln. Neben ihr saß Di Brooks, die Zofe, und nähte an einem Kleid.
    „Willkommen im einundzwanzigsten Jahrhundert“, sagte Viv. „Geh nach oben, Mac, Lou muss dieses Kleid anprobieren.“
    „Klar.“ Mac nahm seinen Laptop und einen Notizblock und ging die Treppe hinauf.
    „Wirklich nett, ihn mal arbeiten zu sehen“, bemerkte Viv. „Aber irgendetwas scheint unseren Jungen zu bedrücken.“ Neugierig schaute sie Lou an.
    Di legte ihre Näharbeit beiseite und stand auf, um Lou aus ihrem Kleid zu helfen.
    „Ist das für mich?“ Lou inspizierte das dunkelrote Kleid an der Schneidepuppe. „Was für eine fantastische Farbe. Aber hat es überhaupt ein Oberteil?“
    „Nun, ich dachte, Sie könnten etwas mehr von Ihren Titten zeigen. Dazu gibt‘s ein Überkleid und einen passenden Unterrock. Und Sie müssen Ihr Hemd tiefer runterziehen. Vor dem Ball wird Di Ihnen helfen.“
    Lou schaute auf ihre hochgeschobenen Brüste, die wie auf einem Präsentierteller lagen. Ihre Brustwarzen waren nur sehr knapp bedeckt.
    „In der Regency-Ära war‘s den Frauen egal, ob man ihre Nippel sah“, erklärte Viv. „Ihre sind wegen Ihrer hellen Haut rosa. Aber wenn Sie richtig unartig sein wollen, können Sie die mit Rouge färben. Dann wissen Ihre Tanzpartner, wo sie hinschauen müssen.“
    Zuerst stieg Lou in den Unterrock, dann wurde raschelnder Satin über ihren Kopf gezogen. Di verschnürte das Kleid am Rücken.
    In diesem Moment klopfte Mac an die Tür und trat ein. „Tut mir leid, ich habe etwas vergessen… Scheiße, Lou, was hast du denn an?“
    Hastig verschränkte sie die Arme vor der Brust. Glauben Sie bloß nicht, Sie könnten einen Blick erhaschen, Sir…
    „Hau ab, Mac!“, befahl Viv und warf einen Schal um Lous Schultern.
    Krachend fiel die Tür

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