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Im Paradies der Suende

Im Paradies der Suende

Titel: Im Paradies der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Mullany
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Wasser ist noch abgestellt.“
    Sie warf einen kurzen Blick durch die Tür und sah eine rostige alte Toilette mit einer Kette am Wassertank und eine Wanne mit Klauenfüßen.
    „Wenn man alles sauber macht und herrichtet, kann‘s ganz nett werden“, sagte Rob.
    „Wann fängt er an?“
    „Dad hat sich gerade erst beworben“, murmelte er und schaute weg. „Und ich bin mir nicht sicher, ob er die Stelle kriegt.“ Er richtete sich auf und schürte das Kaminfeuer. „Oben sieht‘s wirklich cool aus. Schauen Sie sich‘s an. Das heißt, wenn Sie Lust haben.“
    „Okay.“ Sie folgte ihm die Treppe hinauf. Direkt unterm Dach gab es zwei winzige Schlafzimmer, in denen die Reste eines eisernen Bettgestells und ein paar Lumpen lagen.
    „Hübsch, nicht wahr?“, fragte er.
    „Eh - ja, ich glaube, daraus lässt sich was machen.“ Offenbar war es wichtig für ihn, dass sie ihm zustimmte.
    „Hier oben gibt es keinen Strom, aber Graham kann seine Hausaufgaben unten machen. Und ich kann schnell vom Haupthaus rüber kommen…“
    „Aber Sie werden in Cambridge studieren und nur in den Ferien hier sein.“
    „Ja.“ Er lief die Treppe hinunter und rief über die Schulter: „Na ja, das ist noch nicht hundertprozentig sicher.“
    „Was heißt das?“ Sie folgte ihm nach unten. „Ich dachte, Sie hätten ein Stipendium. So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben. Was ist passiert?“
    „Das ist kompliziert“, antwortete er und stocherte in der schwelenden Asche herum.
    Sie wartete, aber er wollte offenbar nicht erklären, was das bedeutete. Stattdessen nahm er eine Flasche Limonade vom Fensterbrett, schraubte den Verschluss ab und hielt sie ihr hin.
    Durstig begann sie zu trinken und fühlte sich dabei wie ein Junkie. In den letzten Tagen hatte sie sich an Kaffee und Tee gewöhnt. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie etwas Frisches, Kaltes mit Kohlensäure vermisst hatte. „Danke. Ich sollte jetzt zum Haus gehen.“ Sie gab ihm die Flasche zurück, die er in seine Jackentasche steckte.
    „Okay, ich werde Sie begleiten, Ma‘am. Meine Chefs sollen nicht glauben, ich drücke mich vor der Arbeit.“
    „Soweit ich das feststellen konnte, arbeiten Sie sehr hart.“
    Rob zuckte mit den Achseln, dann verließen sie das Cottage, und er schloss die Tür ab. „In dieser Art von Job muss man einen Mittelweg finden - zwischen der Leistung, die von einem erwartet wird, und der Arbeit, die man sich sparen kann, ohne dabei erwischt zu werden. Haben Sie Swift gelesen? Seine Ratschläge für Dienstboten?“
    „Erzählen Sie mir davon.“ Sie liebte es, wenn ihre Studenten sie über neue Entdeckungen informierten.
    „Also, das ist ein witziges Benimmbuch für Diener. Ich habe es online gefunden, als ich mich um diese Stelle bewarb. Wenn man etwa losgeschickt wird, um etwas zu besorgen, sollte man möglichst lange wegbleiben - und bei der Rückkehr eine gute Ausrede parat haben. Sie können zum Beispiel sagen, sie mussten sich von einem Cousin verabschieden, auf den schon der Galgen wartete. Oder Sie mussten ihren Herren suchen und waren deswegen in hundert Pubs.“ Er grinste. „Ein sehr komisches Buch.“
    „Das hört sich an, als habe sich Swift ziemlich oft über sein Personal geärgert. Seine Gedichte werden Ihnen gefallen. Einige sind ziemlich derb und unanständig, andere sehr schön und sanft. Sicher werden Sie seine Werke in der Bibliothek von Paradise Hall finden.“ Sie schaute sich um und sah ein Dickicht aus Bäumen und Büschen. „Wohin gehen wir?“
    „Hier entlang.“
    Sie folgten einem Pfad, der zum See führte. Am anderen Ufer stand das Sommerhäuschen, anmutig und leuchtend. Rob ging voraus. Er schob Zweige aus dem Weg, und Lou versuchte, ihr Kleid nicht noch mehr zu ruinieren.
    Als sie sich dem Pavillon näherten, ging das leichte Nieseln in prasselnden Regen über.
    „Laufen wir!“ Rob nahm ihre Hand, und sie rannten in das Sommerhaus. Völlig außer Atem beobachteten sie, wie der Wind den Regen übers Wasser peitschte.
    Lou lachte und wollte ihr nasses, zerzaustes Haar aus dem Gesicht streichen. Erst da bemerkte sie, dass sie immer noch Robs Hand hielt. Wie schockierend, Händchenhalten mit einem Dienstboten, noch dazu ohne Handschuhe…
    „Erklären Sie mir, warum Sie Schwierigkeiten mit Ihrem Studium haben, Rob. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“

17. KAPITEL
    Rob
    Ein paar Sachen hatte er Di erzählt, aber nicht alles. Jetzt brach es aus ihm heraus. Er ballte die Hände zu Fäusten, ruderte mit

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