Im Paradies der Suende
neue Kräfte gesammelt, um seine Selbstachtung gerungen. Nun versuchte er, sich als seriöser Bewerber um den Job zu präsentieren.
Er saß im Büro und hielt eine Aktentasche auf den Knien. Peter nahm an, dass sie leer war. Die Kopie seines Lebenslaufs, der bereits per Mail eingegangen war, hatte er Peter schon gegeben.
„Von diesem Haus ist Rob ganz begeistert. Einfach wunderbar, dass es so prachtvoll restauriert wurde…“
„Ohne die Hilfe aus dem Dorf hätten wir das nicht geschafft“, erwiderte Peter. „Und Rob leistet großartige Arbeit. Sicher sind Sie sehr stolz auf ihn.“
„Ja, er ist Ordnung.“
Peter verkniff sich einen sarkastischen Kommentar. „Sie werden ihn sicher vermissen, wenn er in Cambridge studiert.“
Darauf gab Mike keine Antwort. Peter überflog noch einmal den Lebenslauf. Im Moment war der Mann arbeitslos, davor hatte er eine Kette von Sonnenstudios betrieben.
„Dieser Job unterscheidet sich ziemlich von Ihrer bisherigen Tätigkeit.“
„Nun, ich brauche eine Veränderung. Handwerkliche Arbeit liegt mir. Außerdem halte ich mich gern im Freien auf.“ Und das sagte ausgerechnet ein Mann, dessen Blässe verriet, dass er in den letzten Wochen nur selten frische Luft eingeatmet hatte …
„Erst einmal müssten Sie das Cottage renovieren, in dem Sie wohnen würden. Nichts Luxuriöses, aber solide gebaut und groß genug für eine Person.“
Mike nickte. „Klingt gut“, sagte er etwas angestrengt.
„Noch irgendwelche Fragen?“ Am liebsten hätte Peter den Mann gepackt und geschüttelt, damit er endlich aufwachte. Mike kam ihm wie ein Zombie vor. Zum Glück ging die Tür auf, und Chris trat ein. „Ah, da ist mein Partner.“
Er machte die beiden miteinander bekannt und überließ es Chris, die weiteren Fragen zu stellen. Schon bald bereute er das.
Angewidert schob Chris den Lebenslauf über den Schreibtisch. „Da steht nichts von Ihrem Bankrott.“
„Weil das nichts mit meinen Fähigkeiten zu tun hat“, entgegnete Mike.
„Aber vielleicht mit diesem Job. Möglicherweise werden wir Ihnen finanzielle Transaktionen anvertrauen, zum Beispiel bei der Bestellung von Vorräten. Wir müssen wissen, ob Sie das korrekt durchführen könnten.“
„Ich bin kein Verbrecher.“ Zum ersten Mal blitzte ein gewisses Temperament in Mikes Augen auf.
„Warum ist Ihr Unternehmen pleite gegangen?“
„Wegen mangelnder Nachfrage. Die Leute haben heute Angst vor der schädlichen Wirkung von Sonnenbänken.“
Chris schwieg, und Peter überlegte, wie er die Situation retten konnte. Er wusste, dass sein Lebensgefährte manchmal bissig war, aber so gemein und bösartig hatte er ihn noch nicht erlebt. Es war wohl am besten, wenn er Mike mit ein paar höflichen, nichtssagenden Worten hinauskomplimentierte und versprach, ihm in einigen Tagen seine Entscheidung mitzuteilen.
Aber Mike erwachte plötzlich zum Leben. Er sprang auf, und der Aktenkoffer fiel zu Boden. „Wofür zum Teufel halten Sie sich eigentlich? Sie kommen in unser Dorf, schmeißen mit Ihrem Geld um sich und glauben, Sie könnten uns wie den letzten Dreck behandeln! Ich brauche diesen Job, ihr Hurensöhne, weil ich alles verloren habe - mein Haus, meine Frau, und meine Kinder kümmern sich kaum um mich. Noch tiefer kann ich nicht sinken. Aber diese Scheiße lasse ich mir weder von Ihnen noch von sonst wem bieten. Schieben Sie sich diesen Job und das verdammte Cottage in Ihren feudalen Arsch!“ Sein Gesicht war hochrot vor Zorn, als er seine Faust auf den Schreibtisch donnern ließ. „Euch zwei könnte es auch treffen, ihr Drecksäcke, wenn keine Gäste in euer Luxuspuff kommen. Und dann werdet ihr vielleicht mich um einen Job anbetteln!“
Als er zur Tür stürmte, reichte Chris ihm wortlos den Aktenkoffer.
Schockiert wandte Peter sich an Chris. „Was ist bloß in dich gefahren?“
„Er versucht, das Leben seines Sohnes zu zerstören!“, fauchte Chris. „Das hat Lou mir erzählt. Also verdient er‘s verdammt noch mal, sich mies zu fühlen. Der Kerl erinnert mich an meinen Alten!“
Nur ganz selten sprach Chris über seine Familie, und Peter hatte gelernt, keine Fragen zu stellen. „Ich dachte, du magst Rob nicht“, sagte er mit schwacher Stimme.
„Damit hat das nichts zu tun. Wenn du willst, gib Temple den Job.“
„Ich weiß nicht, ob das richtig wäre“, gestand Peter. „Einen besonders guten Eindruck hat er nun wirklich nicht auf mich gemacht. Aber verdammt noch mal, wie viele Leute trauen sich, bei
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