Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Profil des Todes

Im Profil des Todes

Titel: Im Profil des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
versetzen müssen. Sie schaltete das Handy ab und
    sah Joe an. »Er wollte einfach mal wieder mit mir plaudern. Der Scheißkerl will, dass ich Angst vor ihm habe. «
    »Dann tu so, als hättest du Angst. Fordere ihn nicht heraus. «
    »Ich denk nicht daran.«
    Joe lächelte schwach. »War einen Versuch wert. Hast du irgendwas erfahren, was uns weiterhilft?«
    »Er sagte, er heißt Dom. Er tötet schon seit mehr als zehn Jahren, und zwar aus purem Vergnügen. Er
    macht sich Gedanken über sich und die Welt. Er ist intelligent, genau wie wir vermutet haben.« Sie trat wieder an den Sockel. »Könntest du das alles
    aufschreiben und Spiro übermitteln? Ich muss
    weiterarbeiten.«
    »Eine Pause würde dir nicht schaden.«
    »Doch, das würde mir schaden«, erwiderte sie trotzig.
    »Ich werde nicht zulassen, dass dieser Kerl mich in meiner Konzentration stört. Er will mich kontrollieren, aber ich werde den Teufel tun und das zulassen. Ich werde ihm nicht geben, was er sich erhofft. «
    Sie stand vor dem Schädel. Ihre Hände zitterten leicht.
    Ganz ruhig. Jetzt kam der letzte Schritt, die Ge-
    sichtszüge. Nur nicht ablenken lassen. Sie musste kühl und distanziert sein.
    Haben Sie nicht gespürt, wie ich hinter Ihnen gestanden und Ihnen bei der Arbeit über die Schulter geschaut habe?
    Sie widerstand dem Impuls, sich umzudrehen. Nie-
    mand starrte ihr in den Rücken oder über die Schulter.
    Niemand außer Joe befand sich hinter ihr.
    Wenn sie zuließ, dass Dom Einfluss auf sie gewann, indem er seine Bilder in ihren Kopf pflanzte, hätte er einen Sieg errungen. Sie musste ihn ausblenden,
    musste an den kleinen Jungen denken, nicht an das Ungeheuer, dass ihn getötet hatte.
    Bring ihn nach Hause.
    Mit langsamen, konzentrierten Bewegungen begann
    sie, das Gesicht des Kindes zu modellieren.

    Sie war stärker, als Dom angenommen hatte.
    Eine Welle der Erregung durchlief ihn. Sie war eine Herausforderung. Wenn er von ihren Gefühlen zehren wollte, würde er hart dafür arbeiten müssen.
    Im Grunde überraschte es ihn nicht. Er war darauf vorbereitet gewesen. Er begrüßte es sogar. Er würde sich mächtig ins Zeug legen müssen, um sie zu erschüttern.
    Er hatte da schon eine Idee.
    Er ließ den Wagen an, setzte rückwärts aus der Park-bucht vor dem Einkaufszentrum und fuhr zurück nach Atlanta.

Kapitel 5
    5.40 UHR

    Sie war fast fertig. Nur noch die Augen.
    Sie langte nach dem Kästchen mit den Augen, das auf dem Arbeitstisch stand.
    Braun war die häufigste Augenfarbe, deshalb benutzte sie bei Rekonstruktionen meistens braune Augen. Sie drückte die Glasaugen in die Höhlen und trat einen Schritt zurück.
    Bist du das, John Devon? Habe ich gut genug ge-
    arbeitet, um dich nach Hause bringen zu können?
    »Möchtest du jetzt das Foto sehen?«, fragte Joe ruhig.
    Sie hatte kaum wahrgenommen, dass er die ganze
    Nacht auf dem Sofa gesessen und gewartet hatte.
    »Ja.«
    Er stand auf, nahm den großen Briefumschlag vom
    Couchtisch und öffnete ihn. Er legte ein Foto zur Seite und brachte ihr das andere. »Ich glaube, dieses hier willst du haben. «
    Sie starrte das Foto an, ohne es zu berühren. Er irrte sich, sie wollte es nicht haben.
    Nimm es. Bring ihn nach Hause.
    Sie streckte die Hand aus und nahm das Foto. Sie hät-te blaue Augen einsetzen müssen, stellte sie fest. Aber alles andere passte. »Er ist es. Es ist John Devon.«
    »Ja.« Er nahm das Foto und warf es auf die Werk-
    bank. »Ich rufe Spiro an, sobald ich dich ins Bett ver-frachtet habe. «
    »Ich werde ihn anrufen.«
    »Schluss jetzt. « Er zog sie durch den Raum und in den Flur. »Ich habe gesagt, ich rufe ihn an. Du hast deinen Teil erledigt.«
    Richtig, sie hatte ihren Teil erledigt. John Devon war gefunden und das bedeutete ...
    »Hör auf zu grübeln«, sagte Joe grob, während er sie auf ihr Bett setzte. »Ich wusste, dass es an dir zehren wird, sobald du fertig bist. Aber verdammt noch mal, du musst dich jetzt ausruhen.« Er verschwand ins
    Badezimmer und kam mit einem nassen Waschlappen
    zurück. Er setzte sich neben sie und fing an, ihr den Ton von den Händen zu wischen.
    »Ich müsste eigentlich duschen.«
    »Wenn du aufgewacht bist.« Er warf den Waschlappen auf den Nachttisch, bedeutete ihr, sich hinzulegen, und zog ihr die Decke über.
    »Ich hatte Angst, dass er es sein würde«, flüsterte sie.
    »Einerseits habe ich es mir gewünscht, aber zugleich hatte ich Angst davor.«
    »Ich weiß.« Er schaltete das Badezimmerlicht aus, setzte sich

Weitere Kostenlose Bücher